Nein, das ist nicht das Kleine Fredelsloher Pilzmenü, sondern ein großes. . .(Wettkochen mit Pilzen, dabei: Eine Freundin, der Dingefinder und sein Sohn |
Kleines Fredelsloher Pilzmenü
„Die Pfifferlinge (und ich hatte noch etwas
„Beifang“, zwei kleine Maronen und ein paar Perlpilze) in Butter dünsten. Wenn
das „Pilzwasser“ verschwunden ist, mit Sahne anrühren, salzen. Mehr braucht es
eigentlich nicht. Als Beilage dazu gibt es Couscous, mit etwas Knoblauch
angedünstet, auch in Butter, und mit Rinderfond aufgekocht und ziehen gelassen.
Vielleicht nachsalzen. Dazu wird Petersilienpesto gegeben. Als Nachspeise eine
Quarkspeise mit Walderdbeeren.“
So schrieb
ich hier zu meinem ersten Pfifferlingsfund. Das hört sich einfach an, doch
liegt der Deubel auch hier im Detail. Beginne ich einmal mit der Butter „bei
die Pilze“. Dafür habe ich in dem großartigen Buch „Käse selbermachen in nur 1 Stunde“
von Claudia Lucero einen guten Tipp zum Thema „Buttern“ bekommen. Einmal hatte
ich schon aus der Sahne, die sich auf der Milch von unserem Bauern absetzte,
Butter bereitet. Nach der einfachen, doch etwas langwierigen Methode, die Sahne
in ein großes Twist-off-Glas zu geben und mit geschlossenem Deckel kräftig
Schütteln. Nach etwa zwanzig Minuten habe ich Butter, die ich dann nur noch in klarem
Wasser auswaschen brauche. Doch erlahmte meine Freude an der Butterherstellung
schnell, und ich machte es nicht wieder. War ja nur ein Versuch.
Nun zu
besagtem Tipp aus dem Buch: Einfach die abgeschöpfte Sahne von der Milch in die
Küchenmaschine geben, und bei langsamer Stufe begonnen (wegen des Spritzens)
auf die schnellste Stufe stellen. Nach ca. fünf Minuten sind die ersten
Butterklümpchen zu sehen, noch fünf Minuten später kann die Butter zum
Auswaschen entnommen werden und die Buttermilch umgefüllt. Einfacher geht´s
nicht, und nun hat meine Küchenmaschine noch eine weitere Funktion:
Butterfässchen.
Zum
Auswaschen: Die Butter wird so lange in kaltem Wasser geknetet, bis das Wasser
nach dem Auswechseln klar bleibt. Damit habe ich die Molkeanteile entfernt.
Dieses mal hatte ich die Butter aus Sauerrahm gemacht, der sich oben in dicker
Schicht auf der gebildeten Dickmilch stand. Ich habe sie für meine Verwendung
leicht gesalzen. Und: sollte die Butter doch einmal ranzig werden, dann kommt
sie in eine Kasserolle, und wird dort simmern gelassen (wenn sie flüssig ist,
und vom Topfboden Perlschnüre von Bläschen aufsteigen, dann habe ich die
richtige Temperatur). Dabei bildet sich ein milchigweißer Schaum und
Schwebeteilchen steigen an die Oberfläche. Die werden abgeschöpft. Das kann ich
ein paar mal wiederholen, bis die flüssige Butter völlig klar bleibt. Was übrig
ist, ist das reine Butterschmalz, in Indien Ghee genannt, das ich dann zum
Anbraten von vielen Gerichten nutzen kann. Überall, wo ich zum Anbraten oder
Fritieren sehr heißes Fett brauche, ist Ghee das erste Mittel der Wahl.
Mittlerweile
hole ich zehn Liter Milch die Woche beim Bauern, zum Weiterverarbeiten. Die
Kühe sind nun auf der Weide und ich bekomme eine exquisite Weidemilch. Bei
dieser Menge lohnt sich auch die Butterbereitung. Und für die Molke von der
Käseherstellung habe ich auch schon einen Abnehmer: Der Nachbar freut sich
darüber als Futtertrunk für seine Hühner. Und ich habe eine Eierquelle. . .
