Samstag, 12. Januar 2013

Deutungen: Gedanken zur Winterpause



Der Garten ruht. Es gibt dort allenfalls an milderen Tagen im Januar oder Februar das Schneiden der Obstbäume zu tätigen. Eigentlich ist alles auf Ruhe eingestellt, welche der Körper auch dankbar annehmen möchte nach den vielfältigen Arbeiten im Herbst. Die Speisekammer ist gefüllt, die Äpfel und Kartoffeln lagern, die Gläser und Gläschen mit Kompott, Marmeladen und Fruchtmusen harren des Öffnens, um eine Ahnung von Sommer in die Küche zu bringen, in der Teekanne duftet der im Frühling und Sommer gesammelte "Tee der Landschaft und der Jahreszeiten". Das Sonnenlicht ist weniger, und wer weiterhin in vollem Ausmaße den Arbeiten nachgehen möchte, welche diese Zivilisation erfordert, wird über kurz oder lang häufig von der soganannten "Winterdepression" eingeholt.

"Winterdepression". Wieder wird hier meines Erachtens ein natürliches Empfinden des Körpers, der Rückzug aus der Aktivität des Frühjahrs und des Sommers, zu einem Krankheitsbild umgedeutet. Dann überschlagen sich die Artikel populärwissenschaftlicher Art in den Journalen, Apothekerzeitschriften vornean, mit allen möglichen Tipps, wie dieser Krankheit oder Unpässlichkeit beizukommen sei. 

Ich empfehle: Winterpause

 Prof. Dr. Marianne Gronemeyer stellte die Frage: "Wieviel Arbeit braucht der Mensch?":


"In früheren Zeiten, als unsere Ahnen noch das zum Leben Notwendige zusammenjagten und -sammelten, war diese Frage leicht beantwortet, wenn sie sich denn überhaupt stellte: Man musste so lange ‚arbeiten' bis man satt zu essen hatte. Es wäre vollkommen sinnlos, ja sogar in höchstem Maße existenzgefährdend gewesen, wenn man versucht hätte, ein Mehr zu erwirtschaften durch mehr Arbeit; denn ihr Dasein konnten unsere frühen Vorfahren nur sichern, wenn sie sich ihre Beweglichkeit erhielten, unbehindert von einem Ort zum andern ziehen konnten, um das Lebensnotwendige zu finden."

Und: "Noch in der bäuerlichen, sesshaften Lebensweise ist die Frage danach, wie viel Arbeit der Mensch braucht, offenkundig verrückt. Arbeit braucht man nicht, die hat man, und das einzige was über sie zu sagen ist, ist, dass sie getan werden muss. Arbeit ist nicht Gegenstand des Begehrens, sondern das Mittel, das dazu taugt, sein Dasein zu fristen. Sie ist ein notwendiges Übel oder einfach nur notwendig, und sie wird vom Winter, vom Feierabend und Festtag unterbrochen. Das Gegenstück der Arbeit ist also die Muße."

Doch geschehen ist nach ihrer Aussage folgendes: " Was ist geschehen, dass die Arbeit von einem notwendigen Übel zu einem hochrangigen Lebensziel, dem alle in scharfer Konkurrenz nachjagen, mutieren konnte? Die Antwort ist bestürzend einfach: Es geht in der Frage gar nicht um Arbeit und Arbeit ist auch nicht erstrebenswert. Es geht um Geld. Die Frage: „Wieviel Arbeit braucht der Mensch?" und jene andere: „Wieviel Geld braucht der Mensch?" sind gleichbedeutend. Arbeit haben heißt Geld haben. (Mehr oder weniger, versteht sich, aber das lassen wir jetzt einmal beiseite.)"

Der gesamte Artikel von Frau Prof. Dr. Gronemeyer ist hier einzusehen:



Zur Zeit ist es mir nicht möglich gesellschaftliche Gesamtantworten auf die Situation zu geben. Zu verworren und vielschichtig und unübersehbar ist mir die Situation. Ich kann im Augenblick auf eine für mich unbefriedigende Situation (noch) nur privatim reagieren. Früher hieß so etwas "aussteigen". Nun, ganz "auszusteigen" aus dem "Wieviel Geld braucht der Mensch"  ist auch mir nicht möglich. Doch reagiere ich zum Teil so, wie mein Körper es wünscht: Die Arbeit zum Gelderwerb ist auf einen neun Stunden/Woche - Job geschrumpft, das reicht gerade für das Nötigste, wie gesagt, die Speisekammer ist gefüllt, und ich gebe mir die nötige Ruhe, welche die Jahreszeit abverlangt. Sicherlich gibt es Tätigkeiten, welche getan sein wollen: Holz bereiten für den Ofen, Citrusmarmeladen kochen, Texte fertigen und redigieren. Und Gedichte schreiben. Auch eine schöne Beschäftigung in der Winterpause. Zum Beispiel solche hier:


    Eines stillen Wintertages...


Eines stillen Wintertages
hielt die Welt den Atem an.
Alle Äste, alle Zweige
hatten sich
ein Kleid aus Schneekristallen
umgetan.

Es glimmerte, es schimmerte
im frühen Sonnenlicht.
Menschen gingen sanften Schrittes
durch ein Märchenland.
Pärchen legten unwillkürlich
kleine Hand in große Hand.
Sie blieben stehen wie im Zauber
und standen staunend unverwandt.

Eines stillen Wintertages
hielt die Welt den Atem an.
Erst als die Sonne wärmend
die Traumgebilde schmolz,
löste sich der Bann.




 Ich wünsche allen eine geruhsame Winterpause und einen kraftvollen Start in den Frühling!

Liebe Grüße, Jörg Krüger



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