Samstag, 11. Juni 2016

Die "Gebrauchsrose"

Rose de Resht

"Wenn du nur ein Buch auf eine einsame Insel mitnehmen dürftest, welches wäre es dann?", eine gerne gestellte Frage. Ich würde das Buch "Landschaften des Bewusstseins" des amerikanischen Dichters Gary Snyder auswählen. 

Doch was ist, wenn ich gefragt werden würde: "Wenn du nur eine Rosensorte in deinem Garten pflanzen dürftest, welche wäre es dann?". Da würde ich ohne zögern die "Rose de Resht" nennen. Nun gut, die Farbe der Blüten dieser Sorte ist ein fuchsienrosa, das für Gartenästheten nicht immer einfach in ein Gesamtgefüge "einzubauen" ist. Auch sind die Blüten für eine Zuchtrose eher klein und sehen etwas zauselig aus. Das Edle einer "La France", "Gloria Dei" oder "Roger Lambelin" fehlt ihnen ganz. 

Doch dafür hat sie zwei unbestreitbare Vorteile: Ihren Duft und ihre Robustheit. In der Literatur wird sie meistens als Damaszenerrose bezeichnet, obwohl sie "öfterblühend" ist. Das heißt, nach der Hauptblüte im Sommer hat sie eine Nachblüte bis in den Herbst. Die Damaszenerrosen hingegen sind sommerblühend. Heute wird sie eher zu den Portlandrosen gerechnet, einer Rosengruppe, die im 18. Jahrhundert aus einer Kreuzung einer Gallicarose und einer Damszenerrose entstand. 

Die Herkunft der Rose de Resht verliert sich im Dunkel. Sie wurde erst 1940 von Norah Lindsy aus dem Iran nach England gebracht. Im Nordiran wurde diese Rose zur Rosenölgewinnung genutzt. 

Die Rose de Resht kann bis 1,50 m hoch werden, und ist, wie gesagt, dabei sehr robust und auch hinsichtlich des Bodens nicht anspruchsvoll. Es lassen sich aus ihr auch Rosenhecken gestalten. Die erste Blüte im Frühsommer ist überreichlich, die Blütenknospen sind leicht harzig, und beim Sammeln der Rosenblüten teilt sich davon etwas den Fingern mit. 

Für mich ist die Rose de Resht die Gebrauchsrose für die Küche. Durch ihren intensiven und sehr reinen Rosenduft ist sie für alle Rezepte geeignet, zu denen es "Rose" bedarf. Bei mir sind das Rosengelee, Rosensirup für Rosenbowle, Rosenessig und getrocknete Rosenblätter für Tees. 

Sicher, es gibt auch viele andere Rosensorten, die stark und nachhaltig duften. Die gesamte Palette der Alba-, der Remonta, der Gallicarosen, viele viele Edelrosen und und und. Doch zum einen ist nicht alles, was duftet, auch für die Küche geeignet, dann wieder nicht so robust, wie "Madame" de Resht, dann wieder sommerblühend, wie die Albarosen. 

Die Lieblingsrosensorte meines Sohnes war "Papa Meilland", eine schöne, dunkelrote Edelrose, auch mit einem starken, reinen Duft gesegnet. Als wir dann ihre Rosenblätter für einen Ansatz für die Rosenbowle vorbereiteiteten, zeigte sich, dass die derben großen Blätter neben ihrem Rosenduft auch einiges an Gerbsäure an den Ansatz abgegeben hatte, so dass die Bowle eher wie Roseneistee schmeckte. Auch nciht schlecht, sogar sehr interessant, doch nocht "im Sinne des Erfinders". (Ein ähnliches Ergebnis bekomme ich übrigens auch, wenn ich von den Blüten der Rose de Resht einige der grünen Kelche bei der Verarbeitung daranlasse).

Bei den Albarosen wiederum muss man wirklich genügend Material zusammenbekommen, also eine Handvoll mehr, sonst kann es geschehen, dass Sorbet oder Süßspeise daraus zubereitet wie Rosenseife schmeckt. (Ist mir einmal passiert. War dann nicht so lecker). 

Auch Edelrosensorten wie "Duftwolke", die zwar ihrem Namen entsprechend gut duften, würden nicht in meine engere Auswahl kommen. Es begab sich einmal, dass ich ein Tagesseminar für Slow Food Bremen ausrichtete, im Juni, zum Thema: „Auf Rosen sorbettet“. Den Abschluss des Rosenmenüs sollte ein Rosensorbet geben, daher der Name. Einige Wochen vorher wurde ich gebeten, für die Wochenendausgabe des Handelsblattes ein Telefoninterview zum Thema „Rosen in der Küche“ geben, man war durch die Seminarausschreibung auf meinen Namen gestoßen. Ungeübt in solchen Dingen antwortete ich der Interviewerin frei von der Leber weg. Dachte mir nichts weiter dabei. . .


Am Samstag darauf empfing mich der Convivienleiter von Slow Food Bremen mit einem breiten Grinsen und einer Zeitung unter dem Arm. Der Artikel war erschienen. Drei oder vier namhafte Köche waren zu dem Thema gefragt worden und der Gärtner und Dingefinder Jörg Krüger. Und der wurde an erster Stelle mit dem Satz zitiert: „Nuttendiesel können wir in der Küche nicht gebrauchen“. Das war der Satz, der die Heiterkeit auslöste. Und den ich so einfach dahin gesagt hatte.  

Handelsblatt 19. 6. 2006

Dass in obigen Artikel die Rose de Resht nicht auftaucht, sei dem Telefoninterview geschuldet. "Papa Mailland" verwendete ich auch damals schon nicht in der Küche. Heute würde ich zusätzlich noch "Stanwell Perpetual" und "Hansa" noch in die Reihe stellen, erstere eine Pimpinellifolia-Damaszener-Kreuzung, letztere eine Rugosa, beide mehrmals blühend und mit gutem Duft gesegnet. 

Doch die Frage war ja: "Wenn du nur eine Rosensorte in deinem Garten pflanzen dürftest, welche wäre es dann?". . .


Zum Rezept für Rosengelee geht es hier:


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