Nach der
Butterherstellung habe ich die Küchenmaschine wieder gereinigt. Dann kamen
darein: Frischer Knoblauch aus dem Garten (der erste dieses Jahr),
Walnusskerne, die ich vorher trocken in einer Pfanne angeröstet hatte, glatte
Petersilie, Blätter und Stängel, Olivenöl, etwas Salz. Daraus wurde dann bei
vorsichtiger Betätigung des An- und Ausschalters das oben genannte
Petersilienpesto. Dass ich vorsichtig beim Anschalten bin, liegt daran, dass
ich darauf achte, dass das Pesto nicht erhitzt in der Küchenmaschine.
Eigentlich mache ich kleine Mengen Pesto im Mörser, ich habe da einen schönen
schweren aus Granit, doch bei den Mengen, die zur Zeit anfallen an Kräutern,
schaffe ich nicht alles. Die Walnüsse sind übrigens von unserer Streuobstwiese,
wir haben sie letztes Jahr gesammelt, und ich saß am Vorabend gemütlich in der
Küche beim Nüsseknacken.
Im Herbst
werden in Grimmerfeld, das ist ein Forsthaus nahe bei Fredelsloh, die
Weiderinder geschlachtet. Das sind so puschelige Urviecher die ganzjährig
draußen bleiben können. Es gibt in der Region noch einen Schlachter, der
draußen schlachten darf, und die Tiere unterliegen nicht dem Stress und der
Unmenschlichkeit eines Schlachthofes. Von unter solchen Bedingungen gehaltenen
und geschlachteten Tieren mag ich auch gerne Fleisch essen. Da ich beim
Portionieren und Abpacken des Fleisches helfe, bekomme ich auch immer eine
erkleckliche Menge an Knochen mit mehr oder weniger Fleisch daran. Aus denen
koche ich meinen Rinderfond: Zuerst werden die Knochen in Bräter getan, die ich
etwas mit Öl ausgepinselt habe. Sie liegen darin möglichst nur in einer Lage.
Die Bräter kommen in den sehr heißen Backofen (250°), und zwar für ca. 20
Minuten, bis sie gut angebräunt sind. Ich entferne die Knochen aus den Brätern
und lösche mit heißem Wasser den Bratenansatz vom Boden ab. Das alles kommt in
einen Topf, die Knochen, das Wasser, einige Lorbeerblätter, Piment, etwas
Gemüse wie Sellerie, Lauch, Pastinaken, Zwiebeln, etwas Tomatenmark, Salz. Die
Knochen müssen mit dem Wasser bedeckt sein. Dann lasse ich das Ganze mindestens
fünf Stunden köcheln.
Eventuell
muss ich zwischendurch etwas Wasser nachgießen. Die Knochen werden aus der
Brühe genommen, das Gemüse und die Gewürze abgesiebt, und dann wird die Brühe
so lange im Topf auf dem Feuer gelassen, bis sie ca. auf ein viertel reduziert
ist. Das dauert auch eine Weile, besonders, weil auch da nicht mit großer Hitze
arbeite. Noch heiß wird der so entstandene Fond in Twist-off-Gläser abgefüllt,
um bei Bedarf zur Verfügung zu stehen. Wie zum Beispiel für das Couscous meines
Fredelsloher Pilzmenüs.
Für solche
Sachen wie das Fondzubereiten lohnt sich ohne Frage die Anschaffung eines
Küchenherdes, der mit Holz beheizbar ist, eine Küchenhexe. Als Brennstoff kann
ich da Abfallholz verwenden, und in der Zwischenzeit, bis die Brühe fertig ist,
noch Brot und Kuchen im Backofen backen oder Pilze und Obst trocknen.
Für mein
Couscous hatte ich etwas Butter in den Topf getan, in der ich Knoblauch und
eine kleine fein gewürfelte Zwiebel anbriet. Dann habe ich den Fond
dazugegeben, der schön glibberig, wie es sein sollte, aus dem Glas plumpste,
die gleiche Menge Wasser dazu getan und das Couscous, das nach dem Aufwallen ja
nur noch ziehen braucht. Gewürzt habe ich das mit frischen Thymian und
Rosmarin, etwas Majoran, Muskat und gemahlenen Chili, und Salz.
