Freitag, 31. März 2023

Aus der Wortwerkstatt: Märzsturm

 


Märzsturm

Sturm treibt Regentropfen wie Gischt an meine Fensterscheiben,
der Wetterfrosch verdrückte sich, er zog die Jalousien hoch,
draußen biegen sich die Äste und die Balken, und immernoch
bin ernstlich ich dabei, diesen Tag sattsam zu vergeigen.

Das Lotterbett schwankt wie ein Schoner in Novemberdünung,
draußen fliegt ´ne Kuh vorbei, ein Storchennest mit einem Krokodil darin,
es raschelt in den Zimmerecken wie von großen Mäusen, und ich bin
noch gar nicht wirklich aufgewacht, schwebe zwischen Sünd und Sühnung

all meiner Sünden, halb schuldbewusst, halb traumverloren.
Noch einmal kuschle ich die Decke, bin noch nicht ganz geboren,
mittlerweile flatschen draußen dicke Flocken Schneematschbrei,

Ende März, April April, noch einmal dreh ich mich anders rum,
hin zu der Wand, in meine Höhle, und ich stell mich schlaf und stumm,
was heut auch in der Welt geschieht, ich bin heute nicht dabei.


Das Bild „Märzsturm (Schneeschmelze)" ist von Otto Modersohn (1865 - 1946)

Donnerstag, 23. März 2023

Küchenfreuden im zeitigen Frühjahr

 

Giersch und Scharbockskraut

Küchenfreuden im zeitigen Frühjahr

Pünktlich zum kalendarischen Frühlingsanfang hat sich hier das Wetter gewendet, und es ist seit einigen Tagen wieder wärmer, mit positiven Auswirkungen auf die Vegetation. Es lohnt sich wieder, die Wuchsorte des Bärlauchs aufzusuchen, denn er zeigt sich wieder frischgrün. So wurde denn auch wieder eine ordentliche Portion gesammelt. Fürs erste für Bärlauchpesto, die einfachste Variante: Nur Bärlauch, Pinienkerne, gutes Olivenöl, ein Schuss Leinöl und etwas Salz. Nicht allzusehr zerkleinert, etwas Struktur darf es ruhig noch haben. Auf Vollkornnudeln gegeben, beziehungsweise auf Hirse, vielleicht noch etwas Joghurt eingerührt, und fertig. Frühlingshafter wird es nicht mehr, und schmackhafter schon gar nicht.

Da die ersten Blätter des Gierschs zu sammeln gibt, die sind jetzt gerade resch und frischgrün, und auch das Scharbockskraut (Ficaria verna) seine Sammelzeit hat, ist auch eine Rohkost als Begleitung für obiges Bärlauchgericht möglich. Den Giersch brauche ich wohl kaum noch vorzustellen, jede und jeder, der oder die einen Garten hat, kennt auch diesen robusten Gesellen. Gerade die zarten Blätter passen jetzt. Die kleinen Blätter des Scharbockskrauts sollten jetzt gesammelt werden, noch bevor die strahlend gelben Blüten erscheinen. Dann nämlich erhöht sich der Protoanemoningehalt, dass die Blätter nicht unbedenklich genossen werden. Der Vitamin-C-Gehalt ist hoch, und die leichte Schärfe angenehm.

Dazu braucht man nur ein oder zwei Möhren raspeln, die gleiche Menge Äpfel reiben, trocken angeröstete Walnusskerne grob zerkleinern, mit weißem Essig und einem guten Öl vermengen, und die Blätter untermischen. Fertig, lecker und bunt.

Mit dem Giersch lässt sich auch noch eine leichte (Fasten-) Suppe bereiten: Einfach eine leicht gesalzene Gemüsebrühe bereiten aus frischen Möhren, Petersilienwurzeln, Porree und Knollenfenchel, und kurz vor dem heiß servieren die zarten Gierschblätter einrühren, sie sollten nicht mehr mitkochen. Damit hätten wir dann ein echt frühlingshaftes Dreigängemenue.


Mittwoch, 22. März 2023

Aus der Wortwerkstatt: Nicht einfach (Mitgefühl)

 



Nicht einfach (Mitgefühl)

Es ist nicht einfach, so egolos zu sein.
Mein Ego ist ein armes Schwein,
und es fühlt sich so allein,
sollte es mal sorglos „jörglos“ sein.

So nehme ich es in den Arm
und halte es behutsam warm,
und gleich wird es vergnügt,
und die Einsamkeit verfliegt.

Dienstag, 21. März 2023

Aus der Wortwerkstatt: Was gilt

 



Was gilt

Erbsen zählen, Bohne, Linse,
diese Weisheit ist ´ne Binse,
willst du sie verstehen
musst du in die Binsen gehen.

