Besuch
in meinem Avalon. Nicht nur mein Sohn, der sich hier schon zu hause
fühlt, auch eine liebe Freundin, Künstlerin, Gartenvernarrte. Wir haben
zu dritt einen schönen Nachmittag, gemeinsames Spiel, gemeinsames
Kochen, gemeinsames Essen, viel zu reden. Als ich meinen Wunschplan für
mein Avalon offenbare, möglichst viel der eigenen Nahrung dort zu
gewinnen, ja, sogar auf den zwei, drei direkten Nachbarinseln, die
unbewohnt sind und bleiben, in Absprache mit dem Verein dort Naschgärten
für Kinder anzulegen, einen Marmeladenhimmel zu schaffen, inklusive
Sudhaus und Laufentenstall, ja, mitten in diese Träume und das Reden
darüber der Einwand: Aber die Autobahn. . .
Luftlinie 150 Meter
entfernt, ca., zwischen meinem Avalon und ihr zusätzlich
Lärmschutzwand, Gehölzstreifen, doch wenn das Wort fällt „Autobahn“,
ganz nahe ist sie dann, quer durch die Parzelle rauscht sie. Schnell
fallen die angstmachenden Stichworte: „Reifenabrieb“, „Schwermetalle“.
Wie oft wird durch die freie Landschaft karriolt, vorbei an
Getreidefeldern, Erdbeerplantagen, Obstflächen, Grünkohlpflanzungen,
immer direkt an den viel befahrenen Straßen, oft nicht einmal eine
Feldhecke dazwischen. . . eingekauft wird im Laden. Aber die Autobahn. .
.
Kaum ist sie hörbar, ist die Angst mit. Dieses Land ist so
überbevölkert wie Bangladesh, wo finde ich dort noch die lupenreinen
Anbauflächen für mein Gesundheitsgemüse. Die Zugspitze eignet sich kaum
für den Anbau. Es wird eingekauft und nicht gefragt, auch Biobetriebe
sind oft gezwungen, neben Straßen anzubauen, und nicht nur neben
Nebenstraßen, doch die hört man im Laden nicht. Aber die Autobahn. . .
Ich
kann es niemanden verübeln, wenn er oder sie ins Grübeln kommt. Ich
habe mir nicht den Standort ausgesucht, erhat mich gefunden. Es passt.
Ich lebe gerne hier. Mein Sohn fühlt sich wohl. Wir beide hatten Spaß
beim Grünkohlpflanzen, Spaß beim Aussäen des späten Dills, des
Herbstspinates, des Feldsalates, Genuss und Freude beim Verköstigen der
Äpfel, die beginnen nach und nach zu reifen. Aber die Autobahn. . .
Ich
schaffe es nicht, darüber ins Grübeln zu kommen. Ich denke aber über
die Geisteshaltung nach, die Menschen hegen müssen, die erst dann ins
Nachdenken kommen, wenn sie die Autobahn hören. Tagtäglich durch die
Stadt gehen, fahren, radeln, dabei atmen, schlucken, was kommt. Dann die
so ganz andere Atmosphäre in meinem Avalon, paradieseinladend, und mit
einem male ist die Schlange da, und schon ist diese Idylle eine überaus
brüchige, nicht mehr im Einklang. Gerade als Idylle nicht mehr im
Einklang. Es wird unbewusst der Satz zum Mantra: „Es gibt kein richtiges
Leben im Falschem.“ Aber die Autobahn. . .
Wenn ich nicht hier
damit beginne, meine Vorstellung einer Welt von Morgen, eine Welt für
meinen Sohn zu verwirklichen, wo dann?
(Wenn nicht ich, wer dann? Wenn nicht jetzt, wann dann?)
"Ein gutes Leben leben" - das könnte mein Motto sein. Ich berichte hier von meinem Leben als Dichter, Dingefinder und Gärtner im schönen Töpferdorf Fredelsloh von Garten, Topf und Magen und von der Kunst, den Alltag alltäglich zu genießen. Das geschieht auch immer mal wieder in Reimform. Manchmal lasse ich auch andere life durch Lesungen und Kräuterwanderungen an meinen Erfahrungen teilhaben. Viel Spaß auf diesem Blog wünscht: Jörg Krüger
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