Donnerstag, 14. September 2023

"Texte und Töne in Fredelsloh" Oktober 2023

 




„Texte und Töne in Fredelsloh“ Oktober 2023


Am Freitag 6. 10. um 19 Uhr: Dingefinder Jörg Krüger und Begleitung „Den Stillen in den Landen“, die neue Textrevue

Am Samstag 7. 10. um 17 Uhr: Amina Anja Amelal und Begleitung „Der Horizont des - ach so beschaulichen Lebens- aufgegabelt zwischen Erdäpfeln und Amselblau in Lyrik und Tönen“, Lyrik und Musik

Am Sonntag 8. 10. um 15 Uhr: Barbara Naziri „Schreie und Flüstern“, Gedichte und Musik

Alle Veranstaltungen finden in der Klosterkirche Fredelsloh statt. Der Eintritt ist frei, eine Spende wäre nett. Veranstalter ist das Bildungswerk Leben und Umwelt BLU e. V. Alte Schule Fredelsloh zusammen mit der Klosterkirche Fredelsloh, der Kirche mit Kultur.



Jörg Krüger, Jahrgang 1957, seit 2007 als Dingefinder mit Lesungen mit Musik unterwegs, seit 2014 in Fredelsloh Südniedersachsen ansässig.


Die Stillen in den Landen

Es sind die Stillen in den Landen,
sagt nicht, dass deren Furcht unbegründet sei,
nur weil sie nicht laut sind.

Es sind die Stillen in den Landen,
die Gärten wollen gepflegt sein,
die Bäume wollen gepflanzt werden,
die Früchte geerntet,
das Brot gebacken, die Felder bestellt.

Die Bedürftigen wollen versorgt sein,
die Stillen fragen nicht
nach der Herkunft.
Sie tun das Not-wendige.

Es sind die Stillen in den Landen,
derer Landen sind Mutterländer.

Es sind die Stillen in den Landen.
Sie tun das Not-wendige.
Aber die Lauten, die Lauten,
sie werden gehört.

Sie töten mit Worten
sie töten mit Waffen,
Gewalt ruft nach Gewalt,
Gewalt schreit nach Gewalt,
Gewalt, Gewalt,
das Echo: Gewalt.

Wer aber baut die Wohnstätten,
pflanzt die Bäume, erntet die Früchte,
pflegt die Gärten, backt das Brot,
bestellt die Felder, versorgt
die Bedürftigen, ohne
nach der Herkunft zu fragen?

Es sind die Stillen in den Landen.







Amina Anja Amelal, Schriftstellerin, Jahrgang 1972, aus Halle / Saale. Diplom-Erziehungswissenschaftlerin, Mutter von fünf Kindern, Verfasserin von Lyrik und Kurzprosa, Veröffentlichungen in verschiedenen Anthologien. Zwei ihrer Gedichte wurden von der Band Señor Bella vertont, ein Text ist Choral der Oper „Die purpurroten Segel“ von Maria Leontjewa.


oft stehe ich

inmitten des windes
über mir ziehen
die vögel
kreise
paarweise
hängt mein blick
an ihren schwingen
zwei die wie strophe
und ihr refrain
fremd und schön
steigen
und dann verklingen

ich stehe
oft reibt sich der wind an mir
oder ich
mich an seinen schwingen
das ist nicht dasselbe
kein lied kein flug
wiegen und biegen
die halme sich
oder knicken sie ein

oft liege ich
vom wind
zugedeckt




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Barbara Naziri alias Aramesh – Deutsch-Iranerin mit jüdischen Wurzeln. Buchautorin, Lyrikerin und Menschenrechtsaktivistin, wohnhaft in Hamburg. Gründungsmitglied beim Hamburger Flüchtlingsrat sowie bei IMUDI (Initiative für Menschenrecht und Demokratie – Iran), Mitglied im Auschwitzkomitee und in der Hamburger Autorenvereinigung. Über sich sagt die Schriftstellerin: „Ich bin eine Pflanze mit jüdischen Wurzeln in persischer Erde und blühe für den Frieden.“

“Gedichte sind Gedankensplitter, sie springen Wort für Wort ins Herz“ … aus: Nostalgie"


Nur ein Traum

Wenn die Nacht den Tag umarmt
und ihre Sternenaugen funkeln,
erklingt das Lied der Nachtigall,
erwacht ein stiller Traum im Dunkeln.