Manche alte Weisheit hat was Schales,
verloren ist da Malz und Hopf,
da schenk ich meine: Wenn ein Brett vorm Kopf
dann wenigstens kein schmales.

Wie man(n) in den Wald schallt
ruft´s heraus: Coitus interruptus auch im Hirn,
ach wie schön es im eigenen Wald hallt,
das wirft keine Wellen hinter der Stirn.

In der Birne sanfte Leere,
und das Leichte ist gewiss das Schwere,
man(n) sollte Äpfel und Birnen nicht vergleichen,
doch für Pflaumen sollt´ es reichen.

Weit ins Weite eröffnen sich die Räume,
im Wald, da gibt es viele Bäume,
ein Rabe rabt, erquickliches Geräusch,
an manchen Tagen leb ich keusch.

Mancher träumt von Konzerten
in den richtig großen Hallen,
versucht dafür auch Diktatoren zu gefallen.
Ach, leck mich doch am Werten.

So bin ich jener, der an nichts mehr glaubt,
den Glauben hat mir der Vogel „Namenlos“ geraubt
und in seinem Schnabel mitgenommen in sein Nest,
damit füttert er jetzt seine Brut und lässt

dafür Gesang und Kot auf diese Erde fallen,
das eine, um den Frühling zu beschallen,
das andre ist der Dung für bunte Pflanzen,
für Blüten, die im Lichte tanzen.

Ich such auch nicht nach neuen Reichen,
drei Reiche haben wohl gereicht,
mir Reiche und die Reichen aus dem Geist zu streichen,
weil Reich um Reich dem andren gleicht.

Es murmeln die Bäche die alte Weise,
es singen kleine Vögel ganz ganz leise
von der Ahnung eines Frühlings, so mild
ist der Tag: Das ist es, was gilt.


Das Bild ist von Felix Vallotton (1865 - 1925)

Sonntag, 19. März 2023

Alte Schule Fredelsloh: Neueröffnung der Bibliothek mit Lesung von Heinrich Sprink

 


Am 23. März um 19.30 Uhr eröffnen wir unsere neu sortierte Bibliothek in der Alten Schule Fredelsloh offiziell.

Aus diesem Anlass liest Heinrich Sprink, Buchhändler aus Dassel, Geschichten und Gedichte über die Kraft der Buchstaben und ein Leben mit Büchern. Er schreibt dazu: „´Ein ganz und gar glückliches Zeitalter bräuchte keine Literatur`. Dieser Satz Heinrich Manns soll uns in schwierigen Zeiten Ansporn sein, eine Bibliothek zu eröffnen, die immer auch ein Ausdruck von Freiheit ist. Vielseitig im wörtlichen Sinne, anregend, widersprüchlich und fantasievoll soll sie sein, kein sorgsam angelegter Park, sondern ein wild wuchernder Garten der Leselüste.“

Vorher ist wie immer am Donnerstag unsere Gemeinschaftsküche. Ab 14:00 Uhr darf beim Schnibbeln und Kochen geholfen werden, ab 18: 30 Uhr wird getafelt.

Kontakt: Bildungswerk Leben und Umwelt (BLU) e.V. – mail: blu.ev@web.de


Aus der Wortwerkstatt: Geburtstag

 



Geburtstag


Also, dass ich so alt mal werde,
hätt ich mit sechzehn nicht gedacht.
Schon so lang bin ich auf dieser Erde.
Und? Was hat´s gebracht?

Etwas Weisheit, graue Haare,
und die ersten Zipperlein,
doch im Obstbaum singen wieder Stare,
und manchmal hilft ein guter Wein.

Viel geliebt und viel gelitten,
und am Ende oft allein,
für eine bessre Welt gestritten,
doch die stellte sich nicht ein.

Krieg und Elend nehmen zu,
und so viele Weggenossen
legten sich gepflegt zur Ruh,
soviel Zeit ist schon verflossen,

doch die Zukunft nicht gestemmt.
Die Kälte im Lande greift
um sich, und manchmal wein ich ungehemmt,
wenn mich diese Kälte streift.

Immer wieder fehl getreten,
jede Dummheit mitgemacht,
und manchesmal ganz ungebeten
und am falschen Ort gelacht.

Also, dass ich so alt werde,
hat mich heute doch berührt,
von meiner Seite: Keine Beschwerde,
ich hab immer noch nicht resigniert.


Samstag, 18. März 2023

Aus der Wortwerkstatt: Kurz vor Frühling

 



Kurz vor Frühling

Keine großen Worte, keine neuen Manifeste,
einfach das Singen in den Dingen finden,
vor dem Hause sind noch kahl die Linden,
doch singen erste Vögel im Geäste.

Wenn ich hier nun um mich schaue,
dabei erstes Seidenweich der Lüfte spüre,
und diese Zeit zum Frühjahr küre,
dann vermag ich zu vergessen all das Rauhe,

und so bin ich nicht mehr elegisch gestimmt,
auch wenn es für eine Hymne noch nicht reicht,
so doch das Lamentoso dem Allegro weicht,
das Leben ist so, wie man´s nimmt.

Sicher, es ist die Luft noch kühl.
Doch die Tage bleiben wieder länger hell.
Ich verliere schon mein Winterfell
Und verspüre erstes Hochgefühl.

Weidenkätzchen steigen flaumig im Geäst.
Der Himmel ahnt schon des Frühjahrs Überfülle,
Und die Bauern fahren Gülle,
Und ich fahre heut zu dir, wenn du mich lässt.

Das Bild "Vorfrühling, zwei kleine Faune" ist von Pierre Bonard (1867 - 1947)


Freitag, 17. März 2023

Aus der Wortwerkstatt: Sonniger Tag im Vorfrühling

 


Sonniger Tag im Vorfrühling

Auf dem kleinen Stücklein Nachbars Wiese hinterm Haus,
dies Flecklein grün, da blühn gelb und bunt Kroküsschen,
und ich spitze meinen Wundermund und atme aus
und pfeif´ und sing und brabble ein paar Stüsschen.

An den Haselsträuchern baumeln schon die Kätzchen rum,
und auch mir ist tatenarm gedankenlos nach Hängen,
nach Ausdehnen in der Wärme, und es treibt mich um,
dass es die Männerblüten sind. Ich kann es nicht verdrängen.

Die Frauen, scheinbar unscheinbar, verstecken sich als rote Narben
im Astgewirr, ich muss schon genauer schauen, sie zu entdecken.
Doch einmal gefunden, ist das Rot so kussmundfarben,

und ich passiv und windbestäubend möchte sie erwecken,
um mich an das hinzugeben, was da gerade ist, beziehungsweise
das hinzunehmen, dieses Sein. „Selig, selig“, sag ich weise leise.

Donnerstag, 16. März 2023

Aus der Wortwerkstatt: Wiedergeburt

 



Wiedergeburt

Und der Alte in der Tonne
sprach nach über zweimal tausend Jahren:
„Mehr Licht!, ach, das waren
einmal meine Worte. Und nun: Endlich Sonne!

Endlich kann ich vom Scholaren
zum Menschen werden. Welche Wonne!
Ich werde gleich zur Liebsten fahren,
ach, zum Teufel mit der Tonne!“

Das Bild “Diogenes” (Ausschnitt) ist von John William Waterhouse 1849 - 1917

Dienstag, 14. März 2023

Ab 18. März 2022: Ausstellung in der Klosterkirche Fredelsloh - Roswitha Bohmann / Frank Thiele

 


Roswitha Bohmann, Jahrgang 1954, beginnt ihre künstlerische Tätigkeit zunächst mit einer intensiven Zeit expressiver Acrylmalerei, angeregt von Landschaften und Naturgewalten und arbeitet ab 2013 verstärkt im Bereich Collage und Assemblage.

In den letzten Jahren konzentriert sich Roswitha Bohmann auf eine typisch weibliche Handwerklichkeit: stricken, häkeln, weben, knüpfen. Der von ihr in Kunst verwandelte Materialmix ist abenteuerlich. Neben unscheinbarem, „armem“ Material, das normalerweise z. T. im Müll entsorgt werden würde, wie z. B. ausgediente Magnetbänder aus Video- oder Musikkassetten, in Streifen geschnittene Plastiktragetaschen, Rettungsdecken, Müllbeutel, ergänzt durch Geschenkbänder, Abschleppseile, konventionelle Garne zur Kleidungsherstellung, Drähte und Fäden jeglicher Art – alles, was sich in Streifen schneiden lässt, wird von ihr in ihre Objekte eingearbeitet.

Roswitha Bohmann präsentiert Objekte mit einer farbigen oder monochromen, glänzenden oder matten, glatten oder rauen, aber immer anregend haptisch-sinnlichen Oberfläche. Aus den so entstandenen, ursprünglich als Tafelbild angelegten Arbeiten, sind mittlerweile raumgreifende Installationen geworden.

