Montag, 10. Juni 2013

Kräuterrundgang

Gestern war nicht nur Sonntag sondern auch ein sonniger Tag. Wie geschaffen dafür, wieder einmal einen Rundgang durch den Kleingartenpark In den Wischen zu machen und nach den wilden Kräutern zu schauen. Jetzt beginnt die Zeit, wo ich jeden Morgen meinen Rundgang durch das Kräuterland begehe und die Bestände für den Winter sammle. Doch sammle ich nicht nur Kräuter zum Trocknen und Blütenblätter für Gelees, ich sammle auch Bilder und Eindrücke. Gerne schau ich mir die vielgestaltigen und oft farbenfrohen Blüten ringsum an. So trage ich mein Sammelgut nicht nur im Leinenbeutel sondern auch in der Seele heim.

"Kuckuckslichtnelke"  -  wieder einer dieser zauberhaften Namen für ein zartes Geschöpf. Was damit alles für Assoziationen und Bilder kommen. Eine rechtes Frühjahrsgeschöpf: Wenn der Kuckuck ruft und die Tage lichterfüllt lang andauern, dann ist die Blütezeit von Lycnis flos-cuculi.

Als nächstes durfte ich über einen hier seltenen Fund staunen: Verbascum lychnitis, die weiße Königskerze. Eigentlich eher auf trockenen, steinigen, basischen Untergründen zu finden, fühlt sie sich auch am Grabenrand auf Marschboden so wohl, dass sie blüht. Auch wenn die Blüten der "normalen" Königskerze von mir als Bestandteil von Brusttees gesammelt werden, dieses reizende Geschöpf würde ich nicht anrühren.

Schön auch das orangerote Habichtskraut, Hieracium aurantiacum. Diese Farbe ist ja verhältnismäßig selten in unserer Wildflora. Die Blütenknospen und die Blätter vom Habichtskraut lassen sich Rohkostsalaten beigeben. Sich schmecken leicht bitter.

Wenn das Habichtskraut Teil des Salates wird, kann dieser zur Hauptspeise beitragen: Der Schafegerling. Typisch für ihn ist der Anisgeruch.
Hier schon fertig zum Trocknen gebündelt: Die Bachminze, Mentha aquatica. Sie war zusammen mit dem Mädesüß und dem Eisenkraut eine der heiligen Pflanzen der Druiden. Durch eine Kreuzung mit der grünen Minze, M. spicata, entstand die bekannte Pfefferminze. Ich mag die Bachminze mit ihrem aparten frischen Aroma sehr. Es hat etwas von den Aromen der Bergminzen. Zum Trocknen aufgehängt verteilt sich das Aroma im Raum, und mein Empfinden ist, dass sich dann die Atmosphäre aufklart im Raum. Etwas seelisch und körperlich Erfrischendes geht von davon aus. Ich habe sie auch gerne als Bestandteil meines Tees der Landschaft und der Jahreszeiten, ihr Aroma ist nicht so "plump" und erdrückend wie zum Beispiel das der Krauseminze, und die Aromen der anderen Bestandteile der Teemischung haben auch Chancen wahrgenommen zu werden. Ich empfinde die Bachminze als eine aufhellende Pflanze, welche ich gerne um mich habe.

Bei den Heckenrosen lohnt es sich schon, genau hinzuschnuppern. Es gibt fast geruchslose und es gibt Blüten mit einem angenehm leichten blumigen Rosenduft, ähnlich dem der Kartoffelrose, Rosa rugosa. Von denen sammle ich frühmorgens die Blütenblätter (ebenso wie von der Kartoffelrose) und zuckere sie Lage für Lage in einer Glasschüssel ein. Sie dürfen dabei ruhig taufeucht sein. Am nächsten Morgen werden sie mit etwas Wasser aufgekocht und dürfen dann wieder 24 Stunden ziehen. Derweil sind schon die nächsten Blütenblätter eingezuckert. Diese werden dem Ansatz vom Vortag beigegeben, und das Ganze wieder aufgekocht und ziehen gelassen. Das Procedere führe ich eine Woche lang durch, Morgen für Morgen. Der Sirup sättigt sich mehr und mehr mit diesem feinen Duft. Schließlich gebe ich seihe ich die Blütenblätter ab (die sind mittlerweile bräunlich gefärbt, was mich nicht erschrecken sollte, denn der Sirup hat eine kräftige rosa Färbung angenommen) und füge dem Sirup ein Geliermittel hinzu, dann wird noch einmal aufgekocht und nach der Gelierprobe in Gläser abgefüllt. Damit habe ich ein außergewöhnliches Rosengelee, welches die Feinheit des Heckenrosenduftes auf die Zunge bringt.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen