Mittwoch, 17. August 2016

Kräuterbuschen und andere Ernten

Doros Kräuterbuschen und andere Fundstücke (Foto: Dorothea Frank)



Kräuterbuschen und andere Ernten

Zwischen Organisation vom ersten Fredelsloher Apfelfest, Küchenarbeiten und anderen Dingen, welche getan werden wollten, sind Dorothea und ich doch noch dazu gekommen, an Mariä Himmelfahrt, dem Kräuterweihfest am 15. August, unsere Kräuterbuschen zu sammeln. Ich denke, an einem Ort wie Fredelsloh, dessen Ursprung die Errichtung einer der Maria geweihten Kapelle an einer heiligen Quelle ist, gehört es wohl dazu, sich dieser alten Bräuche zu erinnern. Die Tradition des  Kräuterweihfestes an diesem Termin ist uralt, der Ursprung verliert sich in der Dunkelheit der so genannten „Vorgeschichte“.

Viele Orte, welche früher der dreigestaltigen Göttin geweiht waren, wurden später, nach der Christianisierung zu Marienweihstätten umgedeutet. Auch die Feiern und Feste, an welchen die Göttin gefeiert wurde, waren dann später halt. . .  Marienfeste. Um 745 n. Chr. wurde die Kräuterweihe erst verboten, dann unter den Segen Marias gestellt, seitdem feiert man die Kräuterweihe an Mariä Himmelfahrt. Ursprünglich war das Kräuterweihfest eines der variablen Feiern im Jahreskreis, an den Mondstand um einen Zeitpunkt herum begangen, im Gegensatz zu den „Festen“, die fest an ein Datum gebunden waren: Frühlings- und Herbsttag- und Nachtgleiche, Sommersonnenwende, Wintersonnenwende. Das Kräuterweihfest zu Ehren der dreigestaltigen Göttin fand an einem Vollmond um den 15. August statt.

Wie dem auch sei, Dorothea und ich begaben uns am Stichtag, eben dem 15. 8. mittags auf den Hainberg oberhalb von Fredelsloh, um unsere Kräuter für die Kräuterbuschen zu sammeln. Sicher, es gibt einige traditionelle Kräuter, die dabei sein sollten, wie etwa der Beifuß oder der Dost. Doch nicht alle ließen sich finden, hier wächst kein Alant in der Umgebung, als Beispiel, auch bin ich der Meinung, dass wir bei dem Sammeln von wirkkräftigen Kräutern an einem solchen Datum ruhig unserer Intuition folgen dürfen (wie eigentlich immer. . . )

So fielen unserer beiden Kräuterbuschen auch unterschiedlich aus: Dorothea hatte viel Schafgarbe darin, Dost, Rainfarn, Königskerze, Johanniskraut, Beifuß, Labkraut und Holunderblätter und –beeren und Wegwarte. Bei der Schafgarbe hatte Doro das Glück, einige rosablühende zu finden, die als besonders heilkräftig gelten.

In meinem Buschen war das Hauptkraut der Beifuß, dazu Dost, Johanniskraut, Schafgarbe, Rainfarn, Odermennig, Wegwarte, Königskerze und Holunderblätter. Auf dem Hainberg wuchs an einer Stelle eine Beifußsorte mit stark geschlitztem Blatt und sehr kräftigem, fast schon eberrauteartigem Aroma. Der hatte es mir angetan, und von dem sammelte ich ordentlich. Die Wegwarte kam bei mir spontan dazu, die blauen Blüten hatten es mir angetan, auch wenn sie nicht in der Literatur zum Kräuterweihfest erwähnt wird. Das wird der Holunder auch nicht, doch als Doro damit begann, Blätter und Früchte davon ihrem Buschen hinzu zu fügen, leuchtete mir das ein, schließlich ist der Holunder die Pflanze von Hel, der Göttin der Helle und der Hölle, unserer guten alten Frau Holle, welcher der Busch hold ist.

Doro pflückte ihre Kräuter von Hand, während ich sie mit meinem neuen hölzernen Messer schnitt. So kamen die Kräuter während der Ernte mit keinerlei Metall in Berührung. Nach dem Sammeln brachten wir unsere großen Kräuterbuschen in die Klosterkirche Fredelsloh und legten sie dort auf den Altar. Zwar wurden sie nicht geweiht, unser Pastor ist sowieso gerade in Urlaub, doch so konnten sie etwas von der Atmosphäre dieses Kraftortes aufnehmen. Am frühen Abend holten wir sie dann ins Haus und teilten sie auf: Doro flocht ein Sträußlein für ihre Mutter, zwei weitere wurden in der Alten Schule zum Trocknen aufgehängt, ich band mir zwei Buschen, jeweils mit einem Stengel Königskerze in der Mitte, wovon der eine in unserem Zimmer am Fenster seinen Platz fand, der andere auch in der Küche der Alten Schule.

Die Kräuterbuschen dienen für sich als „Glückszauber“, sie schaffen eine wohltuende Atmosphäre. In besonderen Fällen können Kräuter davon auch zum Räuchern genommen werden, zum Beispiel, wenn Krankheiten auftreten. Die Kräuter für Heiltees können wir noch bis zum 12. September sammeln, so lange dauert der „Frauendreißiger“, der sich Mariä Himmelfahrt anschließt, in dieser Zeit sind die gesammelten Kräuter besonders heilkräftig.

Dass Doro und ich zum Abschluss des Tages, bei einem Rundgang auf der Weper, noch Birnen und Pflaumen einsammeln konnten, und etwas Quendel, und dass Doro dann bei einer Nachbarin noch einige der Birnen gegen Augustäpfel und eine Flasche Holunderblütensirup eintauschen konnte, rundete den Tag ab. Er hatte auch eine feierliche Note für mich, so, als würde etwas Neues beginnen.

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