Samstag, 25. Februar 2012

Endlich Saison: Erdbeeren und Winterlinge


Endlich Saison: Erdbeeren und Winterlinge

Winterling - was für träumerisches Märchendichterwort. Verwandt mit Klabautermann, mit Däumeling und Klingeling, ein lustig Ding.

Ortsbegehung. Gang über die Parzelle, auf der Kinder und Jugendliche Bäume für eine Streuobstwiese gepflanzt haben. Apfelbäume, Vogelkirsche, Aprikose, alle noch im Winterschlaf. Die Wiese: struppigbraune Grasbüschel, beim Gehen spürt man die Winterfeuchte im Boden. Zwischen den Gräsern trotziggelbe Tupfen: Die Winterlinge beginnen zu blühen.

Wohl noch aus dem Vorgängergarten hinübergerettet in den entstehenden Obstgarten trieben sie ihre Blattschöpfe und Blütenköpfe durch die Grasnabe. Ich schau sie an, und sofort wird mir fröhlich ums Herz, unwillkürlich muss ich lächeln. Winterlinge, ein sicheres Zeichen, dass die Macht des Winters gebrochen ist, und wie zum Beweis ist es heut ein milder, sonniger Tag. Wie ich mich freue auf das neue Gartenjahr!

Wie ich mich freue auf Dichternarzissen, auf Pfingstrosen, auf Maienflieder, auf Damaszenerrosen und auf Erdbeeren! 
 

Ortswechsel. Einkauf im nahen Supermarkt. Gleich im Eingangsbereich platziert lockt ein Obststand mit Beerenobst. Frische Erdbeeren, biozertifiziert, groß und prall unter Folie verpackt. Sie wirken, als hätte sie ein geschickter Designer naturgetreu aus Plastik nachgestellt, und in meiner Vorstellung schmecken sie auch so. Hier ist ein anderer Traum vom Paradies ausgestellt als der aus dem vorhin durchschrittenen Obstgarten. Immerwährende Fruchtfülle, Erdbeeren aus Marokko neben Blaubeeren, Himbeeren von Irgendwo, dazu, noch exotischer, Mangos, Litschis, Granatäpfel. Hier verschwimmen Jahreszeiten und Orte, hier ist jederzeit Frühling und Sommer.

Mir sind diese Erdbeeren zu früh, sie sind außerhalb der Kinderzeit, wo alles zu seiner Zeit am Ort war, und die Osterhasen nicht schon im Januar in den Läden standen. Ich bin da altmodisch. Auch letztes Jahr hatte ich es geschafft trotz aller Verlockungen zu warten, bis die ersten Erdbeeren in meinem Garten knallereif waren, dunkelrot und nicht mehr transportfähig über große Strecken. Die erste Erdbeere im Jahr, sonnenwarm und duftend, wird mir dann zu einem Fest. Mein Paradies ist ein sehr temporäres.

Alles hat seine Zeit, und jetzt ist hier die Zeit der Winterlinge und der Vorfreude. Und Erdbeeren im Februar? Ich öffne ein Glas Fruchtmus aus dem letzten Sommer, hergestellt aus frischgepflückten, vollreifen Erdbeeren, verfeinert mit Rosenblättern der Rose de Resht. Ein köstlicher Duft steigt nach dem Öffnen des Glases auf, und ich spüre, wie mich eine Ahnung des Sommers anweht. . .

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen