Die Fredelsloher Maria |
Mariä Kräuterweihe
Der 15. August ist ein besonderes Datum: Es ist der Tag der
Mariä Himmelfahrt, dass wohl älteste kirchliche Marienfest. Es ist auch das
Kräuterweihfest, an dem die „Kräuterbuschen“
gesammelt werden, welche zur Abwehr der „bösen Geister“ in Haus und Hof
aufgehängt werden. Die Kräuterbuschen enthielten verschiedene Kräuter in
ungerader Zahl, es sollten sieben verschiedene Kräuter sein, oder auch neun. Aus
der kirchlichen Tradition sind noch andere Zahlen bekannt, die einen Bezug zur
christlichen Lehre haben. Auch die ursprünglichen Zahlen wurden in diese
Richtung umgedeutet, so sollen sieben Kräuter die sieben Schöpfungstage
bedeuten, und die neun steht für dreimal drei, als die heilige Dreifaltigkeit. Da jedoch der Ursprung dieses Festes älter ist als die christliche Religion, denke ich, dass die Zahlen einen anderen Sinn inne haben.
Mit der Kräuterweihe beginnt auch der Frauendreißiger, fast dreißig Tage, vom 15. August bis zum 12. September, in dem die besonders heil- und zauberkräftigen Kräuter gesammelt werden. Also nicht nur die, welche die Küche und die Hausapotheke bereichern, sondern auch die, mit denen der Schutz von Haus und Hof gewährleistet wird, und mit denen zum
Beispiel geräuchert werden kann, um die Atmosphäre zu klären. Sowohl die Kräuter für die Kräuterbuschen am Kräuterweihfest als auch die Kräuter, die im Frauendreißiger gesammelt werden, dürfen nicht mit Metall in Berührung kommen, also auch nicht mit einem eisernen Messer geschnitten werden. Wie gut, dass ich letztens ein Erntemesser aus Eschenholz geschenkt bekam, sozusagen genau zum richtigen Zeitpunkt.
Mein hölzernes Erntemeser |
In der Überlieferung werden viele Kräuter erwähnt, die den Kräuterbuschen zugefügt werden können. Immer wieder Alant, der hier in der Umgebung von Fredelsloh leider nicht wächst, dann Beifuß, Kamille, Dost, Johanniskraut, Schafgarbe, Bachminze, Eisenkraut, Thymian und andere. In die Mitte des Kräuterbuschens wurde oft ein Stängel Königskerze drapiert, außerdem bekamen Ähren von Weizen, Roggen und Gerste ihren Platz.
Welche Kräuter morgen meine Kräuterbuschen komplettieren werden, weiß ich noch nicht, ich werde mich da ganz von meiner Intuition leiten lassen. Doch bin ich mir sicher, dass am Abend an den Türen zur Alten Schule und in meinem Zimmer Kräuterbuschen hängen werden und uns daran erinnern, das Fredelsloh ein Ort ist, der Maria geweiht ist. Und diese Orte waren vor der Christianisierung die heiligen Stätten der Göttin.
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