Freitag, 29. November 2013

Aus dem Tierleben: Vom Elefanten zum Maulwurf.



Der Elefant scheint unsensibel,
dabei ist er sehr penibel,
wenn er in den Laden kommt,
wo man den Geschirren frommt,
die so sehr zerbrechlich sind,
da benimmt
er sich mit großer Umsicht. . .

und darum klirrt es nicht. . .

* * * 


I - Aaah sind deine Worte,
I - Aaah geht dein Gedicht,
mancher verbohrte
Ästhet hört es
und versteht es nicht,
I - Aaah I - Aaah,
weil es nicht gleich
verständlich ist.
Bruder Esel,
bist
mir lieber
als mancher Künstler,
der humorlos ist.

* * *

Ein Maulwurf,
der kein Maul mehr wirft
und nicht nach tief´ren
Dingen schürft,
der hat,
das sei hier nicht verhehlt,
ganz einfach
seinen Job verfehlt.

Die Blaumeise,
diese Schlaumeise,
sagt dazu nur:
Tieferschürfen
ist wider
meiner Natur!




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Dienstag, 26. November 2013

Aus dem Tierleben: Schmetterling und Käng Guru


 
Weder Schmetterling noch Käng Guru: Das Grind



Es war einmal ein Schmetterling,
so ein wundervolles buntes Flatterding,
der die andren Schmetterdinger überraschte,
weil er nur an Gorgonzola naschte.

Seinen Ringelrüssel senkte er nie
in Nektar und Ambrosia,
das hielt er, kurz gesagt, für ordinär.
Seine Meinung: der Süßkram
wäre nur für die Proleten da,
während er ein Geisteswesen wär.

Er handelte nach folgender Philòssophie:
Zuckerzeug, das mache Karies.
(das hatt er irgendwo gelesen), und nie
hinterfrug er dieses Axiom,
da handelte er prinzipiensatt,
auch wenn ein Rüssel keine Zähne hat.

Er wusste alles dies
aus einem Buch, das ein kluger Doktor schrieb
und er sagte sich (und vor allen Dingen andren):
Hier geht es ums Prinzip.

Nur eines machte ihn verdrießlich,
es war wie verhext,
er wurde dünn und dünner schließlich,
da auf Blütenbüschen kein Gorgonzola wächst.


* * *


Der Käng-Guru vor seine Herde trat
und Stille sich erbat.

Er legte sittsam Pfote über Pfote,
das gab ihm eine feierliche Note.

Dann hob er zu sprechen an:
"Ich spreche heute über Frau und Mann!

Ihr wisst, ich bin ein Beuteltier,
doch, habe ich einen Beutel hier?

Es ist so, wie es sein solle,
Frauen haben die tragende Rolle!

Und stimmst du überein mit mir,
bist auch du ein Beuteltier!"

Darauf der Nasenbär: "Mir ist das einerlei!
Ich trete einer andren Sekte bei!"



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Wechselwarm

Nein, ich bin nicht zum Reptil mutiert, nicht ich bin wechselwarm, sondern meine häusliche Umgebung  -  In den Fällen, wo ich "draußen" übernachte, im kleinen weißen Haus. 

Es hat einen Ofen. Der ist etwas mächtig ausgelegt für die Größe des Raumes, und so muss ich achtgeben, dass ich ihn des Abends nicht zu sehr füttere. Ein Holzscheit zu viel, und im kleinen weißen Haus wird es tropisch. 

Das ist jedoch immer nur temporär. Am Morgen ist es wieder kühl. Kühl genug, dass ich am Morgen gerne noch eine Weile unter der Decke bleibe, solange es denn geht. Kühl genug auch, um morgens wirklich munter zu werden, noch vor dem ersten Kaffee. 

Wenn es wirklich knackig kalt in der Nacht wird draußen, dann gibt es am Morgen sogar Eisblumen auf den Fensterscheiben. Eisblumen! Da werden Kindheitserinnerungen wach. Die frühen Jahre, in denen die Familie noch in einem mehrstöckigen Mietshaus wohnte, mit Ofenheizung. 

Wir Kinder staunten an den Wintermorgenden über die Eisblumen, zärtlich-zerbrechliche Gebilde, die sich in floralen Formen über die Scheiben zogen, und die beim Anhauch verblassten und dann verschwanden. 

Auch wenn es in Zeiten gleichmäßiger Wärme in den Innenräumen altmodisch sein mag. Ich liebe das Wechselwarme. 


Das kleine weiße Haus im Winter





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Montag, 25. November 2013

Möglichkeiten

 "Sie (die Seminolen, ein nordamerikanischer Indianerstamm) scheinen frei von Wünschen und Begehren zu sein. Kein grausamer Feind zum Fürchten; nichts, das ihnen Beunruhigung bereiten könnte, außer den allmählich zunehmenden Übergriffen der Weißen. Solcherart sich behauptend und ungestört, erscheinen sie munter und frei wie die Vögel in der Luft, und wie diese fröhlich und tatendurstig, harmonisch und lärmend. Der Anblick, die Bewegungen und das Verhalten der Seminolen stellen das meist beeindruckende Bild von Glücklichsein in diesem Leben dar; Vergnügen, Lebenssinn, Liebe und Freundschaft, ohne Tücke oder Erregungszustände, scheinen ihnen angeboren oder in ihrer lebendigen Geisteshaltung vorherrschend zu sein, denn sie verlassen sie erst mit dem letzten Atemzug."

William Bertram, 1739 - 1823, "Reisen durch Nord- und Süd-Carolina, Georgia, Ost- und West-Florida, das Cherokee Land etc.."

"Willst du denn wirklich zurück zu dem Leben der Indianer?", werde ich oft gefragt. Nein, ich will nirgend wohin zurück, nicht in die Steinzeit, nicht zur Natur, nicht ins Mittelalter und nicht zurück in den Mutterbauch. "Alles Vergangene endete im heute". 

Das obige Beispiel aus historischer Zeit zeigt mir jedoch, dass es auch im Menschen angelegt ist, ein solches Leben zu führen. Ich möchte hier jetzt nicht auf die Frage hinaus, ob der Mensch prinzipiell gut oder böse sei. Ob das "sogenannte Böse" etwa in den Genen angelegt sei. Ich möchte "den Menschen", und damit mich selber auch, nicht auf irgendeine Stereotype festlegen.

Doch dass es so glücklich lebende Menschen wie die Seminolen gab, bezeugt, dass es uns Menschen, und damit auch mir, prinzipiell möglich ist, ein solches Leben zu führen. Glücklichsein in einer Gemeinschaft ist in uns angelegt. 

Das wiederum finde ich beruhigend. Und ich folge dieser Spur lieber, als der des "sogenannten Bösen". Warum? Einfach, weil ich mich damit wohler fühle. 




-  Die anderen Seiten  96  -

Donnerstag, 21. November 2013

Aus dem Tierleben: Schnecken und Regenwürmer


Im Falle eines Falles
für jenes und für alles
gibt es zum Rettungszwecke
Elfriede, unsre Rettungsschnecke.

Sie rettete und ratterte,
dass eine von den Ratten flatterte
und dann verschwand
im Niemandsland.

Das ist ja allerhand!

Sie rettete und ratterte,
dass der Strauß verdattert knatterte.
Wer meint, wir hätten die Wahrheit hier
verlorn,
der lese es nochmal von vorn.

* * *


Ein Regenwurm
ließ sich in echter Eigenliebe
zweiteilen.
Nun kann er voller Liebesglück
bei sich selbst
verweilen.

. . . und wenn er sich vierteilen tut, der Bub,
reichts für ´nen ganzen Swingerclub. . .

* * *


Ein rachsüchtiger Regenwurm
eroberte die Gänge des Gegners im Sturm,
wobei er eine Maulwurfsröhre querte
und dadurch den Maulwurf störte.
Das war fast das Ende vom Regenwurm.

* * *


Ein Regenwurm, der in eine Steckdose kroch
erlebte seine Erleuchtung noch.
Worauf er zum Wattwurm transformierte
und fortan als My sweet Ohm residierte.