Profil Roswitha Bohmann

Frank Thiele, Jahrgang 1960, Künstler aus Einbeck, begann 1991 mit Aquarellmalerei, bis er ab 1999 die Öl - und Acrylmalerei für sich entdeckte. Eines meiner Ziele ist zum Beispiel, Farben in die dritte Dimension zu bekommen, ich suche immer nach Möglichkeiten, Farben zum Leuchten und Schwingen zu bringen“

Frank Thiele: Kunst in Fredelsloh


Sonntag, 12. März 2023

Aus der Wortwerkstatt: Schnee auf der Weper

 




Schnee auf der Weper

Ich schau vom Fenster meiner Klause aus
auf des Dorfes schneebedeckte Dächer,
weit in den Süden greift mein Blick hinaus,
Sonnenstrahlen, gleißend bunte Fächer

breiten sich über die Wellen der Haine, ein Ort
der Ruhe, zu hören nur das Krähen von Hähnen,
und der antwortenden Hähne von weiter fort.
Einzelne Wolken beginnen sich auszudehnen,

behäbig wie schwere Nachen durch das Azur
gleiten sie als schwangere weißwollige Schafe,
als Sinnbild von Stille über die sich öffnende Flur.
Es ist ein Morgen jenseits von Strafe

und dem „aus den Gärten vertrieben sein“.
In die wandernden Schatten der Wolken gleitet
eine Weihe, die Flügel ausgebreitet, mühlos hinein,
und ich schwebe mit ihr, und meine Seele weitet

sich und vertraut den eignen Schwingen,
und gibt sich der steigenden Brise hin,
und eine Gewissheit lässt mich singen:
Dass ich all dieses, Schnee, Stille und Weihe bin.


Rotmilane (Weihe) ziehen bei Tag und zumeist einzeln oder in kleinen Trupps. Auf dem Wegzug sind die Zuggemeinschaften in der Regel individuenstärker als auf dem Heimzug. Auf Grund der relativ kurzen Zugdistanzen verlassen Rotmilane erst spät das Brutgebiet, selten vor Mitte September, die meisten in der ersten Oktoberhälfte. Die Weibchen ziehen etwa ein bis zwei Wochen vor den Männchen fort. Umgekehrt erscheinen sehr früh, schon in der Februarmitte, die ersten ziehenden Rotmilane wieder im Brutgebiet, die Mehrheit folgt Ende Februar und in der ersten Märzdekade.In den Jahren mit wärmeren Wintern, wie sie vermehrt auftreten, ziehen die Rotmilane gar nicht mehr fort.

Für die Auswärtigen: Die Weper ist ein Höhenzug oberhalb von meiner Wahlheimat Fredelsloh.

Samstag, 11. März 2023

Klosterkirche Fredelsloh: Winterpause beendet

 

              

Winterpause beendet - Ab heute ist die Klosterkirche Fredelsloh wieder von 11 - 17 Uhr für Publikum zur Besichtigung geöffnet. So komme ich wieder zu meinen täglichen zwei Spaziergängen durch das Dorf als Schließdienst.

Was mich mit am meisten fasziniert an dieser Kirche ist die wundervolle Akustik. Wenn es wärmer wird, nehme ich auch wieder meine Flöte mit.

Im Video oben Klangbeispiele dafür.


Donnerstag, 9. März 2023

Gemeinschaftsküche Alte Schule Fredelsloh

 



Gäben wir die Hälfte dessen,
Was wir krank uns machend essen,
Denen, die macht Mangel krank,
Könnten wir und sie gesunden
Und uns für die guten Stunden
Gegenseitig sagen Dank.

Friedrich Rückert (1788 - 1866)

Seit mehreren Wochen ist jeden Donnerstag wieder die Gemeinschaftsküche in der Alten Schule Fredelsloh geöffnet. Leider mussten wir ja eine längere Zeit pausieren, doch das ist vorbei. Es ist so, wie es immer war: Ökologisch - Regional - Sozial ist das Motto, und es funktioniert ganz unbürokratisch.

Alles ist, wie in der Alten Schule Usus, selbstorganisiert, und möglichst leger gehalten. Ab 14:00 Uhr wird zum Schnibbeln und Kochen eingeladen, ab 18:30 Uhr wird getafelt. Die Gemeinschaftsküche ist vegetarisch ausgerichtet, es gibt aber auch immer vegane Speisen.

Die Lebensmittel kommen aus Spenden, einiges Unentbehrliche wird zugekauft. Um das zu finanzieren, steht immer ein großes Sparschwein auf dem Tisch, wo jede und jeder ihren Obolus dazugeben kann, nach Selbsteinschätzung. Kontrolliert wird nicht. Es reicht auch so immer. 

Anzumelden zum Tafeln (oder auch zum Schnibbeln und Kochen) braucht sich niemand, und bis jetzt ist jede und jeder satt geworden. (Einmal, lang ist es her, waren wir 36 Personen, das war der Höchststand, doch auch dann hatte es gereicht).