Er schwebt über Gedankenfelder,
vertreibt den Schmerz vom hellen Tag
und gleitet über Nebelwälder,
in denen manch Geheimnis lag.

Er fliegt durch Täler, über Meere,
scheint niemals irgendwo zu weilen,
und doch trägt er die Wünsche fort,
die manches Herz vom Kummer heilen.

Wie kostbar sind doch Lieb und Frieden,
wenn sich die Nebel endlich heben,
stattdessen plagt uns schwere Trägheit.
Ach, könnten wir nur Träume leben.





Anmerkung: Redaktionelle Blogbeiträge wie Berichte, Gedichte, Geschichten zur Zeit auf meinem Blog Die anderen Seiten

Samstag, 26. August 2023

16. 9. 2023 Café Klett, Fredelsloh: Jan Kuhlbrodt und Timm Völker

 



Am Samstag, 16. September 2023 19:30 Uhr im Café Klett in Fredelsloh

In der Reihe „Texte und Töne in Fredelsloh“, veranstaltet vom Bildungswerk Leben und Umwelt e. V. Alte Schule Fredelsloh, mit Unterstützung der Hedi-Kupfer-Stiftung:

Hotel New York Pt.II

Stories und Songs mit Jan Kuhlbrodt und Timm Völker

Blues als Urgrund musikalischer Erfahrung. Zu Hause kreisen die Platten von John Lee Hooker und Muddy Waters. Rhythmisches
Sediment, das die späteren Texte grundiert. Der Auwald bei Leipzig als Delta. Memphis in Mitteldeutschland.

Songs und Stories mit Mundharmonika. Jan Kuhlbrodt an der Harp und Timm Völker an der Gitarre. Natürlich mit einer Brise Melancholie.

Eintritt frei, Spende wäre nett

Jan Kuhlbrodt, Jahrgang 1966, war von 2007 bis 2010 Geschäftsführer der Literaturzeitschrift Edit, Lehrbeauftragter an der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ Leipzig und Gastprofessor am Deutschen Literaturinstitut. Heute lebt er als freier Schriftsteller in Leipzig. Für sein Prosawerk „Krüppel Passion“ erhielt er den diesjährigen Alfred-Döblin-Preis.

Timm Völker, Gitarrist und Songschreiber, letztes Jahr erschien seine 5 – Track – EP „Dieb für ein Lied", die er zusammen mit Patrice Robert Lipeb bei Trocadero einspielte. Unter anderem war er mit seiner Band Timm & the Busy Men für die Musik des Filmes „Zeit der Fische“ verantwortlich, der 2013 erstmals gezeigt wurde.


Foto: Stefan Nobel-Heise

Freitag, 4. August 2023

Fremd blicken mich Vergangenheiten an - Dichter August 1914

 



Fremd blicken mich Vergangenheiten an - Dichter August 1914

Es war die Zeit der Gärung,
und es hatte letztlich in den Krieg gegärt,
Heldenpathos war die neue Währung,
Heldenpflicht der neue Wert.

Die Wenigen, die nicht verehrten,
bekamen Kerker und Zensur
und Wandervögel, die einst unbeschwerten,
fielen aus den Himmeln auf blutige Flur.

Verse aus dem Schützengraben,
aus den Abseiten der Literatur,
und die, welche, ach so jung, dann starben
blieben Fußnote nur.

So viele, die Erneuerung träumten,
Prinz Vogelfrei war dann doch Kriegernatur,
so viele, welche die Verweigerung versäumten
hinterließen eine blutige Spur.

Und Wildgänse rauschten durch die Nacht,
trotzdem alles so sinnlos war.
Was hat denn das falsche Pathos gebracht?
Und wer war letztendlich der Narr?

Das eigentlich war der Beginn der neuen Zeit:
Senfgas und Massensterben. . .
und noch immer sind so viele nicht bereit,
noch immer sind wir die Erben.


Verse aus dem Schützengraben in meinem Blog Dingefinders Lesebuch

Samstag, 15. Juli 2023

Aus dem Tierleben - Eine Auswahl

 


Aus dem Tierleben  -  Eine Auswahl

Eine Flunder,
wohnhaft vor Neuwerk,
hatte ihr Leben
als Plattfisch leid.
Sie schaute voller Neid
auf alle
Schwimmblaseninhaber.