* * *


Eine Schnecke und ein Schneckerich,
die liebten sich ganz inniglich.
Oder waren es Schneckerich und Schnecke?
So richtig wussten sie das nicht. . .

Als Zwitterwesen gerieten sie in Streit,
wer den nun Schnecke und wer -erich wäre. . .
und tragisch endet die Geschicht,
die Liebe lief ins Leere. . .



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Montag, 18. November 2013

Farbenfroh. . .

. . . ist sie, unsere kunterbunte Gartenküche. Noch immer gibt es allerhand zu ernten, und auch die Kartoffeln und Äpfel sind noch nicht aufgebraucht. Zur Zeit am prächtigsten jedoch der rotstielige Mangold. Leider verblassen die Farben durch die Zubereitung etwas. 

Wir sind noch keine Selbstversorger an Gemüse, Obst und Kartoffeln, doch jedes Gartenjahr bringt uns diesem Ziele näher. Die Freude über die so frische und einfache Kost aus dem Garten ist jedesmal groß, und allein das ist schon sättigend für die Seele. 




Die anderen Seiten  89  -

Freitag, 15. November 2013

Vom Wünschen

Er sagte sich:
"Ich will hier raus!"
 Und rutschte beim Spaziergang aus.
 Und wachte auf
 im Krankenhaus.

Er schaute auf´s gebrochne Bein
und dachte sich: "Oh nein,
auch das Wünschen will gelernet sein!"

Es ist vielleicht ähnlich wie bei den Fragen und den Antworten: Je genauer die Frage formuliert wird, um so genauer kann die Antwort gegeben werden. Doch manchmal hilft Wünschen wirklich. Das durfte ich einmal erfahren. 

Es  war zu der Zeit, als ich noch in der Nähe von Bremerhaven auf dem Dorf wohnte. Ich hatte zum Samstag Abend einmal wieder zu wenig Geld. Am liebsten wäre ich mit dem Zug nach Bremen gefahren, um in  meine Lieblingsdisco zu kommen. Doch dafür reichte es ganz sicher nicht. Doch hatte ich erfahren, dass es in Bremerhaven ein Deichkonzert gab. Zwar nicht Musik von meiner Lieblingsband, doch immerhin, und es war zu erwarten, dass ich dort alte Schulfreunde treffen könnte.

Also schnappte ich mir mein Fahrrad, gab an der nahegelegenen Tankstelle mein letztes Geld für eine Flasche Wein aus, und machte mich radelnd auf den Weg nach Bremerhaven. Schon nach einer verhältnismäßig kleinen Wegstrecke fand ich rechts auf dem Grünstreifen einen Zehn-D-Mark-Schein (Ja, so lange ist das schon her!). Ich hielt an, nahm ihn auf, und fuhr weiter. 

Kurze Zeit später musste ich schon wieder anhalten. Lag doch rechts auf dem Grünstreifen ein Zwanzig-D-Mark-Schein. Ich musste da schon lachen. Mit nix los gefahren, und nun hatte ich schon dreißig DM.

Manchmal spielen sich im Leben Geschichten ab, die man als Drehbuchautor besser nicht erzählt. Sonst könnte der Kommentar kommen: "Das können wir nicht annehmen. Der Plot ist zu unglaubwürdig!" So war es an diesem Abend. Noch eine kurze Wegstrecke weiter hielt ich erneut an. Lag doch rechts auf dem Grünstreifen ein Fünfzig-D-Mark-Schein. 

Diesmal lachte ich nicht nur, sondern ich staunte. Ich schüttelte den Kopf, und ich wischte mir die Augen, und ich zwickte mich. Es blieb dabei: Dort lag ein Fünfzig-D-Mark-Schein. Ich bückte mich und nahm ihn in die Hand. Er verschwand nicht wie ein Traumgebilde. Also packte ich beherzt zu und steckte ihn in meine Tasche. Dann fuhr ich mit dem Fahrrad noch eine Weile weiter, da ich erhoffte, dass jetzt der Hundert-D-Mark-Schein kommen müsse.