An jedem zweiten Donnerstag im Monat ist nach dem Tafeln Filmabend. Ab 19:30 Uhr wird in der Bibliothek der Alten Schule ein Film gezeigt.

Mittwoch, 8. März 2023

Aus der Wortwerkstatt: Circe

 



Circe

Ach, was sind das denn für Herrschaftszeiten,
Circe liebte Männer nur als Schweine,
als Kassler und als Bregenwurst,
um damit den Grünkohl zu bereiten.

Aus welchem Garn sind die Sagen gesponnen?
Wer weiß es genau?
Vielleicht war eine Furcht zur Sage geronnen,
und Circe war nur eine Bauersfrau,
zog ihre Lehren aus dem, was sie sah und spürte,
gab den Männern einen Trank, der jeden zu sich selber führte,
so ein Zauber, der wirkt zielgenau, versteht ihr, was ich meine?

Jeder bekommt seinen Teil, einige verwandeln sich in Schweine. . .
Fühlen sich gleich verzaubert und becirct, oh Hexenwerk!,
„Wer mich als Schwein entlarvt, kann nur eine Hexe sein!“
Und all die Kameraden sind auch solche Biester,
und Pfarrer und Pastoren allesamt. . . Schweinepriester. . .
Und so begab es sich hienieden,
dass Patriarchen Schweine mieden,
allein nur der Verdacht, der sollte reichen:
vielleicht äßen sie sonst ihresgleichen. . .


Das Bild ist von Briton Rivière (1840 - 1920)

Montag, 6. März 2023

Aus der Wortwerkstatt: Gespräch über Bäume

 



Gespräch über Bäume

Ich spreche über Bäume.
Es ist an der Zeit, denn
jetzt kommen sie wieder,
all die großen Vereinfacher,
jetzt, wo wir das ernten,
was wir gesät
auf den Schlachtfeldern der Welt.

Ich spreche über Bäume,
mit den Menschen, welche gerade da sind.
Woher sie auch kommen,
was sie auch begehren.
Was die Großen
dieser Welt so tun,
ich vermag nichts beizutragen,
den Weltlauf zu erhellen.

Ich spreche über Bäume.
Dort, dieser Apfelbaum,
er macht mir Sorgen. Zu dicht
sein Geäst, zu lange nicht gepflegt,
er entbehrt des Menschen Hand.
Gefällt sollte er werden, da nutzlos.
Ich bat darum, es nicht zu tun.

Ich spreche über Bäume.
Mit dir, der du gerade neben mir stehst,
so fern von den warmen Gefilden
der Heimat,
wenn über dich die Erinnerungen
an die Feigenbäume
in deinem verlassenen Garten kommen.
Auch du weißt, dass sie deiner bedürfen.
Darüber spreche ich mit dir.

Wir sprechen über Bäume.


Sonntag, 5. März 2023

Pizzakunst: Bunte Gemüsepizzas

 

Ich habe den Sonntagvormittag dazu genutzt, einen vor längerer Zeit geschrieben Blogbeitrag neu zu schreiben und auch neu zu bebildern. Da es so ein neuer Artikel geworden ist, habe ich den alten gelöscht und den neuen mit vielen weiteren Tipps zur Umsetzung versehen neu eingestellt.

Von Kindergeburtstag bis zur festlichen Künstlertafel für Erwachsene: Bunte Gemüsepizzas lassen sich für viele Zwecke anwenden.

Die Rezepte sind entstanden, als mir die ehrenvolle Aufgabe zuteil wurde, mit einer Schulklasse im dritten Jahrgang im Rahmen eines Kunstprojektes einen Bild von Paul Klee in Überlebensgröße aus Fingerfood darzustellen. Alle meinten, diese Farben hinzukriegen, ließe sich ohne Lebensmittelfarben nicht bewerkstelligen. Wir traten den Gegenbeweis an. Diese Pizzas sehen toll aus, sind vegetarisch, und schmecken superb.

Pizzakunst: Bunte Gemüsepizzas

Der Teig für diese kleinen Köstlichkeiten ist der gleiche, wie für Quark-Ölteig-Brötchen (Rezept folgt sofort), nur, dass soviel mehr Mehl dazugetan wurde, das der Teig sich gut ausrollen lässt. Dieser Teig lässt sich seeehr dünn ausrollen, und das dünne Ausrollen ist für die nachfolgenden Auflagen sehr wichtig, dadurch brauchen die bunten Gemüsepizzas nur sehr kurz (ca. 10 Minuten) im Backofen (bei 200 Grad) gebacken werden, und somit ist Gewähr geleistet, dass die Farben nicht anbräunen. 

