Samstag, 14. September 2013

Die Zeit der Früchte

Wenn es eine Zeit gibt, sich nur von Früchten zu ernähren, dann ist sie jetzt. An den Bäumen leuchten allenthalben die reifen und reifenden Früchte im schon etwas fahlen Laub. Zwar sind die Frühzwetschgen durch, und leider die Reineclauden auch. Gerade letztere sind mir einer der liebsten Sommergenüsse. Als es vor zwei Wochen noch warm war, brauchte man sich nur dem kleinen Baum mit den runden, grüngelben Pfläumchen nähern, dann wurde man von einem warmen Fruchtduft empfangen. 

Reineclauden müssen sonnenwarm und reif frisch vom Baume gepflückt gegessen werden. Sie verlieren schon etwas von ihrem unvergleichlichen Aroma beim nach hause tragen. Kaufen lassen sie sich schon gar nicht. Auf dem Markt sind es meist nur traurige runde harte Dinger ohne Duft, welche da feilgeboten werden, da sie "transportfähig" geerntet wurden, also nicht reif und aromatisch. "Einjedes Geheimnis der Welt darfst du verraten, nur nicht, wo im Sommer die großen grünen Reineclauden reifen!"

Von den Brombeeren hängen nur noch ein paar späte, die willkommen sind zum Naschen. Doch reifen jetzt die späten Zwetschen, die Birnen und vor allem die Apfel. Jetzt wird mein Garten wieder zu meinem Avalon, der Insel der Äpfel. Sicher, es gab Ende Juli schon die ersten Klaräpfel, sie waren hochwillkommen und wurden gerne gegessen. Doch etwas anderes ist der jetzige Segen. Es beginnt mit diesen kleinen knatscheroten, die erst etwas süßsäuerlich sind, dann schnell süßmürbe werden und auch schnell gegessen werden wollen. Dann geht es weiter mit den duftenden Holsteiner Cox. "So müssen Äpfel schmecken", die Bemerkung der Liebsten beim Verköstigen des ersten reifen Apfels dieser Sorte.

Ab jetzt lässt es sich ohne größere Nachschubprobleme wahrmachen, jeden Tag einen Apfel zu verzehren. Das soll ja den Doktor vertreiben, wie ein englisches Sprichwort sagt. Ja, das durch den Garten gehen und hier und da vom Baume die Früchte in Empfang zu nehmen und sie sofort zu verzehren, das hat etwas paradiesisches. Eine wundervolle Leichtigkeit, verbunden mit einer großen Dankbarkeit. Was für eine Fülle an Geschenken!

Alles, was an Sträuchern und Bäumen an Früchten  farbig duftet, haben die Bäume und Sträucher für uns bereit gestellt. Es sind "Säugetierfrüchte", welche neben oft auffälliger Farbigkeit (auch für die Augentiere, die Vögel) berrückend duften. Es sind kleine Geschenke für uns, wir sollen die Früchte samt Kernen und Samen verspeisen und dann die Samen und Kerne, eingebettet in einem nahrhaften Dunghaufen, wieder irgendwo in die Landschaft säen.

Zwar ist uns das abgewöhnt worden, das "In die Landschaft säen", und so unsere Nahrungesspender zu verbreiten, doch sollten wir nicht nur einmal sondern mehrmals im Leben Fruchtbäume pflanzen, allein, um etwas von diesem Segen zurück zu geben. Wenn ich durch die Bremer Parks, Anlagen und Grünstreifen spaziere, sehe ich eine Unmenge Orte, welche noch den einen oder anderen Apfel- und Birnenbaum "vertragen" könnte. 

Die reifen Früchte, diese Baumgeschenke, bezahlt man nicht mit Geld, sondern mit der Weiterverbreitung der fruchttragenden Pflanzen. Das ist "der Deal", den wir eigentlich mit der Pflanze eingegangen sind. Dabei sollte es egal sein, zu wissen, ob morgen. . .

Auch Paradiese wollen gehegt und gepflegt werden. Herbst ist Pflanzzeit. 




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