Der kam dann doch nicht. So machte ich dann eilens kehrt und fuhr zur nächtsliegenden Bahnstation. Kaum hatte ich mein Fahrrad abgestellt, fuhr dort der Zug nach Bremen ein. Damals konnte man noch die Fahrkarten im Zug lösen, und so stieg ich ein, fühlte mich wie Krösus und ließ mich nach Bremen fahren. In meiner Lieblingsdisco dann lernte ich eine sehr nette Frau kennen. Doch das ist eine andere Geschichte. . .

Oft frage ich mich seither, was ich mir an diesem Abend eigentlich wirklich wirklich gewünscht hatte. . . 




-  Die anderen Seiten 86  -

Mittwoch, 13. November 2013

Dichterliebe


Und auch das Spiel will gelobt werden. . .


"Und wenn du schiltst, und wenn du tobst,
 Ich werd´ es geduldig leiden;
 Doch wenn du meine Verse nicht lobst,
 Laß ich mich von dir scheiden."

Heinrich Heine 


Das ist es wohl: Man muss im Leben Prioritäten setzen. Alles Schelten und alles Toben lässt sich zur Not noch in Verse auskleiden, ebenso wie alles Liebesleid und aller Herzschmerz. Doch die Kritik am Verswerk selbst, das trifft. Nein, nicht nur die Kritik trifft, das mangelnde Lob als solches schon ist ein Scheidungsgrund. Da sind wir Dichter empfindlich. 

Auch meine Mutter betrachtete die dichterischen Ambitionen ihres Sprösslings kritisch, denn diese passten so gar nicht in das von ihr erwünschte Bild des heranwachsenden Kaufmannes. Da bekam die Liebe zur Mutter ihren ersten Knacks, und das Abnabeln begann.

Doch sind es nur die Dichterinnen und Dichter, welche zum Wohlfühlen des Lobes bedürfen? Ist nicht jedes Ohr empfänglich für die warmen Worte des Behagens am Werk? Ich denke, es steckt noch etwas anderes dahinter. Wir wachsen am Zuspruch, und erst, wenn dieser geschieht, kann auch eine berechtigte Werkkritik ihre segensreiche Wirkung entfalten. Das ist bei Erwachsenen nicht anders, als bei Kindern. 

Wobei die meisten Menschen sehr deutlich unterscheiden können, ob das Lob nun ausgesprochen wurde, weil auf dem letzten Seminar zur Personalführung das Loben ausdrücklich als ertragsfördernde Maßnahme gelernt wurde, oder ob es aus echtem Respekt am gegenüber geschieht. Also aus einer Art Herzensrespekt. Denn die Werke eines Menschen sind auch ein Ausdruck seiner Persönlichkeit, und diese verdient Respekt. 

Ich verstehe es gut, "Schreien und Toben", in Wut geraten und einmal den ganzen Frust jemanden vor die Füße klatschen, das kann durchaus reinigend für eine Beziehung sein. Ob es jetzt eine Liebesbeziehung ist oder eine andere menschliche. Doch das anhaltende Verweigern des Respektes, das verträgt keine Liebe wirklich auf Dauer. "You can´t love me, if you don´t respect me", sang Lyn Collins. 

Ob ich persönlich allerdings mit dem "geduldig leiden" so weit gehen würde, wie Sokrates, der seine Beziehung folgendermaßen verbrämt hatte: "Ich legte mir diese Frau zu, weil ich gewiss war, wenn ich sie ertragen könnte, würde ich mich leicht in alle andere Menschen finden können.“ Das mag auch daran liegen, dass ich mir keine Frau "zulege". In einer befriedigenden Partnerschaft herrscht meiner Meinung nach Augenhöhe und . . .  ja, eben, Respekt. Was nicht heißt, dass es keinerlei Kritik geben darf. Auf der Grundlage von Respekt kann es alles geben. 

Doch erfreut mich Lob immer wieder. Auch Lob über meine Verse. . .