Sie schluckte
einen Luftballon
und bat den Seehund,
diesen aufzublasen.
Der blies.
Und ließ
beim Aufblasen leider
zu früh los.

Das Aufsehen war groß:
Eine - pfrrrt - fliegende Flunder!
Famos!

* * *


Eine etwas bigotte
Kieler Sprotte
sagte zu ihrem Sprott:
„I be Gott!“

* * *


Ein Spatz mit einem Tigerherz
schickte "Tschilp" um "Tschilp" nach oben,
das nervte einen Edelnerz,
der konnt es einfach nich globen.

Er hörte "Tschilp" im Morgengraun,
er hörte "Tschilp" am Gartenzaun,
er hörte "Tschilp" um Mitternacht
(das war die Nachtigall, die hatt sich einen Spaß gemacht)

er hörte "Tschilp" beim Frühstücksei,
rief nach Notarzt, Feuerwehr, nach Polizei,
doch trotz groß "Tatütata",
das "Tschilp" blieb da. . .


* * *


Ein Regenwurm, der in eine Steckdose kroch
erlebte seine Erleuchtung noch.
Worauf er zum Wattwurm transformierte
und fortan als My sweet Ohm residierte.

* * *


Eine Schnecke und ein Schneckerich,
die liebten sich ganz inniglich.
Oder waren es Schneckerich und Schnecke?
So richtig wussten sie das nicht. . .

Als Zwitterwesen gerieten sie in Streit,
wer den nun Schnecke und wer -erich wäre. . .
und tragisch endet die Geschicht,
die Liebe lief ins Leere. . .

* * *


Das entliche Häslein

Eine Hasenmutter ein Häslein gebar,
das wuchs heran und wurde sonderbar.

Es hatte einen Schnabel, um die Mutter zu begrüßen
und Schwimmhäute an den Hinterfüßen.

Auf dem Kopfe etwas, das wie ein Geweih aussah
und am Hinterteil ein Kringelschwänzchen gar.

Das geschah in Germaniens hohem Norden.
Wäre es in Bayern geschehn, wär´s ein Wolpertinger geworden.

* * *


Ein Regenwurm
ließ sich in echter Eigenliebe
zweiteilen.
Nun kann er voller Liebesglück
bei sich selbst
verweilen.

. . . und wenn er sich vierteilen tut, der Bub,
reichts gleich für ´nen ganzen Swingerclub. . .

Mittwoch, 12. Juli 2023

Nachlese zum 1. Klostertag in Fredelsloh

 



Nachlese zum 1. Klostertag in Fredelsloh am 9. Juli dieses Jahres: Im Programmpunkt "Fredelsloher Sagen neu erzählt" haben wir die Gründungslegende Fredelslohs aufgenommen, vom Grafen (von Dassel), oder, in anderer Lesart, von einem Jägersmann, der sich im Wald von Solling verirrte, und dem, als er vor Erschöpfung und Durst einschlief, im Traume eine Frau erschien. Als er erwachte, fand er sich an einer Quelle wieder, die heute am Kapellenbrunnen immer noch plätschert. Als Dank für seine Errettung ließ er eine Marienkapelle errichten. Das war der Beginn von Fredelsloh.

Es gibt verschiedene Variationen dieses Themas. Wir haben in dichterischer Freiheit diesen besagten Traum beschrieben, und ihn mit der Sage um die Schlangenkönigin verwoben, letztere war auch in Fredelsloh ansässig, darüber gibt es eine Geschichte. Über beide Sagen hier nächstens mehr, hier der Text von Kalindi, der Schlangenkönigin, wie sie dem Grafen oder Jägersmann im Traume erschienen sein mag. Musikalische Begleitung: Erd Ling Judith: Didgeridoo, Daniel M. Ladner, Cajon und Dingefinder Jörg Krüger Gitarre . Ich habe auch den Text dazu geschrieben. Leider gibt es keine Tonaufnahme, daher nur obiges Bild und den Text hier:


Es war die samtene Schwärze ihrer Augen, es war das Singen ihrer nachtschwarzen Stimme, es waren die Milchstraßen, welche in ihre Brauen geflochten, er stand und schaute und lauschte.

