Gelbwurzel (Kurkuma) und Taro, am Südfenster fröhlich vereint |
Zimmerkräutergarten
So einen
richtigen Drang zum Zimmergärtner habe ich nicht mehr, das liegt vielleicht
daran, dass ich meine Lehre zum Gärtner als „Pöttchenpuhler“ in einer
Zierpflanzengärtnerei absolviert hatte. Doch seitdem ich entdeckt habe, dass
sich einige Kräuter und Würzpflanzen, die ich gerne verwende, am Fenster ziehen
lassen, habe ich wieder Freude am Zimmergärtnern gefunden, vor allem, da ich in
der Alten Schule in Fredelsloh einiges an Fensterfläche zur Verfügung habe, in
verschiedenen Himmelsrichtungen.
Am
Südfenster in der Küche haben das Basilikum „African Blue“, Ocimum kilimandscharicum x basilicum
'Purpurascens' , eine der wenigen Sorten, die ausdauernd
ist, und das Indische Patchouli den Winter gut überstanden. Nun habe ich
endlich auch die Zeit gefunden, die Schätzchen weiter zu vermehren, durch
Stecklinge. Gerade bei der genannten Basilikumart geht das nur dadurch, da es
keine Samen bildet.
Stecklinge vom Patchouli und vom Basilikum "African Blue" |
Das
Basilikum brauche ich immer wieder einmal in der Küche, und es kann im Sommer
auch nach draußen verfrachtet werden, doch hab ich auch einfaches grünes
Basilikum vorgezogen. So bleibt es mein Küchenbegleiter. Das Patchouli habe ich
wohl eher da als Jugenderinnerung, als die Discos nicht nur aber auch nach
Patchouli geduftet haben. Es ist eine Pflanze aus der Familie der Lippenblüter,
wie das Basilikum und die Minze zum Beispiel. Ich habe noch alte Kräuterbücher
gefunden, wo es der Gattung Mentha
zugeordnet war. Die Blätter ließen sich auch einem belebenden Likör zugeben,
doch das habe ich noch nicht ausprobiert, und gebe das einmal einfach so hier
weiter.
Die
Patchouliblätter haben ihren stärksten Duft, wenn sie trocken sind. Daher ernte
sie und trockne sie auf Löschpapier zwischen dicken Buchdeckeln, ganz
klassisch. Als ich noch erwerbsmäßig Kräutergartenberatungen und Kräuterwanderungen
angeboten hatte, hab ich mir für meine Visitenkarten etwas ganz besonderes
ausgedacht: Ich hab die getrockneten Patchouliblätter zu einer Buchbinderin
gebracht, die als unteres Papier für meine Karte ein stärkeres, griffiges nahm,
und als oberes ein zartes Japanpapier. Zwischen diese beiden Lagen wurde
jeweils ein getrocknetes Blatt des Patchouli eingeklebt und die Schichten gut
verleimt. Dann kam darauf per Handstempel Adresse und Angebot.
Wenn so ein
Kärtchen sich zwischen den Handflächen erwärmte, duftete es nach Patchouli, und
es brauchte sehr lange Zeit, mehr als ein Jahr, bis das aufhörte. Zwar war das
Ganze etwas aufwändig, auch nicht gerade billig, doch um so besser, sagte ich
mir, so gebe ich meine duftenden Visitenkarten mit Bedacht aus der Hand.
Zur
Vermehrung durch Stecklinge: Bei den beiden genannten Arten geht es recht
einfach. Ich schneide mit einer scharfen Schere oder einem scharfen
Stecklingsmesser Teilstücke von den Stängeln, immer so, dass ich an der
Unterseite eine Nodie, so heißen die Augen an den Stängeln von Pflanzen, habe.
Denn hier macht sie ihre Wurzeln. An der Internodie, also dem Stängelstück
zwischen den Nodien, bewurzeln sie nicht. Ich stecke meine Stecklinge möglichst
in Erde, in Anzuchterde, und da ist es wichtig, dass nicht zuviel Stängel mit
in die Erde kommt, sondern nur eben die Nodie. Die Gefahr ist groß, dass das
Stängelstück zu faulen beginnt, und mein Steckling darum eingeht. Wenn ich die
Stecklinge gleich in Erde stecke, und nicht vorher in Wasser, was zum Bewurzeln
auch ginge, dann bekomme ich von Anfang an stabilere und unempfindlichere
Wurzeln. Beschleunigen kann ich den Bewurzelungsprozess noch, indem ich ab und
zu mit Weidenwasser gieße. Das ist Wasser, in dem Rindestücke von einjährigen
Zweigen der Weide zwanzig Minuten ausgekocht wurden. Das Wasser nimmt dadurch
eine schöne rote Färbung an. Ein altes Hausmittel.