Das
Couscous konnte sich bei Tisch jede und jeder nach eigener Wahl mit dem
Petersilienpesto und / oder der Pilzsahnesauce vermengen. Alle Anwesenden
sprachen von einer leckeren Mischung. Für die Nachspeise hatte ich noch ein
paar richtig reife, sprich fast braunschalige Bananen. Geschenk unseres
Kaufmannes, der sie nicht mehr verkaufen konnte. Die habe ich zerdrückt und mit
Quark und Sahne verrührt. Dazu kamen zwei Gläschen meiner Walderdbeermarmelade.
Die hatte ich nicht so stark gesüßt, so dass ich ohne Zitronensaft auskommen
konnte. Auch davon blieb nichts übrig. . .
Das alles
steckt also drin, in einem Fredelsloher Pilzmenü, welches seinen Namen
verdient. P. s. Das nächste Ma(h)l gibt es einen Salat vorneweg. Mit
Fredelsloher Rosenkäse. . .
Kernig oder nicht?
Links Johannisbeere, rechts Himbeere, mit Kernen |
Ich mache
aus Früchten selten Gelees, eher aus Blüten und Kräutern. Ich verarbeite
Erdbeeren, (Wald)Himbeeren, Blaubeeren, Felsenbirnen, Brombeeren und
Johannisbeeren mit allem drum und drin. Also mit Kernen zu Marmelade. (Die ich
so nicht nennen darf, da sie in der Regel unter 50 % Zucker enthält, und somit
ein Fruchtmus ist).
Mein
Tischnachbar favorisiert die Geleevariante, da ihm die blöden Dinger, die
Kerne, immer zwischen den Zähnen hängen bleiben. Doch einig waren wir uns
darin, dass Marmelade mit kernen anders, „besser“, eben kerniger, schmeckt. Nur
bei Hagebuttenmus würde ich die Kerne entfernen, denn die kratzen ob ihrer
kleinen Härchen im Halse. Dafür mörser ich für Kirschmarmelade ein paar
Kirschkerne und lasse sie mitkochen. Das gibt dann diese Bittermandelnote, die
Kirschmus erst richtig interessant macht, und die so gut zu dunklem
Schokoladenpudding passt. . .
Eigentlich
betupfe ich die Pflanzen ja, wenn ich die Kerne mitkoche. Denn ich sollte die
Früchte eigentlich roh essen, und die Kerne, welche die Darmpassage unbeschadet
überstehen können, irgendwo hin scheißen. Doch nun gelangen unsere
zivilisierten Häufchen nur noch selten in den Wald, sondern via Spülklosett in
die Kläranlage, so dass von der ursprünglichen Intention so oder so kaum etwa
übrig bleibt.
Als kleine
Gegengabe pflanze ich Beerenobst auf die Streuobstwiese, und entferne
wildwuchernde Ranken und anderes erdrückendes Kraut zwischen den Walderdbeeren,
während ich ernte in der Natur. So ist es doch wieder ein Geben und Nehmen.
Zuguterletzt:
Ich werde immer wieder einmal gefragt, warum ich mir diese ganze Arbeit, wie
Butter- und Käsebereiten, Fonds und Marmeladen kochen, Brot backen eigentlich
mache. Die Antwort ist ganz einfach: Wenn ich mir Lebensmittel in dieser
Qualität, wie ich sie selber herstelle, kaufen müsste, könnte ich dafür eine
ganze Menge Geld ausgeben. Das will erst einmal verdient werden. Also, bevor
ich stundenrund fremdbestimmt arbeite, und damit Lebensqualität einbüße, mache
ich lieber selbst. Weil es mir Spaß macht. Und weil das Selbermachen für mich
Lebensqualität beinhaltet. So einfach ist das.
Frage: Kirschmus aus Süß- oder Sauerkirschen?
AntwortenLöschenKleine Bärin
Sowohl als auch. Ich habe gerade Vogelkirschen "in der Mache", da weiß man(n) nie so richtig, woran man ist. Am allerleckersten für ein Fruchtmus aus Schokopudding sind allerdings Traubenkirschen (diese lütten Dinger, die erst im Herbst wirklich reif sind)
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