Montag, 4. Februar 2013

Aus Dingefinders unergründlicher Plaudertasche oder: Die Zentimeter sind alle



"Geld stinkt nicht, es verduftet" - und wenn es nicht mehr da ist, geht gar nichts mehr. Da liegt dann auf der einen Seite das ganze Material herum, Metalle, Holz, Erdöl, auch Maschinen, um das zu verarbeiten, und auf der anderen Seite liegen die Arbeitslosen herum, die mangels Geld das Vorhandene nicht anfassen dürfen. Welche auch mangels Geld die leerstehenden Häuser nicht bewohnen dürfen, die zwar gebaut sind, doch werden sie lieber verfallen gelassen, als dass sie genutzt werden. Auch die Lebensmittel werden ja lieber weggeschmissen, damit die Preise stabil sind.
Ich versteh das nicht, mein Sohn hat das noch nie verstanden, obwohl er schon zwölf Jahre auf dieser Welt ist. So bleibt es bei uns wieder bei den Kinderfragen: Warum? Wäre ich ernsthaft erwachsen, bräuchte ich mir diese Frage wohl nicht stellen, dann würde ich das ja verstehen.(Mein Sohn braucht das nicht, der ist noch Kind). Die Wirtschaftsexperten verstehen das ja auch.
Ein amerikanischer Philosoph, Alan W. Watts, stellte in den sechzigern des letzten Jahrhunderts auch diese Kinderfragen: "Denkt einmal an die weltweite Depression in den dreißiger Jahren: Von heut auf morgen folgten auf eine blühende Konsumwirtschaft . . . Arbeitslosigkeit, Armut und Anstellen fürs Brot. Was war geschehen? Die materiellen Ressourcen des Landes - Grips, Muskelkraft und Rohstoffe - waren keineswegs erschöpft, aber es fehlte plötzlich an Geld, und es war eine sogenannte Finanzkrise da. . . . Dabei war es einfach so, als wäre ein Bauarbeiter am Morgen der Depression zur Arbeit gekommen und sein Boss hätte ihm gesagt: ´Tur mir leid, Junge, aber heute wird nicht gebaut. Es gibt keine Zentimeter mehr.` `Was soll das heißen, keine Zentimeter? Wir haben Holz. Wir haben Stahl. Wir haben Zement. Wir haben auch Zollstöcke.``Mag sein, aber du verstehst nichts vom Geschäft. Wir haben zu viele Zentimeter verbraucht, und jetzt sind die einfach alle.`"
(Aus: Alan W. Watts "Was hält das Zeug", Rheinberg 1983)
Das Geld ist nicht einfach eine Maßeinheit für Tauschwert, sondern. . . Ja, was eigentlich? Da ist sie wieder, meine Kinderfrage. Aber wenn ich jetzt keine Lust auf Abwasch habe, sage ich einfach: "Die Liter sind alle".



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