Am
Sonntag war es noch Winter. Kalt und sonnig, die Beete und die Wiesen
ringsum schneebedeckt, die Luft hatte etwas erfrischendes. Es lohnte
sich, lange draußen zu bleiben, diese typischen romantischen
Wintermotive zu fotografieren und sich den leisen Wind um die Nase
ziehen zu lassen. Es lohnte sich, nach einem ausgiebigen Spaziergang
zurück im KleinHäuschen das Feuer im Ofen zu entfachen und einen
Topf Milch mit Ingwerscheiben darin auf die Ofenplatte zu stellen. Es
lohnte sich, ein Buch zu greifen, zum Beispiel Gary Snyder´s
„Landschaften des Bewusstseins“, darin zu lesen, ein Kissen im
Nacken auf dem Sofa liegend, und dabei heißen Kakao mit Ingweraroma
und einem dicken Schuss Sahne darin zu schlürfen. Ach war das schön,
so ein Wintersonntag. . .
Schon
seit Montag ist Tauwetter, der Schnee ist auf wenige schmutzigweiße
Häuflein eingeschmolzen, es ist so milde, dass man mit dem Heizen
des Ofens aufpassen muss, denn so ein KleinHäuschen entwickelt sich
schnell zur Schwitzhütte, und draußen, es ist Mittwoch Abend, Blitz
und Donner und Böen und Sturzregen und eigentlich Herbst. Im Januar.
So hatten wir uns die Klimaerwärmung wohl nicht vorgestellt.
Heute,
Mittwoch, am Nachmittag, als ich mal wieder „ins Dorf“ unterwegs
war, „Dorf“ nenne ich den Bremer Stadtteil Gröpelingen, denn
schließlich war er einmal ein Dorf, und eigentlich ist er es immer
noch, also, als ich dahin und dort unterwegs war, begegnete mir ein
Baum im Pullover.
Ich
habe zwar schon Hunde im Strickpullover gesehen, besonders diese beim
kleinsten Windstoß zitternden Rehpinscher, doch ein umhäkelter Baum
war mir bis dato noch nicht untergekommen. Ich schaute mir das an,
und fragte mich, welche Rundnadelgröße da wohl genommen wurde, und
wie man das Ding dem Baum angezogen hatte. Über Kopf ging ja wohl
nicht, denn der war recht dick, und das Bekleidungsstück lang aber
schmal. Auch von unten, sozusagen fußaufwärts, war ausgeschlossen,
da die Füße der Bäume bekanntlich in Wurzelwerk enden. Es blieb
mir ein Rätsel, welches mir lange nicht aus dem Kopf wollte.
Doch
schön finde ich es, auf seltsame Weise schön, einem
Straßenbaum einen regenbogenfarbenen Selbstgestrickten anzuziehen.
Irgendwie machte mich der Anblick glücklich. Es war, als begegnete
ich dem Ausdruck einer verwandten Seele. So ist es auch nicht
verwunderlich für mich, dass kurze Zeit später folgender Vierzeiler
zu mir kam:
Es
muss Verrückte wie uns geben,
damit
die Welt bestehen kann.
Wir
hüten unser aller Leben
mit
einem Gegenbann.
Somit
danke ich an dieser Stelle der mir unbekannten Künstlerin oder dem
mir unbekannten Künstler sehr herzlich,
liebe
Grüße, Dingefinder Jörg
p.
s. Ich hoffe es für den Baum, dass es noch einmal so richtig kalt
wird. Dann weiß man das Geschenk eines Pullovers erst wahrhaftig zu
schätzen.
Lieber Dingefinder,
AntwortenLöschenda ich die "Künstlerin" der angzogenen Bäume bin und mich freue, dass sie Ihnen so gut gefallen, löse ich gerne das Rätsel, wie die Pullover an den Baum geraten.
Man stelle sich auf eine Leiter, macht sich möglichst lang und näht das besagte Strickstück einfach an einer Seite zu.
Und nebenbei, mittlerweile sind längst nicht mehr nur die Bäume bekleidet.
Ein erneuter Spaziergang durchs "Dorf" könnte also interessant sein...
Liebe Grüße
Laura
Ich habe es schon gesehen :-) Und auch einige Fotos geknipst. Werde demnächst weiter berichten. Danke für die Infos, liebe Grüße, Jörg
AntwortenLöschenIch werde den Blog weiter verfolgen.
AntwortenLöschenWünsche ein schönes Wochenende
Liebe Grüße
Laura