Quark-Ölteig-Brötchen

Diese Brötchen sind sehr variabel, bleiben mehrere Tage schmackhaft und eignen sich hervorragend als Beilage für die verschiedensten Gelegenheiten. Dabei lassen sie sich schnell herstellen. Für das Grundrezept brauche ich ca. 400 g Dinkel- oder Weizenmehl, 500 g Quark, 100 ml Öl, einen Block frische Hefe, etwas Zucker und Salz.

Für den Vorteig das Mehl in eine Schüssel geben, eine Mulde formen, in welche die Hefe gebröckelt wird, die Hefe mit etwas Zucker füttern, ein, zwei Esslöffel warmes Wasser dazu, mit Mehl bedecken und abgedeckt mindestens zwanzig Minuten warm stellen.

Nach einiger Zeit in der Wärme ist die Hefe aufgegangen, daran ersichtlich, dass sich ein kleiner vulkanartiger Mehlberg in der Schüssel gebildet hat, jetzt kommen der Quark, das Öl und das Salz hinzu. Dieses Rezept ist ein „Ca. – Rezept“. Wieviel von genau von jeder Zutat richtet sich nach der Tagesform. Die Masse wird zu einem geschmeidigen, sich gut formbaren, sich etwas fettig anfühlenden Ball geknetet. Hefeteig liebt es, geknetet zu werden, und Kinder lieben es, Hefeteig zu kneten. Also, wenn Kinder greifbar sind, ruhig diese die Arbeit machen lassen, zu beiderseitigem Nutzen. Außerdem sind danach die Hände schön sauber.

Der Teig muss jetzt noch einmal abgedeckt zwanzig Minuten gehen. Der Ofen wird auf 200 Grad vorgeheizt und ein Backblech eingefettet.

Es werden dann mehr oder weniger große Kugeln aus dem Teig geformt, wie groß die einzelnen Kugeln sind, spielt keine Rolle, sie sollten nur gleichmäßig groß sein.

Die Brötchen werden dann bei 200 Grad je nach Größe zehn bis zwanzig Minuten gebacken. Sie sind Fertig, wenn sie aussehen, als hätten sie einen Strandurlaub auf Mallorca gehabt.

Der Geschmack dieser Brötchen richtet sich sehr stark danach, welches Öl ich verwende. Meistens nehme ich ein fruchtiges Olivenöl, dann passen sie ausgezeichnet zu Tsaziki und mediterranen Gerichten. Sehr lecker sind sie, wenn etwas frischer Rosmarin in den Teig kommt. Meine Favorit ist Olivenöl, das mit frischem Thymian, Knoblauch, Rosmarin und getrockneten Tomaten aromatisiert wurde (in diese Mischung lege ich Schafskäse ein und lasse es drei Wochen stehen). Es können von den in Öl eingelegten getrockneten Tomaten beigegeben werden, und ich habe auch schon Fetakäse mit eingebacken.

Und wenn ich mehr Mehl nehme, dass der Teig trockener wird und sich ausrollen lässt, dann habe ich einen guten Pizzateig.


Bunte Minipizza


Die Pizzas

„Kleine Köstlichkeiten“: Eine Kugel Teig, einige Teigroller, eine große bemehlte Arbeitsfläche und eine Reihe Kasserollen mit buntem Inhalt: Das verführt gerade dazu, mit Essen zu spielen, und je kleiner die Pizzas, umso größer das kreative Vergnügen. Doch lassen sich größere Teigkugeln auch direkt auf dem Backblech ausrollen. Dazu nehme ich dann einen Eckenroller. So lassen sich auch große Pizzagemälde anfertigen, gerne auch in kreativer Zusammenarbeit.

Pizzagruß


Orange: Möhre mit Ingwer und Kokos

Möhren werden geschält und in kleine Würfelchen geschnitten. Ingwer wird geschält und in noch kleinere Würfelchen geschnitten. Butterschmalz wird in einer Kasserolle erhitzt, der Ingwer hineingegeben (wer die Farbe etwas kräftiger mag, fügt etwas Gelbwurzelpulver hinzu), die Möhrenwürfel dazu, kurz andünsten, mit der Kokosmilch ablöschen, etwas salzen und solange bei milder Hitze und geschlossenem Deckel simmern lassen, bis die Möhren weich sind. Mit dem Zauberstab pürieren. Vielleicht etwas Zucker zugeben.

Goldgelb: Gelbe Bete

Gelbe Bete ist eine Schwester der Roten und mit einem wundervollem Goldgelb gesegnet. Auch hier wird die Gelbe Bete in geschält und in kleine Würfelchen geschnitten. Je feiner die Würfelchen sind, um so kürzer ist die Garzeit. Das Gleiche passiert einem süßsäuerlichen Apfel (z. B. die Sorte Rubinette). Im Mörser werden Korianderkörner gemahlen. In einer Kasserolle Butter erhitzen, wenn sie flüssig geworden ist, den gemahlenen Koriander und die Apfelwürfel darein, nach kurzem Dünsten die Gelbe Bete dazu und eventuell einen Schuss heißes Wasser. Bei geschlossenem Deckel so lange simmern lassen, bis die Gelbe Bete weich ist. Pürieren und mit Apfelessig, Zucker und Salz abschmecken.

Gelb: Frischkäse mit Gelbwurzel

200 g Frischkäse mit 200 g Schmand, zwei Eigelb und eine ordentliche Portion Gelbwurzelpulver mit der Gabel gut verrühren. Mit Salz abschmecken. Vorsicht, die Pizzas kommen „gelber“ aus dem Ofen, als sie hineingeschoben wurden! Eine wundervolle Komplementärfarbe zum Violett des Kartoffelbreis!

Rot: Tomatensauce

Dafür brauche ich nur hauchfein gewürfelte Schalotten, Tomatenmark, Zucker, Pfeffer und Salz. Die Schalotten in Butter andünsten, das Tomatenmark dazu, mit heißem Wasser ablöschen, verrühren und mit Zucker, Pfeffer und Salz abschmecken.

Rosa: Rote Bete mit Schmand

Das gleiche Rezept wie bei der Gelben Bete, nur dass ich den Koriander und den Apfelessig weglasse und stattdessen soviel Schmand einrühre, das ich ein sattes Rosa bekomme. Wegen des Schmand werde ich etwas mehr Salz benötigen.

Grün: Spinat

Am einfachsten ist es, tiefgefrorenen Spinat zu nehmen, den mit etwas Knoblauch in Butter andünsten und mit geriebenem Parmesan und etwas Sahne und Muskat zu verfeinern. Bei frischem Spinat die Blätter nur kurz blanchieren.

Violett: Kartoffelbrei mit Knoblauch und Olivenöl

Hierfür brauche ich Kartoffeln der Sorte „Vietelotte“ oder „Blauer Schwede“ (Wer lacht denn da? Die heißen wirklich so!) Die werden geschält, gekocht und zu Brei gestampft. Salzen. Einen ordentlichen Schuss fruchtiges Olivenöl und durch die Knoblauchpresse geschickte Knoblauchzehen unterrühren. (Knoblauch nach belieben). Der Kartoffelbrei darf ruhig sehr würzig schmecken. Kartoffeln auf Pizza? Den Kindern hat´s geschmeckt.

Wenn ich eher Pastelle gestalten möchte: Alle Farben lassen sich mit Deckweiß, sprich Schmand, ins Ätherische verflüchtigen. In diesem Falle das Nachsalzen nicht vergessen

Und Blau?

Tja. . . da gibt es nur eine Möglichkeit: Sich Blüten von dem wundervoll himmelblau blühenden Blauen Salbei (Salvia patens) zu besorgen oder von Kornblumen, und mit diesen die Pizzas nach dem Backen zu dekorieren.

Auch andere Blüten können dieses Farbenspiel unterstützen: Die Farbpalette der essbaren Blüten: Kornblumen, Flockenblumen, Calendula, Sonnenblumen, Rosen, Stockrosen, Malven

                         

Übrigens: Damit die einzelnen Farben der Pizzasaucen nicht ineinanderlaufen, wo es nicht gewünscht ist, benutzen wir gerne Ausstechformen in allen Größen als Rahmen.


Auch für kleine Sterne, Halbmonde etc. aus Paprika oder Gurken und ähnlich farbigen Gemüse haben wir Sets mit Ausstechformen, ebenso ein Set mit Buchstaben, um die Pizzen zu beschriften. Die Buchstaben stechen wir gerne aus Zucchini aus.


Samstag, 4. März 2023

Aus Dingefinders Büchergarten: Das verlorene Geheimnis

 



Ein grauer Tag im Spätwinter - Vorlesezeit, zumal, wenn ein Kind im Hause ist. Immer wieder schön, märchenhafte Kinderbücher zu finden, die ich auch selber als Erwachsener mit Genuss lesen kann. Manchmal kommt da noch der Zufall zuhilfe: Vor Jahren zog ich aus einem Stapel Sperrmüll das Buch "Das verlorene Geheimnis" von Anniki Setälä aus dem renommierten Cecilie Dressler - Verlag (1961); das ich hier einmal wärmstens empfehlen möchte.

