Donnerstag, 30. Juni 2016

Zimmerkräutergarten

Gelbwurzel (Kurkuma) und Taro, am Südfenster fröhlich vereint



Zimmerkräutergarten

So einen richtigen Drang zum Zimmergärtner habe ich nicht mehr, das liegt vielleicht daran, dass ich meine Lehre zum Gärtner als „Pöttchenpuhler“ in einer Zierpflanzengärtnerei absolviert hatte. Doch seitdem ich entdeckt habe, dass sich einige Kräuter und Würzpflanzen, die ich gerne verwende, am Fenster ziehen lassen, habe ich wieder Freude am Zimmergärtnern gefunden, vor allem, da ich in der Alten Schule in Fredelsloh einiges an Fensterfläche zur Verfügung habe, in verschiedenen Himmelsrichtungen.

Am Südfenster in der Küche haben das Basilikum „African Blue“, Ocimum kilimandscharicum x basilicum 'Purpurascens' , eine der wenigen Sorten, die ausdauernd ist, und das Indische Patchouli den Winter gut überstanden. Nun habe ich endlich auch die Zeit gefunden, die Schätzchen weiter zu vermehren, durch Stecklinge. Gerade bei der genannten Basilikumart geht das nur dadurch, da es keine Samen bildet.

Stecklinge vom Patchouli und vom Basilikum "African Blue"
Das Basilikum brauche ich immer wieder einmal in der Küche, und es kann im Sommer auch nach draußen verfrachtet werden, doch hab ich auch einfaches grünes Basilikum vorgezogen. So bleibt es mein Küchenbegleiter. Das Patchouli habe ich wohl eher da als Jugenderinnerung, als die Discos nicht nur aber auch nach Patchouli geduftet haben. Es ist eine Pflanze aus der Familie der Lippenblüter, wie das Basilikum und die Minze zum Beispiel. Ich habe noch alte Kräuterbücher gefunden, wo es der Gattung Mentha zugeordnet war. Die Blätter ließen sich auch einem belebenden Likör zugeben, doch das habe ich noch nicht ausprobiert, und gebe das einmal einfach so hier weiter.

Die Patchouliblätter haben ihren stärksten Duft, wenn sie trocken sind. Daher ernte sie und trockne sie auf Löschpapier zwischen dicken Buchdeckeln, ganz klassisch. Als ich noch erwerbsmäßig Kräutergartenberatungen und Kräuterwanderungen angeboten hatte, hab ich mir für meine Visitenkarten etwas ganz besonderes ausgedacht: Ich hab die getrockneten Patchouliblätter zu einer Buchbinderin gebracht, die als unteres Papier für meine Karte ein stärkeres, griffiges nahm, und als oberes ein zartes Japanpapier. Zwischen diese beiden Lagen wurde jeweils ein getrocknetes Blatt des Patchouli eingeklebt und die Schichten gut verleimt. Dann kam darauf per Handstempel Adresse und Angebot.

Wenn so ein Kärtchen sich zwischen den Handflächen erwärmte, duftete es nach Patchouli, und es brauchte sehr lange Zeit, mehr als ein Jahr, bis das aufhörte. Zwar war das Ganze etwas aufwändig, auch nicht gerade billig, doch um so besser, sagte ich mir, so gebe ich meine duftenden Visitenkarten mit Bedacht aus der Hand.

Zur Vermehrung durch Stecklinge: Bei den beiden genannten Arten geht es recht einfach. Ich schneide mit einer scharfen Schere oder einem scharfen Stecklingsmesser Teilstücke von den Stängeln, immer so, dass ich an der Unterseite eine Nodie, so heißen die Augen an den Stängeln von Pflanzen, habe. Denn hier macht sie ihre Wurzeln. An der Internodie, also dem Stängelstück zwischen den Nodien, bewurzeln sie nicht. Ich stecke meine Stecklinge möglichst in Erde, in Anzuchterde, und da ist es wichtig, dass nicht zuviel Stängel mit in die Erde kommt, sondern nur eben die Nodie. Die Gefahr ist groß, dass das Stängelstück zu faulen beginnt, und mein Steckling darum eingeht. Wenn ich die Stecklinge gleich in Erde stecke, und nicht vorher in Wasser, was zum Bewurzeln auch ginge, dann bekomme ich von Anfang an stabilere und unempfindlichere Wurzeln. Beschleunigen kann ich den Bewurzelungsprozess noch, indem ich ab und zu mit Weidenwasser gieße. Das ist Wasser, in dem Rindestücke von einjährigen Zweigen der Weide zwanzig Minuten ausgekocht wurden. Das Wasser nimmt dadurch eine schöne rote Färbung an. Ein altes Hausmittel.