Die
Stecklinge dürfen oberhalb der Nodie, die in die Erde kommt, noch zwei
Blattpaare haben, bei mehr hätten sie Schwierigkeiten, diese zu versorgen.
Blüten werden vor dem Stecken entfernt. Ich stecke die werdenden Pflänzchen in
kleine Töpfchen mit Erde, die unten Löcher haben. Denn ich wässere nicht von
oben, sondern von unten. Als Aushilfsgewächshaus benutze ich transparente
Transportkisten, die von einem bekannten Möbelhaus stammen, und die durch
irgendeine Haushaltsauflösung hier in der Alten Schule landeten.
In eine
dieser Kisten kommen meine Töpfchen, dann wird gewässert, oben auf eine zweite
Kiste, und fertig ist das Minigewächshaus. Bis die Stecklinge Wurzeln getrieben
haben, bleiben sie unter der Haube, wir Gärtner nennen das „gespannte Luft“,
dann wird die Haube entfernt, dass die Pflänzchen nicht zu lang ziehen.
Wenn die
also alle angewachsen sind, dann habe ich einiges zum Ernten in meinem
Zimmergärtchen, doch es geht noch mehr. Bekam ich doch ein Stängelstück vom
Lemongras aus dem Supermarkt eines Kaufhauses, an dem schon Würzelchen waren.
Das wurde flugs eingetopft, und beginnt jetzt schon mit dem Wachstum. Lemongras
kann sich auch im Zimmer zu einer großen Pflanze auswachsen, und es braucht
auch die Südseite, um sich wohl zu fühlen. Die Blätter kann ich in
verschiedenen Gerichten mitkochen, zum Beispiel in einer Kürbissuppe mit Ingwer
und Koriander. Auch als Tee sind sie schmackhaft, auch dann werden sie gekocht
und nicht nur überbrüht.
Taro |
Dass ich
hier am Südfenster noch eine Edu oder Taro, Colocasia esculenta, stehen
habe, verdanke ich meiner Liebsten, die mir ein Knölleken mitbrachte, dass
schon eine grüne Spitze zeigte. Ich kenne die Pflanze noch aus meinem
Aufenthalt auf Teneriffa, wo sie an einigen Stellen angebaut wurde. Sie kann
ganz schön groß werden. Da sie aus der Familie der Aronstabgewächse ist, enthalten
die Rhizome Calciumoxalatkristalle,
die beim Kochen oder Erhitzen aber zerfallen. Genutzt werden in den
Herkunftsländern jedoch auch die Blätter und Stängel, die auch sehr
proteinreich sind. In der Anfangszeit kam das Knölleken mit der grünen Spitze auch
unter die Haube, genauso wie die Gelbwurzel, die ebenso zu ergrünen begann.
Also, kleine Töpfe, die Knolle und das Rhizom mit der grünen Stippe da hinein,
ein Teller unten drunter, ein Weckglas oben drüber. Die haben sich wohlgefühlt
die Beiden, und sind mittlerweile zu ansehnlichen Pflanzen ausgewachsen. Was
daraus wird? Ich weiß es noch nicht, noch befindet sich es im Stadium der
Spielerei. Bei der Gelbwurzel duften auch die Blätter bei stärkerem Reiben, so
dass ich mir vorstellen kann, dass ich sie zum Würzen nehme, genau so wie bei
Kardamon, den ich lange Jahre im Hause hatte, und der auf meiner neuen Wunschliste
steht.
Die
Kardamonpflanze ist eine aparte Blattpflanze, die ganz schön groß werden kann,
und die würzige Blätter treibt. Das Beste aber ist, dass sie auch mit einem
Nordfenster vorlieb nimmt, wo sonst nicht so viel gedeiht. Blüten und Samen
setzt sie leider nicht hier an.
Was steht
noch auf meiner Wunschliste? Meyers Zitrone, eine Sorte, die ganzjährig im
Hause bleiben kann, und die im Winter nicht einen so hohen Lichtbedarf hat, wie
andere. Arabischer Jasmin, Jasminum
sambac, der im Sommer draußen bleiben kann, sogar leichte Fröste verträgt,
und den wohl reinsten Jasminduft aus weißen Blüten entströmen lässt, den ich
kenne. Und wenn ich weiter darüber nachdenke, fällt mir sicherlich noch mehr
ein. . .
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