Der kleine brave Rasenmäher |
„Kann du
deine Kraft einheitlich machen,
und
die Weichheit erreichen,
dass
du wie ein Kindlein wirst?
Kannst
du dein geheimes Schauen so reinigen,
dass
es frei von Flecken wird?“
Aus:
Laotse – Tao Te King (In der Übersetzung von Richard Wilhelm)
Manchmal
wünsche ich mir, ich wäre mehr in der heutigen Zeit angekommen, und meine
Indianerseele, meine Sammler- und
Jägernatur wüsste nicht nur um die Geheimnisse der Kräuter ringsum, würde nicht
nur Beeren, Nüsse und Pilze kennen und das Wissen um deren Zubereitung in sich
tragen, sondern könne sich auch so etwas einfachen widmen, wie zum Beispiel
einem streikenden Rasenmäher.
Heute war
wieder so ein Tag. Ich holte mir den großen, gelben Rasenmäher vom Verein, um die
wildwuchernde Wiese des Gemeinschaftsgartens zu bändigen, und schon nach kurzer
Zeit gab der keinen Mucks mehr von sich. Ratlos stand ich vor der Maschine, und
mir wurde gewahr, dass ich daran nicht einmal eine Zündkerze wechseln könne, so
unbedarft, wie ich bin.
Also brachte
ich das Gerät zurück, wohlgemerkt, schon um einiges frustriert, dass ich einmal
mehr meiner Unfähigkeit gewahr wurde, gewissen Dingen gegenüber. Ich machte
mich dann mit dem kleinen Rasenmäher ans Werk, von dessen Zuverlässigkeit ich
überzeugt bin. Wahrscheinlich mag der mich.
Doch nicht
sofort konnte ich mich wieder dem Rasen widmen, denn ich musste noch den Text
für eine Einladung zu einem Gartenfest schreiben, der dann möglichst zügig über
die Internetkanäle verbreitet werden sollte, damit es ein Fest mit vielen
netten Leuten würde.
Tja, was
passierte? Der Bildschirm blieb weiß. Nicht über FireFox, nicht über den
Internet-Explorer kam ich ins www, die Technik hatte sich heut wohl gegen mich
verschworen. Mehr als eine halbe Stunde laborierte ich herum, nichts ging.
Meine Laune besserte sich dadurch nicht im Geringsten.
Jetzt, wo
alles wieder einigermaßen zur Zufriedenheit funktioniert, der kleine Rasenmäher
brav ist, und die ersten Einladungen verschickt, schau ich auf den bisherigen
Tag zurück und muss über mich schmunzeln: Da schreibe ich doch allenthalben
über die zu deutenden Zeichen, über das Annehmen der Gegenwart, über das Üben
in Gelassenheit den Dingen gegenüber, darüber, das Schauen nicht zu versäumen
und darüber, nicht vorschnell zu Urteilen und zu Handeln; und dann bringt mich
so ein bisschen Technik an den Rand der Rage.
Jetzt, mit
ein etwas Abstand zu den kleinen Weigerungen der Geräte in meinem Alltag,
sehe ich, dass das schon sein Gutes hatte. Dass in meiner Seele noch einiges
brodelte und angeschaut werden wollte in Ruhe, dass es richtig war, wie es passierte. Ich brauchte die Zeit, um im Inneren
etwas geschehen zu lassen und zur Ruhe zu kommen. Wenn ich das sehe, empfinde
ich mit einem Male so etwas wie Dankbarkeit der Störrigkeit der Technik
gegenüber. Und dem Leben im Allgemeinen. . .
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