Freitag, 10. Februar 2012

Das begab sich im Sommer: "Aber die Autobahn. . ."

Besuch in meinem Avalon. Nicht nur mein Sohn, der sich hier schon zu hause fühlt, auch eine liebe Freundin, Künstlerin, Gartenvernarrte. Wir haben zu dritt einen schönen Nachmittag, gemeinsames Spiel, gemeinsames Kochen, gemeinsames Essen, viel zu reden. Als ich meinen Wunschplan für mein Avalon offenbare, möglichst viel der eigenen Nahrung dort zu gewinnen, ja, sogar auf den zwei, drei direkten Nachbarinseln, die unbewohnt sind und bleiben, in Absprache mit dem Verein dort Naschgärten für Kinder anzulegen, einen Marmeladenhimmel zu schaffen, inklusive Sudhaus und Laufentenstall, ja, mitten in diese Träume und das Reden darüber der Einwand: Aber die Autobahn. . .

Luftlinie 150 Meter entfernt, ca., zwischen meinem Avalon und ihr zusätzlich Lärmschutzwand, Gehölzstreifen, doch wenn das Wort fällt „Autobahn“, ganz nahe ist sie dann, quer durch die Parzelle rauscht sie. Schnell fallen die angstmachenden Stichworte: „Reifenabrieb“, „Schwermetalle“. Wie oft wird durch die freie Landschaft karriolt, vorbei an Getreidefeldern, Erdbeerplantagen, Obstflächen, Grünkohlpflanzungen, immer direkt an den viel befahrenen Straßen, oft nicht einmal eine Feldhecke dazwischen. . . eingekauft wird im Laden. Aber die Autobahn. . .


Kaum ist sie hörbar, ist die Angst mit. Dieses Land ist so überbevölkert wie Bangladesh, wo finde ich dort noch die lupenreinen Anbauflächen für mein Gesundheitsgemüse. Die Zugspitze eignet sich kaum für den Anbau. Es wird eingekauft und nicht gefragt, auch Biobetriebe sind oft gezwungen, neben Straßen anzubauen, und nicht nur neben Nebenstraßen, doch die hört man im Laden nicht. Aber die Autobahn. . .


Ich kann es niemanden verübeln, wenn er oder sie ins Grübeln kommt. Ich habe mir nicht den Standort ausgesucht, erhat mich gefunden. Es passt. Ich lebe gerne hier. Mein Sohn fühlt sich wohl. Wir beide hatten Spaß beim Grünkohlpflanzen, Spaß beim Aussäen des späten Dills, des Herbstspinates, des Feldsalates, Genuss und Freude beim Verköstigen der Äpfel, die beginnen nach und nach zu reifen. Aber die Autobahn. . .


Ich schaffe es nicht, darüber ins Grübeln zu kommen. Ich denke aber über die Geisteshaltung nach, die Menschen hegen müssen, die erst dann ins Nachdenken kommen, wenn sie die Autobahn hören. Tagtäglich durch die Stadt gehen, fahren, radeln, dabei atmen, schlucken, was kommt. Dann die so ganz andere Atmosphäre in meinem Avalon, paradieseinladend, und mit einem male ist die Schlange da, und schon ist diese Idylle eine überaus brüchige, nicht mehr im Einklang. Gerade als Idylle nicht mehr im Einklang. Es wird unbewusst der Satz zum Mantra: „Es gibt kein richtiges Leben im Falschem.“ Aber die Autobahn. . .


Wenn ich nicht hier damit beginne, meine Vorstellung einer Welt von Morgen, eine Welt für meinen Sohn zu verwirklichen, wo dann?


(Wenn nicht ich, wer dann? Wenn nicht jetzt, wann dann?)

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