Donnerstag, 13. Juni 2013

Ein Hauch Vollkommenheit

Gartenrundgang am Morgen. Gestern war der Tag noch sonnig, doch heute ist es bedeckt und feucht, in der Nacht hatte es geregnet. Die Schnecken sind unterwegs bei diesem Wetter, und so entwickelte sich der Rundgang zu einem Rettungsgang. Eigentlich wollte ich ja noch warten, denn ganz rot ist sie noch nicht, meine erste Erdbeere, eine kleine weiße Spitze ist noch zu sehen. Doch ich traue den Schnecken nicht so ganz an so einem trüben Tag. Und den ungeteilten Genuss meiner ersten eigenen Erdbeere dieses Jahr möchte ich mir nicht entgehen lassen. Köstlich süßaromatisch mit einer leichten säuerlichen Note lasse ich sie mir auf der Zunge zergehen. Ein Stücklein Paradies, ich liebte Erdbeeren schon immer, und am liebsten frisch vom Strauch, dunkelrot, und sonnenwarm gepflückt. "Strawberryfields forever" sangen die Beatles zurecht. 

Für diesen Augenblick der ersten eigenen Erdbeere habe ich es mir verkniffen, bei den schon seit Januar bereitstehenden Bioerdbeeren, zuerst aus Marokko, dann aus Spanien, zu zugreifen. Sicher, sie sahen schon verlockend aus, so unter Cellophan verpackt. Aber irgendwie auch so, als würden sie genau wie ihre Verpackung schmecken.

Dieses Jahr wurde meine Geduld etwas auf die Probe gestellt. Doch nun ist sie da, die Erdbeerzeit, die Kinderzeit, denn frisch gepflückte Erdbeeren schmecken mir nach Kindheit. Mein Vater war Hausmeister in einem evangelischen Gemeindehaus, und der Pastor hatte nebenan seinen Garten. Mit Erdbeeren in einem großen Beet. Und sein Zaun hatte ein Loch, welches ich sehr wohl kannte. Paradieseinladend. Ich brauchte ja Sonntag morgens nicht im Gottesdienst zu sein. ..

"Gelb und blau - trägt die Sau", so sagte meine damalige modekundige Freundin häufig. Nun, mein Garten trägt zur Zeit diese Kombination, es blüht die Steppeniris üppig, und dahinter die kleine Taglilie, Hemerocallis  citrina, und beide blühen dieses Jahr üppig. Gerade heute habe ich in den Weiten des www einen Beitrag gelesen, wo geschrieben stand, dass heuer ein "Blütenjahr" ist, und es allerorten überreich blüht, wie nur selten. Das kann ich wohl bestätigen.

Nun ist diese Gelb/Blau - Kombination von mir nicht geplant worden (das soll hier nicht als Entschuldigung gelten. . .), sondern die Taglilie befand sich im Garten, und als ich einen großen Horst der Iris sibirica aus einem anderen Garten geschenkt bekam, da sie dort zu schattig stand, und nie blühte, hatte ich das Glück, dass durch das Entfernen eines eingegangenen Hibiskusstrauches ein Pflanzloch sozusagen vorgefertigt war. Dort hinein kam der ordentliche Bulten der Iris, und somit in Nachbarschaft zur gelben Taglilie. Ich gestehe: Mir gefällt´s. Vielleicht bin ich ein Modebarbar?


Iris sibirica "Caesar´s Brother", eine der "bläuesten" Steppenirissorten, die es gibt. Dieses Foto fängt nur ansatzweise die Schönheit und Vollendung dieser Blüte ein.

Hemerocallis citrina, die Kleine Taglilie. Die gelben Blüten duften stark und rein. Meines Erachtens die leckerste Taglilie überhaupt. Junge Triebe, Blütenknospen und Blüten sind essbar und wohlschmeckend. In China werden Taglilien als Gemüse angebaut. Die zarten, ungeöffneten Knospen gebe ich gerne auf gedünstetes Gemüse, ganz zum Schluss, so dass sie nur ein/zwei Minuten mit dünsten können, sonst zerfallen sie. Ideal zum Beispiel auf einer Möhren/Giersch - Mischung, die mit Ingwer, Koriander und einem Schuss Tabasco gewürzt wurde. Dazu Basmatireis.

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