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Montag, 11. November 2013

Früchte im November

Noch ist es mild, und, für Bremen besonders ungewöhnlich, verhältnismäßig trocken. Das mich manchmal anfliegende Unbehagen, dass es wohl doch eine Art Wetterverschiebung mit Auswirkungen gibt, und dass der Winter später beginnt, dafür aber länger dauert, wird von der Freude überlagert, dass es noch die späten Früchte gibt. Letztens kam die Liebste mit einer Freundin nach hause, im Gepäck Ungewöhnliches aus einem versteckten Stadtgarten. 

Gesammelt hatten sie unter anderem kleine Kiwis, die sich unter einer Pergola fanden. Ja, wirklich gesammelt, denn die meisten Früchte waren schon abgefallen. Sie waren nicht groß, etwa so wie kleine Zwetschgen, und einige waren noch recht hart. Doch nach nur zwei Tagen im Zimmer liegen gab sich auch das. Ob der Größe, oder besser, Kleinheit, war das Verarbeiten etwas mühselig, besonders, da es sich um eine behaarte Sorte handelte. Es gibt auch Sorten mit einer glatten Schale bei den hier anbauwürdigen Minikiwis, da stecken meist Wildarten mit drin, die aus Nordostchina bis in das Himalaja-Gebirge und Sibirien stammen und entsprechend frosthart sind. 

Doch war die Liebste fleißig, und so gab es am Ende ein leckeres Fruchtmus. Etwas davon kam auch in Gläser für den Winter. Ein weiterer Fund sah aus wie eine kleine Pomeranze und duftete auch ähnlich, wenn auch mit einer herben, harzigen Note. Das sind die Früchte der dreiblättrigen Zitrone, Poncirus trifoliata, dem einzigen Gewächs aus der Familie der Zitrusfrüchte, welches winterhart ist und auch bei uns draußen gezogen werden kann. Die Früchte gelten als nicht verwertbar, doch ich habe einmal Zesten davon geschnitten und diese einem Orangenmarmeladenansatz beigegeben. Das gab eine herb-geheimnisvolle Note, die gerade in Süßspeisen für Überraschungen sorgte. Die Früchte, die fälschlich auch Bitterorangen genannt werden, liegen bei uns in der Küche, und wenn man diese betritt, empfängt einem gleich der Duft der Schalen dieser Früchte.

Beim Spaziergang durch das Parzellengebiet am Samstag gab es Ähnliches zu entdecken, etwa gleich groß, etwa gleich gelb, und auch mit einem gutem Duft ausgestattet. Das sind die Früchte der japanischen Zierquitte. Die Vorsilbe "Zier" bezieht sich unter anderem auf die schönen roten, weißen oder rosa Blüten, welche dieses Rosengewächs zieren. Die gelben Früchte im Herbst sind jedoch auch sehr zierend, und oft wird vermutet, das sei ihr einziger Zweck. Allenfalls werden sie ob ihres guten Duftes eingesammelt und in den Wäscheschrank gelegt, wie ich einige Male gehört habe. Dass sie durchaus in der Küche ihren Platz finden können, wissen die wenigsten. Zum Beispiel in Mischfruchtmusen, zusammen mit Äpfeln oder eben Zieräpfeln, die sich auch zu guten Marmeladen verarbeiten lassen. Hier heißt es Probieren und Studieren, und sich immer wieder an den erstaunten Blicken der Gäste erfreuen, wenn es heißt: "Was ist denn das? Das schmeckt ja lecker!"

Tomatillos mit Hülle
Doch auch der Gemüsegarten hatte noch etwas zu bieten. Die im Frühjahr vorgezogenen und eigentlich viel zu spät gepflanzten (der Winter dauerte viel zu lang!) Tomatillos trugen noch immer ihre grüngelben, in Hüllen versteckten Früchte. Sie sind verwandt mit der Andenbeere und der Blasenkirsche, Nachtschattengewächse allenthalben, und ähnlich wie Tomate und Paprika recht wärmebedürftig. Jedoch anders als die Andenbeere, die eine Kurztagspflanze ist, und damit bei uns zu spät ins Blühen kommt, um noch ausgereifte
Chili in Nachbars Garten
Früchte im Freiland zu tragen, beginnt die Tomatillo mit dem Blühen und Fruchten früher. Und sie ist recht unermüdlich damit. Die Tomaten hatten sich schon braun vor einem Monat verabschiedet. 


