Dienstag, 8. Oktober 2013

Abgestellt

Für einige Tage Ausfall des Handys. Auch war ich wenig im Internet. Auf dem Handy waren letztlich zwei Nachrichten in der Mailbox, beide waren wichtig und beantwortbar. Nach Anschalten des Computers unter den E-mails keine, welche unmittelbares Eingreifen erforderlich machten. Auf Facebook stapelten sich zwar die Nachrichten auf der Startseite, doch war nichts darunter, was wirklich wirklich wichtig und unabwendbar war. Meine Facebook-Freundinnen und -Freunde mögen mir´s verzeihen. (Habe gerade gesehen, dass ich statt "unabwendbar", "unabwebbar" geschrieben hatte, was wohl den Kern der Sache trifft).

Teils war es ein Versehen, teils ein Ausfall der Leitungen. (Die- oder derjenige, die oder der mir auf ein versehentliches Löschen eines Kommentares und meiner schriftlichen Entschuldigung darüber auf diesem Blog antwortete: "Aus versehen ??? Es gibt keine Zufälle und Versehen !" sei hier gesagt: Aber doch, aber sicherlich. Ohne Zufälle und Versehen wäre die Schöpfung recht unvollkommen!). Der Lerneffekt für mich war groß. Dachte ich doch, um hier draußen erreichbar und ansprechbar zu sein, müsste mein Handy immer funktionieren und ich außerdem mindestens fünfmal am Tage ins Netz schauen.

Die Technik macht es möglich, dass wir immerfort erreichbar sind. Das durfte ich bei einem mehrtägigen Besuch bei jemanden erleben, wo das Handy jederzeit in Reichweite der Hände lag, und tagsüber, doch auch abends, sich in einem fort bemerkbar machte. Es wurde jeder Gesprächsfaden sofort zerrissen "Einen Augenblick mal. . .", und auf eine Gesprächspartnerin oder einem Gesprächspartner eingegangen, der oder die zu dem Gerissenem wahrlich nichts beizutragen hatte. Kurzum, es kam der Augenblick, wo ich echte Gefühle des Genervtseins empfand. Auch die Aussage: "So ist das halt bei mir. Und wer sich mit mir beschäftigt, muss das hin nehmen", änderte nichts daran.

Genauso, wie die Technik es möglich macht, jederzeit erreichbar zu sein, macht sie es auch möglich, diese Erreichbarkeit zu lenken. Der wichtige mögliche Anruf des minderjährigen Sohnes kommt sicher durch, dafür gibt es Einstellungen, während die anderen Begehrlichkeiten für die Zeit eines wichtigen oder weniger wichtigen Gespräches in der Realworld gebündelt von der Mailbox abgerufen werden können. Dass viele Menschen ungern auf die Mailbox sprechen, und es daher notwendig sei, immer on zu sein, das ist noch ein Argument aus den seligen Zeiten des Anrufbeantworters. Da war es bei der Einführung dieser Technik häufig wirklich so, dass viele Personen beim Einschalten des Gerätes einfach auflegten. Doch das sind Döntjes aus dem letzten Jahrtausend.

Ich selber habe mir angewöhnt, bei allen mir wichtigen Gesprächen das Handy auszuschalten. Komplett. Und nach den Erfahrungen der letzten Tage, wo das Handy einfach nicht ging, werde ich es wohl auch bei allen mir wichtigen Tätigkeiten ausgeschaltet lassen. Zum Beispiel, wenn ich nachher noch Zwetschgen für den Kompott ernte. Auch dabei möcht ich ungestört meinen Gedanken nachhängen können.

Und am Horizont meines Geistes taucht ein Gedanke auf: Warum das Handy nicht einfach ausgeschaltet lassen, und zweimal am Tage, morgens und abends, die Mailbox abhören? Und antworten, auf das was wichtig ist. Für dringende Fälle lässt es sich ja auch einmal unabgeschaltet lassen, doch die sind eher selten. Und auch die Mails nur noch turnusmäßig abgerufen und beantworten, und so weiter. .  . So entwickelt sich aus dem Umgang mit den modernen Medien eine mönchische Tugend. . .






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