Montag, 28. Mai 2012

Die hohe Zeit der Rosen


Rosengelee


Blüten von Rose de Resht und Louise Odier
Jetzt beginnt die hohe Zeit der Rosen. Hier in Bremen sind sie nach den warmen Tagen der letzten Zeit mit Macht zum Blühen gekommen. Gestern war ich in meinem früheren Garten, in dem ich Rosen in mehreren Sorten gepflanzt hatte, unter anderem die Damaszener-Rose Rose de Resht, die Alba-Rose Königen von Dänemark und die Rose Louise Odier. Ich kam nicht umhin, mir einige Blüten für den Ansatz eines Rosengelees zu sammeln.

Das Grundrezept ist denkbar simpel: Rosenblüten von gerade aufgeblühten duftenden Rosen werden frühmorgens geerntet, die Blütenblätter abgezupft, so dass keine grünen Kelchblätter dabei sind. Wer es ganz genau nimmt und besonders fein haben möchte, schneidet auch noch den unteren helleren bis grünlichen Teil der Blütenblätter mit einer Schere ab. Diese werden sofort in eine Glasschüssel getan und eingezuckert. Dazu nehme ich möglichst einen raffinierten "neutral" schmeckenden Zucker (den gibt es mittlerweile auch in Bioqualität), da das Rosenaroma, besonders von den Heckenrosen, so subtil ist, dass es von anderen Aromen schnell überlagert werden kann.
Der Rosen-Zucker-Ansatz darf 24 Stunden ziehen. Am nächsten Tag wird er in einen Topf gefüllt, mit Wasser übergossen und einmal aufgekocht. Er sollte wirklich nur einmal kurz sprudelnd kochen und dann vom Feuer genommen werden. Die Rosenblütenblätter werden abgesiebt und das Geliermittel eingerührt.

Noch einmal drei Minuten kochen lassen, Gelierprobe machen, und in sterilisierte Twist-Off-Gläser randvoll abfüllen.

Die empfehlenswerteste Rosensorte für dieses Gelee ist die Damaszenerrose Rose de Resht. Sie nimmt mit auch mit ärmeren Böden vorlieb, ist sehr pflegeleicht, hat einen guten und starken Rosenduft und ist, im Gegensatz zu vielen anderen historischen Rosen remontierend, das heißt, sie blüht nach einer Pause wieder. Dieses kann unterstützt werden, wenn man die verblühten Rosen bis auf das erste fünfzählige Fiederlatt ausschneidet.

Dieser Rosen-Zucker-Ansatz kann aber auch im Verhältnis 1 : 3 einem Erdbeermus beigemischt werden, und daraus wird dann eine Erdbeer-Rosen-Marmelade bereitet. Ansonsten sind Mischngen und Beimischungen mit und zu Rosen nicht zu empfehlen, bis auf Vanille, welche, behutsam angewendet, das Rosenaroma angenehm unterstreicht.

Wenn ich zu dem Rosenansatz nur wenig Geliermittel gebe, so, dass er gerade etwas dickflüssiger wird, sirupartig, und noch etwas Zitronensaft dazu tu, dann habe ich den Grundstoff für eine Rosenbowle, wenn ich ca. 1  :  4  mit stark kohlesäurehaltigem Wasser aufgieße. 

Rosenengel. Foto: Frederike Herrlich






                      Sphinx


Am Ende der Nacht stellte ich selber die letzte Frage:
Was ist das für ein Lied, welches Du singst?“
Sie öffnete die Tür dem beginnenden Tage:
Es duftet nach Rosen“, sagte die Sphinx.








Das Rezept ist entnommen dem Heft "Kunterbunte Gartenküche"


Das Heft kostet 8,-- € und kann bei mir bestellt werden.
Die Erlöse kommen dem Naschgartenprojekt "Freche Früchtchen"
in Bremen zugute und werden ausschließlich für Sachmittel wie
Pflanzen, Dünger etc. verwendet.