Die Stecklinge dürfen oberhalb der Nodie, die in die Erde kommt, noch zwei Blattpaare haben, bei mehr hätten sie Schwierigkeiten, diese zu versorgen. Blüten werden vor dem Stecken entfernt. Ich stecke die werdenden Pflänzchen in kleine Töpfchen mit Erde, die unten Löcher haben. Denn ich wässere nicht von oben, sondern von unten. Als Aushilfsgewächshaus benutze ich transparente Transportkisten, die von einem bekannten Möbelhaus stammen, und die durch irgendeine Haushaltsauflösung hier in der Alten Schule landeten.

In eine dieser Kisten kommen meine Töpfchen, dann wird gewässert, oben auf eine zweite Kiste, und fertig ist das Minigewächshaus. Bis die Stecklinge Wurzeln getrieben haben, bleiben sie unter der Haube, wir Gärtner nennen das „gespannte Luft“, dann wird die Haube entfernt, dass die Pflänzchen nicht zu lang ziehen.

Wenn die also alle angewachsen sind, dann habe ich einiges zum Ernten in meinem Zimmergärtchen, doch es geht noch mehr. Bekam ich doch ein Stängelstück vom Lemongras aus dem Supermarkt eines Kaufhauses, an dem schon Würzelchen waren. Das wurde flugs eingetopft, und beginnt jetzt schon mit dem Wachstum. Lemongras kann sich auch im Zimmer zu einer großen Pflanze auswachsen, und es braucht auch die Südseite, um sich wohl zu fühlen. Die Blätter kann ich in verschiedenen Gerichten mitkochen, zum Beispiel in einer Kürbissuppe mit Ingwer und Koriander. Auch als Tee sind sie schmackhaft, auch dann werden sie gekocht und nicht nur überbrüht.

Taro
Dass ich hier am Südfenster noch eine Edu oder Taro, Colocasia esculenta, stehen habe, verdanke ich meiner Liebsten, die mir ein Knölleken mitbrachte, dass schon eine grüne Spitze zeigte. Ich kenne die Pflanze noch aus meinem Aufenthalt auf Teneriffa, wo sie an einigen Stellen angebaut wurde. Sie kann ganz schön groß werden. Da sie aus der Familie der Aronstabgewächse ist, enthalten die Rhizome Calciumoxalatkristalle, die beim Kochen oder Erhitzen aber zerfallen. Genutzt werden in den Herkunftsländern jedoch auch die Blätter und Stängel, die auch sehr proteinreich sind. In der Anfangszeit kam das Knölleken mit der grünen Spitze auch unter die Haube, genauso wie die Gelbwurzel, die ebenso zu ergrünen begann. Also, kleine Töpfe, die Knolle und das Rhizom mit der grünen Stippe da hinein, ein Teller unten drunter, ein Weckglas oben drüber. Die haben sich wohlgefühlt die Beiden, und sind mittlerweile zu ansehnlichen Pflanzen ausgewachsen. Was daraus wird? Ich weiß es noch nicht, noch befindet sich es im Stadium der Spielerei. Bei der Gelbwurzel duften auch die Blätter bei stärkerem Reiben, so dass ich mir vorstellen kann, dass ich sie zum Würzen nehme, genau so wie bei Kardamon, den ich lange Jahre im Hause hatte, und der auf meiner neuen Wunschliste steht.

Die Kardamonpflanze ist eine aparte Blattpflanze, die ganz schön groß werden kann, und die würzige Blätter treibt. Das Beste aber ist, dass sie auch mit einem Nordfenster vorlieb nimmt, wo sonst nicht so viel gedeiht. Blüten und Samen setzt sie leider nicht hier an.

Was steht noch auf meiner Wunschliste? Meyers Zitrone, eine Sorte, die ganzjährig im Hause bleiben kann, und die im Winter nicht einen so hohen Lichtbedarf hat, wie andere. Arabischer Jasmin, Jasminum sambac, der im Sommer draußen bleiben kann, sogar leichte Fröste verträgt, und den wohl reinsten Jasminduft aus weißen Blüten entströmen lässt, den ich kenne. Und wenn ich weiter darüber nachdenke, fällt mir sicherlich noch mehr ein. . .



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