Die Früchte sind Bestandteil der mexikanischen Salsa verde, sie werden dafür von ihrem Hüllkelch befreit, gewaschen (sie sind etwas klebrig), und zusammen mit Knoblauch, Chili, Koriandergrün und etwas Salz pürriert. Diese scharfe grüne Sauce reicht man zu Tacos. Ich habe einmal eine warme Variante ausprobiert, bei der ich ohne Koriandergrün auskommen musste, da dieses unser Garten nicht mehr her gab. 

Dazu köchelte ich die enthüllten und gewaschenen Früchte ca. zwanzig Minuten auf kleiner Flamme. Währenddessen wurden zwei gewürfelte Zwiebeln, ein kleiner geschälter und gewürfelter Apfel und eine frische klein geschnittene Chilischote, deren Samengehäuse ich entfernt hatte, zusammen mit einer afrikanischen Würzmischung in Butter gedünstet. Die Würzmischung mit dem Namen "Sekem" enthält unter anderem Koriander, Kumin und Kurkuma, und bringt durch Pfeffer und Chili weitere Schärfe mit. Als die Früchte weich waren, wurden sie zusammen mit der Würzmischung pürriert. Schließlich kam noch eine kleine geschälte und in Würfeln geschnittene Schmorgurke dazu, die ich vorher in einet hohen Pfanne bissfest gedünstet hatte. Der Clou ergab sich jedoch zum Schluss, als ich die Liebste abschmecken ließ. Sie war der Meinung, es fehlte noch etwas. Nach kurzem Überlegen kam der Tipp: Quittengelee. 

Ich stutzte im ersten Augenblick, doch dann rührte ich beherzt zwei Esslöffel Quittengelee in die Mischung. Superb, und unbedingt exotisch. Tomatillos werden also sicher bei uns wieder angebaut nächstes Jahr, und ich werde dafür Sorge tragen, dass es frische Korianderblätter gibt, denn die hätten zu dieser Mischung sicher auch gepasst.


Zuguterletzt wurden wir noch an der Weinrebe fündig, die in eine Konifere hineinwächst. Daran hingen die letzten grünen Trauben, säuerlich zwar und klein, doch sehr aromatisch. Auch die wurden nicht hängen gelassen, sondern geerntet, von den Stielen befreit und in einer Glasschüssel über Nacht eingezuckert. Am nächsten Morgen mit Wasser aufgekocht hatten wir einen leckeren warmen süßsauren Morgentrunk, der uns auch unvergoren sehr fröhlich stimmte.

Mein Vater hatte zur Herbsteszeit immer wieder diesen Spruch auf den Lippen: "Hasch mich, ich bin der Herbst, und habe auch noch meine warmen Tage". Dieser Herbst hat sie bestimmt, und gerade scheint wieder die Sonne durch das Fenster, und die Liebste ist der Meinung, dass es heute noch einmal an der Zeit sei, die kleinen Zieräpfel zu pflücken und zu verarbeiten. . .









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Sonntag, 10. November 2013

Späte Ernte

Der Gemüsegarten am 10. November: Noch grün und bunt
"Hängt´s Laub in den November rein, wird der Winter lange sein!" sagt eine Bauernregel. Also bereiten wir uns schon einmal auf einen langen Winter vor. Wie gut, dass es ob des milden Wetters noch so viel zu ernten gibt. Nun ist die hohe Zeit des Kohls. Da haben sich Spitzkohl und Brokkoli nach der Ernte vor einiger Zeit noch einmal entschlossen, nachzulegen. Der Brokkoli mit ein paar kleinen Röschen und zarten jungen Blättern, der Spitzkohl mit drei kleinen Köpfchen unterhalb der Schnittstelle. Dazu harren noch Wirsing und Rotkohl der Ernte, die wir draußen lassen, solange die Temperaturen oberhalb null bleiben und es dazu einigermaßen trocken ist. 

