Montag, 27. Juni 2016

Folge mir nicht. . .

Pfifferlinge im Wald bei Fredelsloh



Folge mir nicht. . .



Jetzt ist es an der Zeit, jeden Tag sein Sammelrevier in der Landschaft abzuschreiten, so schnell blühen und reifen die Dinge nach. Das ist keine lästige Pflicht, sondern eine reine Freude in einer Landschaft, die Karl Scheibe aus Moringen in seinem Büchlein „Fredelsloh. Geschichte des Dorfes und Klosters“ von 1899 so beschreibt: „Schilderung der Umgebung. Wir verlassen das Dorf und besteigen den Hainberg,  . . .  Wundervoll ist das Landschaftsbild, das sich von hier oben entrollt. Über das friedliche Dorf und das stille Espoldethal hinweg fliegt der Blick, auf dem wohlthuenden Grün der Wälder und Höhen in der Ferne sich ausruhend.  . . .   Wir schreiten weiter und gelangen in die feierlichen Hallen des grünen Waldes. Die zu Fredelsloh gehörenden Forsthäuser haben alle eine idyllische Lage. Inmitten von Tannenduft und Waldesruhe, umgeben von quellendurchrauschten saftigen Bergwiesen sind sie angenehme Erholungsplätze.“ Dank sei an dieser Stelle übrigens dem Fredelsloher Arno Schelle gesagt, der dieses Büchlein neu herausgegeben hat und mir ein Exemplar großzügig schenkte. Ich habe es „auf einen Huck“ durchgelesen.


Noch immer ist die Landschaft rund um Fredelsloh großartig. Mein Weg führte mich heute nicht auf den Hainberg, sondern Richtung Solling, ich wollte wieder einmal schauen, wie um die Pilze steht. Schon auf dem Hinwege leuchteten mir die ersten reifen Himbeeren entgegen. Nun bin ich mittlerweile gerüstet auf alle Eventualitäten: Im Rucksack neben Leinenbeuteln auch immer Sammeleimer, so dass ich hier schon meinen ersten Halt tat.


Nach dieser Pflückpause weiter in den Wald, zu „unserer Pfifferlingsstelle“. Entdeckt wurde sie in meinem ersten Jahr hier von meinem Sohn und mir, dann nahm ich letztes Jahr meine Liebste dort mit hin, und so ist es jetzt „unsere“. Pfifferlinge sind hier in der Umgebung nicht so häufig wie etwa Steinpilze, und da sollte man schon verschwiegen sein, wenn man um eine ergiebige Stelle weiß.


Letzte Woche war dort noch gar nichts, nicht einmal ein Perlpilz als Vorbote der Pilzsaison, doch heute leuchteten mir dort die „Eierschwämme“ vom moosgrünen Waldboden entgegen, ich durfte sammeln, und es fanden sich weitere. Das schwülwarme Wetter der letzten Tage hat sie wohl herausgetrieben, und ich darf diese Woche gewiss noch einmal wieder kommen, denn es ist Nachwuchs in Mengen da. Die Pilzsaison hat begonnen. . . Wenn man mit der Zeit „seine Stellen“ im Revier kennt, ist Pilzesammeln wie Einkaufen im grünen Supermarkt des Waldes. So nannte es vor ein paar Jahren, als ich woanders „mal eben“ loszog und mit einem Korb voll Pilzen binnen kurzem wieder kam, ine erstaunte Bekannte.


Auf dem Rückwege habe ich noch einige Kräuter gesammelt, mein Dreigestirn Johanniskraut, Odermennig und Mädesüß blüht jetzt. Heute nahm ich mir einen großen Strauß zum Trocknen für Tee mit. Johanniskraut für den aufhellenden Wintertee, Odermennig für das beleben über die Leber und Mädesüß als mildes Naturaspirin ohne die magenkrampfenden Nebenwirkungen der Tabletten.



Was nun machen mit der Pilzpracht? Schon auf dem Weg zur Alten Schule begegnete ich der ersten, die ich einladen konnte, und so ging es weiter, so dass wir heute Abend hier vier bis sechs Personen sind, die das erste Pilzfest des Jahres genießen werden. Dass zweie dafür sogar den Beginn der Übertragung eines Fußballspieles versäumen, spricht für sich und ehrt mich sehr. Nun habe ich mir ein kleines Fredelsloher Pilzmenü ausgedacht:


Die Pfifferlinge (und ich hatte noch etwas „Beifang“, zwei kleine Maronen und ein paar Perlpilze) in Butter dünsten. Wenn das „Pilzwasser“ verschwunden ist, mit Sahne anrühren, salzen. Mehr braucht es eigentlich nicht. Als Beilage dazu gibt es Couscous, mit etwas Knoblauch angedünstet, auch in Butter, und mit Rinderfond aufgekocht und ziehen gelassen. Vielleicht nachsalzen. Dazu wird Petersilienpesto gegeben. Als Nachspeise eine Quarkspeise mit Walderdbeeren.

Vor fast genau zehn Jahren schrieb ich folgendes kleines Gedicht:

                                      

                                                      Folge mir nicht

Neulich entdeckte ich in der Nähe
eines verschwiegenen Moorsees
Moosbeeren.

Auch weiß ich, wo des Sommers
unter alten Eichen
Steinpilze stehn.

Selbst Pfifferlinge
gibt es versteckt an
einem Waldpfad.

Und auf einer
stillen Lichtung
wachsen Esskastanienbäume.

Folge mir nicht,
wenn ich sonntags
auf die Suche gehe.

Bleibe mit Geduld
daheim.
Sicher lade ich Dich ein.




. . . als hätte ich es geahnt. . .

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