. . . ist eine gute Kombination
Ich bin wohl doch kein echter Bremer, habe ich doch dieses Jahr noch kein einziges Mal Grünkohl und Pinkel gegessen, dieses massive winterliche Bremer Nationalgericht. Als Zugezogener werde ich mich wohl nie so ganz integrieren. . . Zum einen ist dieses Essen mir zu deftig mittlerweile, zum anderen ist der Grünkohl für mein Empfinden viel zu schade, um zu einem solchen Gericht verkocht zu werden.
Es geht auch anders. Einmal durfte ich für eine zwanzig Köpfe zählende Damenriege das Menue zum vorweihnachtlichen Beisammensein ausrichten. Auf die Frage "was gibt es denn?"antwortete ich zum Entsetzen aller: "Grünkohl mit Pinkel". Und wirklich, nach einem Salat aus Feldsalat, marinierter Roter Bete und Walnüssen gab es eine Grünkohlsuppe mit Lachs und Forellenkavier. Dazu reichte ich Blätterteigtaschen, in denen ich den Inhalt von mehreren Pinkelwürsten zusammen mit einer Apfel-Zwiebel-Farce, gut gewürzt mit mildem thailändischen Curry, verschwinden ließ. Um den Regionalcharakter dieses Menues zu unterstreichen, reichte ich zum Dessert Rote Grütze - als Sorbet aus dreierlei Früchten.
Dieses Jahr habe ich meinen Kohlwinter. Erst die zahlreichen Mahlzeiten vom üppig wachsenden Bremer Scherkohl, jetzt, nach den Frösten, den Grünkohl. Da ich in diesem Vorfrühling eine Rote-Bete-Kur mache (ich trinke jeden Tag eine Portion Rote-Bete-Saft), die als Begelitung leichte Kost verlangt, begann ich mit dem Grümkohl zu experimentieren.
Da derselbige knackefrisch von den Beeten in die Küche kommt, brauche ich ihn nicht lange kochen, er wird nach etwa zwanzig Minuten gar, auch die dickeren Blattrippen, welche ich mitkoche. Und zwanzig Minuten in etwa braucht auch die Hirse, um auszuquellen. Eine ideale Kobination.
Mit diesen beiden Grundzutaten lässt sich nun trefflich kombinieren. Wobei einiges bei mir immer wieder kehrt: Ich schneide Zwiebeln in Würfel und Knoblauch in feine Scheiben und dünste diese in einer Mischung aus Olivenöl und Butter in meinem großen emalierten Schmortopf glasig.
An diesem Punkt kann ich schon die Weichen für den weiteren Geschmack des entstehenden Gerichtes stellen: Ich kann einen geschälten Apfel dazu geben und gemörserte Kümmel- und Korianderkörner. Dazu eine ordentliche Menge Gelbwurzelpulver (das tu ich fast immer bei, denn es färbt die Hirse so schön sommerlich). Geht es jetzt mehr in die Richtung "exotisch", dann kommen noch Rosinen und kleingeschnittene getrocknete Aprikosen dazu (Grünkohl verträgt sich gut mit Fruchtsüße!). Das alles wird unter Rühren angedünstet, schließlich kommt die gewaschene Hirse hinzu. Dann gieße ich mit heißer Brühe auf. Wenn es vegetarisch bleiben soll, nehme ich Gemüsebrühe.
Wenn das einmal aufgewallt ist, kommt der kleingerupfte Grünkohl hinzu. Nicht zu klein gerupft, wohlgemerkt, ich möchte ihn am Schluss noch wiedererkennen. Dann brauche ich nur noch den Deckel auf den Topf tun und das Ganze circa zwanzig Minuten leise köcheln lassen. Nach dieser Zeit sollte ich auch einmal nachschauen, ob noch genügend Flüssigkeit vorhanden ist, da die Hirse sonst ansetzt.
Wenn auch die härteren Blattstiele des Kohls al dente sind, beginnt das Finale: War die Brühe nicht salzig genug, salze ich nach, dann schaue ich, was mir gerade in die Finger kommt: Apfelmus passt immer, habe ich festgestellt. Doch auch Zwetschgenmus ist nicht ohne. Ein Töpfchen Schmand kann nicht schaden. Der Schmand mildert den etwas deftigen Geschmack zusammen mit den süßen Dreingaben ab. Etwas Muskatnus kann hineingerieben werden. Ich habe auch schon geröstete Sesamkerne daruntergemischt: excellent!
Etwas deftiger wird das Gericht, wenn ich anfangs in das anzudünstende Gemüse etwas geräucherten Speck feingewürfelt mit hinein gebe. Und dann mit dem Einweichwasser von getrockenten Steinpilzen ablösche und die eingeweichten Pilze beim Kochen dazugebe. Dazu passt dann als Gewürz eher Rosmarin, der Curry wird fortgelassen. Vielleicht kommen ein, zwei Esslöffel Hefeflocken hinzu. Und als Brühe zum Auffüllen Rinderbrühe.
Es kann jedoch auch gewürfelter Kürbis dazugegeben werden, Hokkaidokürbis, der ist nach der Kochzeit auch weich und sämig. Da ließe sich dann Tomatenmark hinzufügen und wieder Apfelmus.
Wie das am Ende auch ausfallen wird: Hirse und Grünkohl sind eine gute Kombination und ich esse es mir (noch) nicht über.
"Ein gutes Leben leben" - das könnte mein Motto sein. Ich berichte hier von meinem Leben als Dichter, Dingefinder und Gärtner im schönen Töpferdorf Fredelsloh von Garten, Topf und Magen und von der Kunst, den Alltag alltäglich zu genießen. Das geschieht auch immer mal wieder in Reimform. Manchmal lasse ich auch andere life durch Lesungen und Kräuterwanderungen an meinen Erfahrungen teilhaben. Viel Spaß auf diesem Blog wünscht: Jörg Krüger
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