Im September säten wir nach der Ernte der Spätkartoffeln Bremer Scherkohl auf die freigewordene Fläche, der ist nun üppig da und schenkt uns noch einige leckere Mahlzeiten. Wenn dann die argen Frostnächte kommen, verschwindet er, und dann ist Zeit für Grünkohl. Unseretwegen kann es noch gerne damit warten.

Doch nicht nur Kohlgewächse sind noch zu finden im Garten, auch der rotstielige Magold steht unerschütterlich und lässt die farbenprächtigen Stiele leuchten, gelbe und rote Bete ist noch draußen, Mohrüben auch, und selbst die Dicken Bohnen haben noch einmal nachgelegt und an den abgeernteten Büschen Blüten und Schoten getrieben.

Der Spitzkohl beschert uns noch einmal eine zweite Ernte. Drei kleine Köpfe wachsen aus dem im September abgeernteten Strunk.
Üppig und grün: Bremer Scherkohl, eine regionale Spezialität. Das Saatgut stammt noch aus einem Schulgartenprojekt, welches wir leiteten. Die Kinder ließen den Scherkohl in Saat gehen, droschen die trockenen Schoten mit Besenstielen in einem Kopfkissenbezug aus, reinigten das Saatgut von den Schotenresten, um es dann in kleine Tüten verpackt abzugeben. So unterstützte der Schulgarten die Erhaltung dieser Gemüserarität. Bremer Scherkohl ist ein Verwandter des Rapses, er schmeckt ausgezeichnet als Suppe, aber auch in deftigen Gerichten.
King Kohl im Garten. Dieser richtig große Wirsingkopf harrt noch der Ernte. Wirsing ist der wohl leckerste und feinste Kohl. Besonders schmackhaft wird er, wenn man sich die Mühe macht, alle starken Rippen aus den Blättern heraus zu filetieren, die Blätter in ganz schmale Streifen schneidet und dann nur kurz (ca. 3 Minuten) blanchiert. Etwas zerlassene gesalzene Butter darüber, mehr braucht es nicht. Dazu passen Kartoffelklöße und eine deftige Wildpilzsauce, die mit Knoblauch und Rosmarin angereichert ist. Dass es zur Zeit noch Pilze gibt, zeigen die Fotos von unserem Herbstspaziergang gestern in der Nachmittagssonne:
 
Herbstpilze: Ritterlinge und ein Schopftintling sorgten nach der herbstlichen Wanderung für eine deftige Mahlzeit.


Diese lustigen Gesellen gab es auch noch zu entdecken. Es sind Faltentintlinge. Sie sind eßbar, nur zusammen mit Alkohol genossen machen sie Beschwerden. Wir ließen sie stehen. Nicht, weil wir Alkohol trinken wollten, sondern weil wir die Gruppe einfach sympathisch fanden.
Und so zeigte sich der Herbst auf dem Spaziergang an diesem schönen Tag:





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Samstag, 9. November 2013

Aus: Das Bunte Nichts

Dingefinders Sohn: Das Bunte Nichts


Als sie denn alle so beisammen saßen, der Dingefinder, der Sohn, die Zeithaberin, Lümmel-Ricke, all die Tiere, da sagten sie sich, wie man sich in Bremen so sagt: „Etwas besseres als den Tod findest du überall!“ Und sie schauten sich die Welt an, und die Welt schaute sie an, und da sagten sie: „Wohlan, die Schönste biste nicht!“

Gibt es nicht auch die acht lustigen Könige, die Morgenlandfahrer und Kuttel Daddeldu? Ist das denn nichts? Und bunt ist es dazu. So kam das Bunte Nichts zu ihnen. Und das Bunte Nichts fühlte sich wohl bei ihnen, denn es ist gerne da, wo es fröhlich ist. Und seitdem das Bunte Nichts bei ihnen ist, lächelt die Welt.

Du kannst glücklich sein,
solang Du nicht vergisst,
dass jedes Glück
ein Augenblicksglück ist.



