Dienstag, 10. Januar 2012

Aktion FindeKunst

Heute ist in Bremen die Aktion FindeKunst gestartet. An einigen Orten in Bremen tauchen kleine gereimte und gerahmte Texte auf, vorerst noch vom Dingefinder, sprich, von mir.

Die ersten drei wurden heute ab 12:17 hier gesichtet:


Wobei das Auftreten der Polizei auf reinem Zufall beruht. Beobachtungen zeigten, dass doch der eine Passant oder die andere Passantin sich eine Pause gönnten, um die Reimwerke zu lesen. Ein Kontrollgang zwei Stunden später zeigte: Der Polizeiwagen war verschwunden, aber keines der Kunstwerke, die Unabhängigkeitserklärung war mit dem Text zur Wand gestellt worden. Was zeigt, dass die Texte zu spontanen Aktionen animieren.

Wer eines der Werke findet und mitnehmen möchte: Dieses sei gestattet. Da die Rahmen, welche die Werke einfassen gefunden wurden, ist ihre Anzahl begrenzt. Also: Wer an den KunstFundorten leere Rahmen hinterlässt, kann davon ausgehen, dass diese in kürzester Zeit gefüllt wieder auftauchen.

Wenn andere Künstlerinnen und Künstler Werke dazu stellen, wäre es mir eine große Ehre. Auf dass sich die Galerie Dingefind am Amtsgericht füllt. 

Nachtrag 17:57 Ortszeit:

Zwei der Werke haben schon LiebhaberInnen gefunden. Wobei eines buchstäblich aus dem Rahmen gefallen ist (siehe Beweisfoto). Einsam zurück blieb die Unabhängigkeitserklärung. Ist wohl kein Thema in Bremen. Nächstens mehr.


Nachtrag 11. 01. , 6:52 Ortszeit

Diese Nacht habe ich sehr unruhig geschlafen. Ob es am abnehmenden Vollmond lag oder an meiner Sorge um die einsame Unabhängigkeitserklärung, ich weiß es nicht. Warum nehmen Bremerinnen oder Bremer Gedichte über das Ende einer schwierigen Zeit und über Kündigen mit, lassen aber den fundamentalen Zwölfzeiler an seinem Platz. Aus Höflichkeit? Aus Angst vor der Freiheit? In meinem Kopf dreht sich ein Gedankenkarussel. Immer, wenn ich die Augen schließe, sehe ich darauf Osterhasen. . .


 



Hier noch das dritte der gestern ausgestellten Werke. Möge es in seinem neuen Heim viel Freude verbreiten!

Einmal stand ich im Leben am Scheideweg,
zögernd, und mutig, und scheu.
Was zählte, war nicht mehr der letzte Kassenbeleg –
und auch nicht das Brot mit der Wurst dabei.

Da wusste ich: nun ist es soweit,
im Buche des Lebens wechseln die Themen;
und in der Tiefe des Herzens war ich bereit,
mir das Leben, nämlich ein anderes, zu nehmen.

Wo wird das enden?
Vielleicht – sich einem Gegenüber zuzuwenden,
um jenseits aller Machtallüren
die feinen Härchen auf der Haut zu spüren,
sich in der Wärme aus der Pflicht zu schummeln
und sich so lange in den Federn tummeln,
bis beide nur noch „Rosa“ sehn –

Ach, is datt scheen!


           Ich kündige!


Kündigung – so geht die Kunde.
Ich mach mein eignes DingDangDong.
So läut´ ich ein die neue Runde,
Arividerci – und so long!

Ich kündige die Machtmarotten,
Ich kündige die Isierung ganz global,
Ich kündige dem Pullover seine Motten
Und der ganzen Zeit-ist-Geld-Moral.

Ich kündige dem GeldMachtGlücklich,
Ich kündige dem Nur-noch-links-zu-fahrn,
Ich kündige dem Das-ist-schicklich!,
Ich kündige das Ticket für die Straßenbahn.

Ich kündige Vermietern ihre Miete,
Ich kündige der Bank den Zins und Zinseszins,
Ich kündige das „Ich verbiete!“,
Ich kündige dem Hunz den Kinz.

Ich kündige dem TrauerTrübsalBlasen,
Ich kündige dem „Nur noch mich!“,
Ich stelle bunte Blumen in die Vasen,
Ich kündige an: Ich liebe Dich!



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