"An einem wunderschönen Maitag springt Trollchen mit dem glitzernden Bach um die Wette über die Hänge Lapplands. Hoch über ihr ziehen Kraniche am Frühlingshimmel ? ach, es ist einfach eine Lust zu leben! Sie muß doch einmal sehen, was ihr die alte Patentante für ein geheimnisvolles Päckchen in die Tasche gesteckt hat. . . nanu ?! Wo ist es denn hingeraten? So ein Jammer: Das Geschenk ist verschwunden! Trollchen macht sich auf und sucht und sucht, sucht und . . . kommt dabei zu dem einsamen Hof, auf dem Lasse wohnt. Plötzlich hat sie einen großartigen Gedanken: Wie wäre es, wenn sie für eine Weile mit dem kleinen Jungen tauschte? Lasse ist einverstanden, und nun lebt Trollchen mit Menschengeschwistern im Bauernhaus. Da ihr Herz in gleicher Liebe für alles Lebendige schlägt, entstehen viele unvorhergesehene Schwierigkeiten: Einmal schenkt sie den gefangenen Fischen im Netz des Vaters die Freiheit, ein andermal erlaubt sie einem jungen Bären, sich an der mühsam eingebrachten Multebeerenernte satt zu fressen, oder sie beherbergt heimliche Gäste in der abgelegenen Scheune. Unterdessen lernt Lasse das Land der Gufittaren kennen. Er schließt Freundschaft mit dem Ältesten der großen weißen Rentiere, und es gelingt ihm sogar, Trollchens verlorenes Geheimnis zu entdecken, ehe er heimkehrt. Die tiefe Naturverbundenheit der Menschen im hohen finnischen Norden und das enge Verwobensein mit einer freundlichen Geisterweit werden in diesem reizenden Buch eindrucksvoll lebendig, und Ingrid Schneider hat sich davon zu vielen entzückenden Zeichnungen anregen lassen."

Aus dem Klappentext

Freitag, 3. März 2023

Aus der Wortwerkstatt: Das Zeitliche segnen

 



Das Zeitliche segnen

Ich segne das Zeitliche, indem ich mir Zeit
für das Zeitliche nehme. Manches lässt sich nicht halten,
und kehrt auch nicht wieder. Ich bin bereit
geschehen zu lassen, wenn sich die Dinge entfalten.

Ich segne das Zeitliche vom Bette heraus,
wenn es morgens so kuschlig darinnen ist,
dann reck ich mich und strecke die Arme aus,
und freue mich, dass Du bei mir bist.

Ich segne das Zeitliche als den Sauerteig,
der in der Ruhe zu Gehen versteht, ohne Hast und Not,
und nehme es als Gleichnis und Fingerzeig:
Je mehr Ruhe im Gehen, um so feiner das Brot.

Ich segne das Zeitliche, indem ich Wege gehe,
welche verwunschen gewunden sind.
Immer schnell und gerade schafft keine Nähe,
Blüten und Falter lassen mich staunen als Kind.

Ich segne das Zeitliche, indem ich das Wachsen begleite,
was im eignen Zeitmaß wächst, wächst ins Weite,
und auch, wenn mir einst sterbend die holden Englein begegnen
werd ich das Zeitliche segnen.


Das Bild „Tanz der Stunden“ ist von Gaetano Previati (1852 - 1920)

Mittwoch, 1. März 2023

Aus der Wortwerkstatt: Metanoeĩte

 



Metanoeĩte*

Schon klopft die Nacht an Tages Türen,
Dämmerung, vorm Haus die Linden winterkahl,
Regen - zu viel Wasser macht die Suppe schal.
So viele gibt es, welche Ängste schüren,
Ein Fettauge mehr wäre schon die halbe Miete,
Gier ist eine Sünde - Metanoeĩte

Nichts wird in diese Suppe eingebrockt,
und es ist immer wieder nur das Gleiche:
Ich bin als Filmstatist immer nur die Leiche,
statt Brocken nur ein dunkles Haar, gelockt,
kein Anwalt, mit dem ich mich beriete,
wenn mich die Stunde schlägt - Metanoeĩte

Apropos Stunde, Zeit verrinnt, die Nacht ist da,
leider bist es du noch nicht, ich warte,
manchmal mutig, setzt ich auf die eine Karte,
gerne Dame Kreuz zum Spiel, und ich spar
mir nicht vom Munde ab, was ich dir biete:
Nur mich selbst - Metanoeĩte

* Metanoeĩte = Denket um! Tut Buße!

Das Bild „Nacht“ ist von Mikalojus Konstantinas Čiurlionis (1875 - 1911)