Ebenso wenig, wie es bei Vollmond eine vermehrte Zahl von Gewalttaten gäbe, wie ein Polizist in der örtlichen Zeitung berichtete, das zeige die Statistik. Doch habe ich es häufig erlebt, dass in der Stadt am Abend eine sehr eigene Stimmung und Schwingung war unter den Menschen, wenn es auf Vollmond zu ging. Meine persönliche Beobachtung: Nicht direkt die Vollmondnacht ist die Schwingungsreichste, es ist die Nacht vor Vollmond.
Ein Bauer, der Bunte Bentheimer Schweine hielt, ging, wenn eine seiner Sauen kurz vor dem Ferkeln stand, immer an den Computer, um den Tidenstand der Nordsee zu erfahren. Wenn die Flut kam, dann kamen die Ferkel, so seine Erfahrung. Er hatte eine innige Beziehung zu seinen Tieren, und diese wiederum lebten teilweise einen Teil des Jahres draußen.
Bitte fragt mich nicht, ob ich so etwas "glaube". Ich weiß nicht, was ich glaube, ich weiß nicht einmal, ob ich glaube. Doch dieses Mal bin ich in meinen Beobachtungen wieder bestätigt worden, dass um die Mondphasen herum das Wetter wechselt. In meiner Welt ist das dann so, und kurz vor Vollmond benehmen sich die Menschen seltsam anders. Letzteres aber ist kaum greifbar, doch im Austausch mit Menschen erfahre ich, dass es auch andere gibt, die so schauen und fühlen.
Als wir Stadtkinder uns in Ostfriesland in Landwirtschaft übten, gab es jedes Frühjahr das gleiche Problem: Das Heu trocken ein zu bringen. Da konnte ein Tag zu früh oder zu spät mähen die gesamte Ernte verderben. Bei uns im Dorf gab es einen Bauern, wenn der begann mit der Mahd, dann begannen alle anderen flugs genauso. Das lernten wir schnell, auf diesen Bauern zu achten. Er lag immer richtig, selbst in schwierigen Jahren. Und keiner fragte: "Glaubst Du daran?" Woher dieser Bauer das alles so genau wusste, konnte er selbst nicht erklären. Doch Hauptsache, das Heu war trocken im Schober.
Jetzt ist die Zeit des letzten Viertel des abnehmenden Mondes, hin zum Neumond. Alle meine Kräfte bewegen sich nach innen, ich bin nachdenklicher, innengerichteter, auch schneller in Melancholie befangen, wenn etwas nicht so richtig klappt. Manchmal überraschend in Traurigkeit befangen. Doch nie so, dass es wirklich tief in meine Lebensorganisation eingreift, denn ich bin mir ja gewiss: Es geht vorüber, und der nächste aufsteigende Mond kommt bestimmt.
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