Mittwoch, 26. Februar 2014

Stumpf und Stiel

Der Stumpf: Rotblättriger Mangold

Der Winter war gnädig und sehr milde. Das hat einige Gewächse im Freiland überleben lassen, die normalerweise den hiesigen Winter nicht überstehen würden. So beispielsweise der Mangold. Auch wenn der obere Teil quasi weg gegammelt war, treibt er tapfer wieder unterhalb des Stumpfes aus. Mit einem scharfen Messer schnitt ich das Gegammel weg und puderte die entstandene große Wunde großzügig mit Urgesteinsmehl ein. Das trocknet zum einen die Wunde ab, zum anderen unterstützt es die Pflanze bei der Abwehr von Pilzinfektionen. Nun hoffe ich, dass er munter weiter wächst. Nicht unbedingt, um noch üppig Mangoldblätter zu ernten, sondern ich hoffe auf Blütenstand und später auf Saatgut aus dem eigenen Garten. 

Der Stiel: Grünkohl, abgeerntet

Grünkohl ist ja bekanntermaßen all unseren norddeutschen Wintern gewachsen, ja, er braucht sogar den Frost, um richtig wohlschmeckend zu werden. Wir hatten hier noch einiges an Grünkohl, da wir durch den milden Winter auch genügend Scherkohl zu ernten hatten. Nun begann der Grünkohl bei den frühlingshaften Temperaturen durchzutreiben, so dass wir schleunigst ernten mussten. Der größte Teil der Ernte ging in eine Bremer Volksküche, einen Rest blanchierten wir und froren ihn ein, etwas blieb noch draußen, für eine letzte Grünkohlmahlzeit im Garten.

Die schon vorher abgegernteten Kohlstrünke haben schon wieder durchgetrieben und so wächst uns die zweite Ernte heran, der wahrlich delikate Sprossenkohl. Wenn die Blütenknospen da sind, wird dieser geschnitten und in der Küche nur kurz gedünstet. Er ist zarter und leckerer als jeder Brokkoli, und ich freue mich schon darauf.

Jedoch habe ich zwei Kohlstrünke mit Tonkinstäben markiert. Es sind die beiden von den schönsten und üppigsten Pflanzen. Diese sollen nicht abgeerntet werden sondern dürfen ihre schönen rapsgelben Kreuzblüten zeigen. Später möchte ich dann Saat davon nehmen. Grünkohl lässt sich von allen Kohlarten am einfachsten weiter züchten.

Ein Gärtner in Ostfriesland begann, Grünkohlsorten zu sammeln. Ihn erstaunte nach einer Zeit des Sammelns die Vielfalt der Sorten in den alten Gärten. Es stellte sich heraus, dass früher wohl jeder Bauerngarten seine eigene Grünkohlsorte hatte. Also beginne ich in meinem Garten mit dem löblichen Werke und züchte hier auch meine eigene Sorte. Damit stelle ich mich in eine gute Tradition.

Noch ein Stumpf: Möhre

Ich wollte es einfach einmal ausprobieren, und so landete der grüne Stumpf unserer größten Möhre (Sorte "Rote Riesen") nicht auf dem Kompost sondern in einer kleinen Glasschale mit Wasser. Er trieb auch tapfer wieder aus, mittlerweile hat er sogar erste Blütenansätze, die ich jedoch noch einmal auskneifen werden, denn noch ist mir das Gewächs zu klein. Doch wird es jetzt in einen Topf mit guter Erde umgepflanzt, wobei ich die Schnittstelle wieder mit Urgesteinsmehl einstäube. Ich hoffe, dass sich daraus eine größere Pflanze entwickelt, die dann im Sommer, ausgepflanzt, in Saat gehen darf. Die gewählte Möhrensorte ist eine gute Lagermöhre, eigentlich die beste, die ich mir für eine Lagerung in einer Erdmiete vorstellen kann. 

So beginnt bei mir der langgehgte Wunsch, einen Wirtschaftskreislauf zu schließen und auch das Saatgut aus dem eigenen Garten zu gewinnen. "Ein Weg von tausend Meilen beginnt mit dem ersten Schritt" (Laotse)

4 Kommentare:

  1. sehr interessant alles hier bei Dir ... kann wirklich noch Einiges lernen ... deshalb komme ich auch wieder ... LG Ursa

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  2. Danke! Das freut mich sehr!

    Liebe Grüße, Jörg

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  3. So, ich hab zwar vom Gärtnern keine Ahnung, doch jetzt möchte ich es wissen. Was zum Henker ist Urgesteinsmehl?
    Fragenden Gruß vonner Grete

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  4. Urgesteinsmehl ist staubfein gemahlenes Silikatgestein. Durch den hohen Gehalt an Silizium unterstützt es die Pflanzen bei der Abwehr von Pilzinfektionen. Es wird auch dem Boden und dem Kompost zugefügt, um die für die Pflanzen nötigen Spurenelemente beizubringen.

    Bei Rosen zum Beispiel habe ich damit sehr gute Erfahrungen gemacht. Die bekommen bei mir jedes Jahr einen großen "Happen" davon. Mit Rosenmehltaus und dem gefürchteten Sternrußtau habe ich keine Probleme, selbst wenn die Rosen an nicht so optimalen Standorten wachsen.

    Auch die Freilandtomaten werden nach Regentagen großzügig damit eingestäubt, so sind sie besser vor Krautfäule geschützt, ebenso wie die Kartoffeln.

    Ich habe damit sehr gute Erfahrungen gemacht und halte es mittlerweile für fast unentbehrlich im Garten.

    Antwortender Gruß vom Dingefinder

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