Montag, 14. Mai 2012

Finden im Mai. . .

Mairitterlinge
Spätestens jetzt beginnt wieder die hohe Zeit des Herumstreifens in der Landschaft für mich. Jeden Tag kommt neues hinzu, die Stängel des Großen Weidenröschchens nehmen beachtliche Höhen an, und werden jetzt geerntet als willkommener "Wildspargel", Giersch wird zu Pesto verarbeitet, ach, man kann mit dem Ernten gar nicht nachkommen. Die Landschaft ist freundlich, sie gibt großzügig, so dass ich zu dem ganzen Grünzeug auch noch Pilze ernten darf, Mairitterlinge, um eine Landschaftsmahlzeit zu komplettieren. So schlecht scheint das Leben der früheren Sammlerinnen und Jäger doch nicht gewesen zu sein. . .

Weißdornblüten
Auch für Heilkräftiges ist gesorgt: Überall blüht nun der Weißdorn, und wer sich jetzt nicht seine Ration für eine Weißdornblüten-Teekur holt, ist selber schuld. Sorgsam gepflückt und schonend getrocknet bekomme ich eine Qualität, die es so nicht zu kaufen gibt. In der dunkleren Jahreszeit mache ich dann die Kur, morgens und abends eine Tasse Tee von den getrockneten Blüten über mehrere Wochen hinweg. Mein Herz wird es danken, den Weißdorn ist ein anerkanntes Herzstärkungsmittel. Ohne Nebenwirkungen.

Zuguterletzt: Selbstverständlich übernehme ich keine Haftung für missglückte Sammelversuche, der Mairitterling lässt sich von unerfahrenen Sammlerinnen und Sammlern durchaus mit dem giftigen Mairisspilz verwechseln. Hier gilt: Nur sammeln, was genauestens gekannt wird. Das gilt für Kräuter ebenso. Auch meine Fotos helfen da nicht weiter. Am besten ist es, sich erfahrenen Samlerinnen und Sammlern vor Ort anzuschließen. Ich gebe hier nur Anregungen. 

Donnerstag, 10. Mai 2012

Geschichten vom Transzendentalen Dachboden: Zwischen den Zeiten

Es gibt diese Zeiten zwischen den Zeiten, wo sich im scheinbaren Stillstand das Neue gestaltet. Oft werden in unserer Art der Zivilisation diese Zeiten übersehen, sie kommen nicht zum Blühen, das allzu hastige Tätigsein lässt daran vorbei hetzen. Während ich dieses schreibe, oben in der Ruhe des Dachbodens, das Rauschen des Regens ist gerade verebbt, beginnt eine Amsel zu singen. Es ist mein Liebling unter den singenden Amseln, ich erkenne sie sofort, sie hat ein paar so typische und von mir in dieser Form noch nicht gehörte Schlenker und Triller in ihrer Darbietung, dass ich jedesmal schweigend herzberührt lausche.

Gestern ging ein Sturzbach vom Himmel hinunter, Wasserschwälle, begleitet von Hagel, Donner und Blitz. Und inmitten des Unwetters ein Regenbogen, kurz sichtbar, da einige Sonnenstrahlen sich durch die dunkle Wolkendecke mogelten. 

Es gibt diese Augenlicke, in denen alles mit allem verbunden ist, das Wetter zur Stimmung passt, die Regenbögen und Gesänge, genauso wie die Regenschwälle und die kleinen Sonnenstrahlen, Winke sind, kleine Anmahnungen: So ist die Zeitqualität jetzt. Wehe dem, das Herz ist in diesen Augenblicken nicht geöffnet dafür. Wenn Gott oder die Göttin spricht, dann tun wir gut daran, zu lauschen. Doch sind wir viel zu oft damit beschäftigt, selber zu beten. Um dieses und jenes zu bitten, und dann kommt noch das "Ora et labora", bete und arbeite, und eh wir uns versehen, ist der Gesang der Amsel verstummt und der Regenbogen ungesehen verschwunden. . .