Donnerstag, 3. Oktober 2013

Königinnen und Könige

Das wurde an mich herangetragen: König zu werden neben einer Königin in einem Paradies. Ich wunderte mich, hatte ich doch mit Königen und Königinnen wenig am Hute. Ich fragte nach, und bekam die Antwort, dass ich den König in mir trage. Dass ich ihn nicht verleugnen dürfe, und dass er mit einem meiner früheren Leben korrespondiere. Das alles erfuhr ich über mich. 
 
An einer Hauswand in der Bremer Neustadt

Nun weigerte ich mich, mein Königtum zu glauben, und musste der Königin in dieser Hinsicht eine Absage erteilen. Diesen Fakt nahm sie nicht aristrokratisch gelassen auf, sondern eher traf mich der königliche Bann. So zog ich denn weiter meine Bahn als wandernder Gärtner und Dichter.

Ich frage mich seither oft, ob ich wohl einmal König war. In einem der vielen hinter mir liegenden Leben. Über welches Reich ich wohl herrschte, und ob ich wohl ein guter Herrscher war. Ich wende das in meinen Gedanken, und es will sich einfach keine Affinität einstellen. Ich wurde auch schon einmal gefragt, was ich ändern würde im Staate, wenn ich der König wäre. Auch darüber konnte ich keine Auskunft geben, denn sicher würde ich als erstes das Königtum abschaffen.

Dann wurde mir noch erklärt, Königinnen und Könige seien Archetypen. Also etwas ganz tief und urtümlich in unseren Seelen verankertes, Bilder, Wesen, Naturen. Ein Anteil unseres Selbst mit Wurzeln in einem kollektiven Bewusstsein. Eingegraben und unveränderlich. Nun, es wird wohl die verschiedenen Typen auf der Arche gegeben haben, jeweils zweie von jeder Art, doch von Königinnen und Königen habe ich auch hier nichts gehört. Ich schau in meine Seele, und ich finde keinen König. So einfach ist das. Wenn ich denn in einem früheren Leben einer war, dann habe ich wohl gründlich abgedankt. So gründlich, dass es für die weiteren Leben reicht, und dass mir selbst die Archetypen abhanden gekommen sind.

Daher habe ich wohl mit der Zeit das Tarotkarten legen abgewöhnt. Dort gibt es auch wieder diese Archetypen, und einige davon sind Herrscherin und Herrscher. Ich leugne ja nicht, dass es Herrscherinnen und Herrscher gab und gibt, doch für mich sind sie nichts zwangsläufig essenzielles für mein Leben. Sie lösen keinen Widerhall in mir aus, wie es zum Beispiel das Wort "Paradies" tut, da habe ich sofort eine Vorstellung, und ich weiß darum, und ich fühle etwas. Das ist so etwas wie mein persönlicher Archetyp.

Als ich vorgestern von meinem Sohn kam, dachte ich genau über diese  Zusammenhänge nach. Zum einen darüber, dass ich in mir etwas nicht finde, was doch archetypisch sein soll, den König in mir, und auch einiges anderes nicht, was ich nach Auskunft von Psychologen in mir haben sollte. Warum denn wird mir dann weiter gesagt, das wäre so? Ich habe gelernt meinem Inmirsein zu "glauben", und das anzunehmen, was ich dort finde. Es sind nicht immer schöne Dinge, welche in mir auftauchen, aber es sind keine Könige. 

Während ich also auf dem Rückweg in das KleinHäuschen genau darüber nachdachte, kam ich in der Neustadt an dem Wandgemälde eines Wohnprojektes vorbei. Was ich dort las, hat mich sehr beeindruckt, besonders die letzten Worte: "and there are no kings inside the gates of eden". 


An der gleichen Hauswand in der Bremer Neustadt





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1 Kommentar:

  1. Aus den Kommentaren auf den link auf Facebook hierzu:

    D.: i like the mural paintings and the sayings very much. Dein Indirsein bleibt letztlich deine ganz persönliche Sache, da findet jeder jede womöglich sehr Unterschiedliches, es sei denn er sucht auch danach.

    A. : WOW, was für ein schöner Zu-Fall

    Dingefinder Jörg: Ja, Zu-Fall, oder auffällige Übereinstimmung des Innen oder Außen, so oder so, schön! @ D.: Mein Indirsein ist das, was ich habe in dieser Welt, zu lernen, dem, was in mir ist zu vertrauen, und, als nächstes, es zu kommunizieren. Zu oft weiche ich davon ab, zum Beispiel, wenn mir jemand sehr nachdrücklich und gekonnt (und damit fast unabwendbar) die ihm eigene Darstellung vertritt. Da ist in mir oft ganz schnell der Ja-Sager da, die angelernte Rolle, denn wie oft wurde mir befohlen, dieses und jenes zu tun und zu glauben, das Verfahren nennt sich "Erziehung". Mehr und mehr lerne ich, mein Eigenes auszudrücken, auch in Prosaworten, und dadurch eine Kommunikationsbasis zu schaffen, die jenseits von "Überzeugung" ist, die nichts Überstülpbares braucht. Oft ist es dann so, dass ich bei anderen Menschen etwas anklingen lasse, dass es Ebenen gibt, wo ich mit meinem Empfinden nicht allein bin. Schichtung um Schichtung nähre ich mich dem. Das ist auch einer der GRünde, warum ich mir vorgenommen habe, jeden Tag eine kleine "Nachdenkerei" zu schreiben. Auch im Reallife hat das auswirkungen, und, nur um ein Beispiel zu nennen, die Kommunikation mit Frederike ist eine andere geworden seither.

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