Und sie nahm seine Waffen und seine Rüstungen und seine eisernen Panzer und all die Spielzeuge der Männer und sagte: Diese brauchst Du nicht mehr. Wo aber das Vertrauen klein ist, ist gar kein Vertrauen. Und sie gab ihm den dreifach gewundenen Stab in die Hand.

Und er blickte in die samtene Schwärze ihrer Augen, und er lauschte dem Singen ihrer nachtschwarzen Stimme, und es waren die Regenbögen, welche in ihre Brauen geflochten.

"Ich webe das Jetzt in die Zeit,
ich webe Frau Welt ein neues Gewand,
ich webe der Mutter ein farbiges Kleid,
ich nehme die Kinder bei der Hand,
ich webe das Jetzt in die Zeit"

Und sie nahm seine fein gewirkten Kleider und seine zierlichen Schuh und gab ihm dafür die Kleider der einfachen Leute. Und er griff in die Tasche, und fand darin drei Kupfermünzen. Und sie sagte ihm: Nun gehe, dir Fischlein zu kaufen.

Und er blickte in die samtene Schwärze ihrer Augen, und alle Nacht war darinnen, und ein Spiegel war darinnen, und er lauschte dem Singen ihrer nachtschwarzen Stimme, und alle Flüsse der Welt waren in ihre Brauen geflochten.

Und er schaute in den Spiegel, und er erblickte das Antlitz des Vaters, und es war ein trauriges Antlitz, gebeugt in Schmerz und Gram. Und er schaute in den Spiegel, und er erblickte das Antlitz seines Sohnes, und es war ein wissendes Antlitz.

"Ich webe das Jetzt in die Zeit,
ich webe Frau Welt ein neues Gewand,
ich webe der Mutter ihr farbiges Kleid,
ich halte darüber die schützende Hand,
ich webe das Jetzt in die Zeit"

Und sie sagte zu ihm: Wem ich Schmerz schenke, dem schenke ich auch die Kraft und die Würde diesen zu tragen. Und sie legte die Hand auf das Traumsiegel auf seiner Stirne, und es war eine wissende und wärmende Hand. Eine nährende Hand.

Und in ihm waren all die sterbenden Wesen, und sie klagten die Totenklage, und es war eine große Trauer in ihm. Und er blickte in die samtene Schwärze ihrer Augen, und alle Nacht war darinnen, und ein Weiher im Mondenlichte war darinnen, und ein verschwiegener Waldpfad war in ihre Brauen geflochten, und als seine Füße den Pfad begingen, hörte er das Singen ihrer nachtschwarzen Stimme.

"Ich webe das Jetzt in die Zeit,
ich webe Frau Welt ein neues Gewand,
ich webe der Mutter ihr farbiges Kleid,
ich halte darüber die schützende Hand,
ich webe das Jetzt in die Zeit"

Montag, 3. Juli 2023

1. Klostertag Fredelsloh am 9. Juli von 11 - 16 Uhr

 



Programm:

11h Andacht zur Eröffnung des Klostertages
11:30h Einführung in die Orgel und Miniatur-Konzert mit Günter Stöfer
12h Das Fredelsloher Stundengebet
12:20h Auf den Spuren der Nonnen I
12:40h Die Ausstellung
13:00h Das Fredelsloher Stundengebet
13:20h Auf den Spuren der Nonnen II
13:40h Fredelsloher Sagen neu erzählt, Jörg Krüger mit Begleitung
14:00h Stundengebet
14:20h Das Labyrinth
14:40h: Yoga im Hauptschiff
15:10h: Gedichte und Lieder, Jörg Krüger mit Begleitung
15:40h: Das Labyrinth
16:00h Das Fredelsloher Stundengebet
16:20h Eine historische Führung
16:40h Fredelsloher Märchen „Die beiden Schäferjungen“
17:00h Gebet der liebenden Aufmerksamkeit zum Abschluss

Durchgängig: Grubenbrand // Führungen im Keramik.um // Arbeit an der Lehmkirche mit Hannah Over // Schmiedearbeiten mit den Naturwerkstätten // Musik von den Soulstrings ab 12h

Grillbuffet
Kuchenbuffet am Keramikum