Es sind recht milde Februartage, sonnig und freundlich, und die Vögel zeigen es: Das Leben kehrt in die Gärten zurück. Gestern wurde mit dem Obstbaumschnitt begonnen und auch sonst juckt es in den "Gärtnerfingern". Es überfällt mich eine tiefe Sehnsucht nach Gärten und einfachem Leben und einfacher Speise. Dass diese Sehnsucht nicht nur die meine ist, zeigen mir viele Menschen, die sich "auf den Weg gemacht haben, das einfache Leben in diesen komplizierten Zeiten zurück zu gewinnen. Doch ist diese Sehnsucht nicht nur etwas, das uns Heutige befällt. So fand ich in dem Buch "Lyrik des Ostens" ein Gedicht des chinesischen Dichters Tau Tjiàn, der in den Jahren 372 - 472 lebte, mit dem Titel "Heimkehr zum Leben in Garten und Feld", aus dem ich hier zitieren möchte. Entspricht es doch in etwa meinem Empfinden, auch wenn das vor mehr als tausend Jahren geschrieben wurde:
"Ungleich
war ich als Jüngling der Menge;
In
meinem Herzen liebt ich die Berge.
Irrend
fiel ich in Schmutz und Verstrickung
Band
mich für dreißig Jahre die Welt.
Der
wandernde Vogel sehn sich heim zum Walde.
Dem
Fisch im Teich bleibt unvergesslich sein See.
Gut
anderthalb Morgen sind mein Besitztum,
Und
unter dem Strohdach reicht mir der Raum.
Ulmen
und Weiden beschatten hinten den Umgang
Pfirsiche,
Pflaumen wachsen im Hof.
Verschwommen
und ferne wohnen die Menschen.
Dunstig
und still steht der Rauch überm Dorf.
Hunde
bellen tief in langen Gassen.
Hähne
krähen oben auf den Maulbeerbäumen.
Schwelle
und Hof liegen in reinlicher Ordnung.
Im
leeren Hause herrscht Stille und Frieden.
Lang
war die Zeit in Käfig und Zwinger:
Nun
fand ich wieder zurück zu mir selbst."
Übersetzung: Peter Olbricht
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