                                                                                                                        Dingefinder & Sohn



         Das Bunte Nichts


Das Nichts ging einsam
durch die Stadt.
Was nicht verwundert,
da das Nichts ja gar nichts hat.
Und niemand sah es einsam gehen.
Auch das ist einfach zu verstehen.
Das Nichts ist weniger als irgendwas,
es ist halt nichts, nicht dies, nicht das.
Nur ein Kind stand da,
mit offnem Mund.
Als einziges sah es das Nichts,
und es sah:
Das Nichts ist bunt.


 

       Kartenspielen



Das Nichts, der Raum und auch die Zeit,
die saßen so zu dritt beim Weine.
Der Raum erging sich da in Langeweile
und schlug deshalb ein Skatspiel vor.
Die Zeit trieb es darauf davon, in großer Eile.
Mit den Worten: „Skat ist nur ein Zeitvertreib,
darum spielt mal schön alleine!“

Das Nichts und auch der Raum,
die nahmen es damit nicht so genau,
und spielten trotzdem Karten,
                                          zwar nicht Skat, aber Maumau.




                                          Die Erschaffung des Nicht-Nichts


Als Gott das Nichts erschuf
(denn erschaffen, das ist sein Beruf),
da sagte er sich: Das ist zwar schön,
so von der einen Seite aus gesehn,
doch aus Gründen der Polarität,
die als Prinzip der Welt besteht,
müsste noch ein Nicht-Nichts entstehn.

Die Muttergottes sagte: Wohlgetan!
Doch wie? Doch wie? fängt man das an?
Du hast zwar (auch aus Polarität)
den Deubel geschaffen, doch wie entsteht
ein Nicht-Nichts
aus Nichts?

Angesichts
dessen, dass es dieses Nicht-Nichts nicht gab
schaffte Gott sich einfach selber ab.

Jedoch war nun das Nichts betrübt,
gewohnt, dass es den Schöpfer gibt,
fühlte es sich doch allein.
(So ein Nicht-Nichts war da kein Ersatz)

Es klagte,
sagte:
So ein Nicht-Nichts ist ja nett,
doch ich hätt´
gern
zurück den alten Herrn.

Dieser ist ein barmherziger Mann,
deshalb schaffte er sich selbst wieder an.
Und ich denke, es ist gut,
daran zu denken, dass sein Hiersein
damit letztlich auf dem Nichts beruht.




                                Dingefinder & Sohn reimen nichts vor sich hin



Den Schatten des Nichts
den sieht man des nachts,
und wenn du ihn nicht siehst,
dann lachts.


Wenn das Nichts ein Etwas ist,
dann pass auf, dass Du es nicht vergisst.


Angesichts des Lichts
sah er nichts.
Alles was er so sah,
sah er rosa.



     Nichtsigkeiten



Das Nichts hat keine Kleider an
und ist nicht Frau, und ist nicht Mann.

Einer nur ist glücklich schon seit Stunden:
Der Dingefinder, er hat das Nichts gefunden.
Ganz plötzlich stand es da,
als er noch meinte,
dass er mit sich alleine war.



       Weitere Nichtsigkeiten


I


Heut hat das Nichts einen Feiertag,
zu dem es nicht erscheinen mag.
Das findet unser Feiertag
nicht fein.
Der bleibt nicht gern allein.


II


Das Nichts hatte sich ganz schick gemacht
und ging um siebene nacht acht
in ein Büro für Zeitarbeit.

Das hat die Zeit gefreut.

(Man muss das so verstehen,
die beiden haben sich lang nicht mehr gesehen)

III


Ein Nichts,
so ein richtig großes, fettes Gar-Nicht-Nichts,
ärgerte sich angesichts
seines Gewichts.
Es fühlte sich figürlich
gar nicht mehr natürlich.

So machte es im Frühjahr brav
die Brigitte-Diät.
(Für Einsicht, wenn ich es bemerken darf,
ist´s nie zu spät).


IV


Das Etwas stritt sich mit dem Nichts,
ob jenes auch ein Etwas sei.
Ein Philosoph pflichtete dem Etwas bei,
doch war der Philosoph Partei.