Doros Kräuterbuschen und andere Fundstücke (Foto: Dorothea Frank) |
Kräuterbuschen und andere Ernten
Zwischen Organisation vom ersten Fredelsloher Apfelfest,
Küchenarbeiten und anderen Dingen, welche getan werden wollten, sind Dorothea
und ich doch noch dazu gekommen, an Mariä Himmelfahrt, dem Kräuterweihfest am
15. August, unsere Kräuterbuschen zu sammeln. Ich denke, an einem Ort wie
Fredelsloh, dessen Ursprung die Errichtung einer der Maria geweihten Kapelle an
einer heiligen Quelle ist, gehört es wohl dazu, sich dieser alten Bräuche zu
erinnern. Die Tradition des Kräuterweihfestes an diesem Termin ist uralt,
der Ursprung verliert sich in der Dunkelheit der so genannten „Vorgeschichte“.
Viele Orte, welche früher der dreigestaltigen Göttin geweiht
waren, wurden später, nach der Christianisierung zu Marienweihstätten umgedeutet.
Auch die Feiern und Feste, an welchen die Göttin gefeiert wurde, waren dann
später halt. . . Marienfeste. Um 745 n. Chr. wurde die Kräuterweihe erst
verboten, dann unter den Segen Marias gestellt, seitdem feiert man die
Kräuterweihe an Mariä Himmelfahrt. Ursprünglich war das Kräuterweihfest eines
der variablen Feiern im Jahreskreis, an den Mondstand um einen Zeitpunkt herum
begangen, im Gegensatz zu den „Festen“, die fest an ein Datum gebunden waren:
Frühlings- und Herbsttag- und Nachtgleiche, Sommersonnenwende,
Wintersonnenwende. Das Kräuterweihfest zu Ehren der dreigestaltigen Göttin fand
an einem Vollmond um den 15. August statt.
Wie dem auch sei, Dorothea und ich begaben uns am Stichtag,
eben dem 15. 8. mittags auf den Hainberg oberhalb von Fredelsloh, um unsere
Kräuter für die Kräuterbuschen zu sammeln. Sicher, es gibt einige traditionelle
Kräuter, die dabei sein sollten, wie etwa der Beifuß oder der Dost. Doch nicht
alle ließen sich finden, hier wächst kein Alant in der Umgebung, als Beispiel,
auch bin ich der Meinung, dass wir bei dem Sammeln von wirkkräftigen Kräutern
an einem solchen Datum ruhig unserer Intuition folgen dürfen (wie eigentlich
immer. . . )
So fielen unserer beiden Kräuterbuschen auch unterschiedlich
aus: Dorothea hatte viel Schafgarbe darin, Dost, Rainfarn, Königskerze,
Johanniskraut, Beifuß, Labkraut und Holunderblätter und –beeren und Wegwarte.
Bei der Schafgarbe hatte Doro das Glück, einige rosablühende zu finden, die als
besonders heilkräftig gelten.
In meinem Buschen war das Hauptkraut
der Beifuß, dazu Dost, Johanniskraut, Schafgarbe, Rainfarn, Odermennig,
Wegwarte, Königskerze und Holunderblätter. Auf dem Hainberg wuchs an einer
Stelle eine Beifußsorte mit stark geschlitztem Blatt und sehr kräftigem, fast
schon eberrauteartigem Aroma. Der hatte es mir angetan, und von dem sammelte
ich ordentlich. Die Wegwarte kam bei mir spontan dazu, die blauen Blüten hatten
es mir angetan, auch wenn sie nicht in der Literatur zum Kräuterweihfest
erwähnt wird. Das wird der Holunder auch nicht, doch als Doro damit begann,
Blätter und Früchte davon ihrem Buschen hinzu zu fügen, leuchtete mir das ein,
schließlich ist der Holunder die Pflanze von Hel, der Göttin der Helle und der
Hölle, unserer guten alten Frau Holle, welcher der Busch hold ist.
Doro pflückte ihre Kräuter von Hand, während ich sie mit
meinem neuen hölzernen Messer schnitt. So kamen die Kräuter während der Ernte mit
keinerlei Metall in Berührung. Nach dem Sammeln brachten wir unsere großen
Kräuterbuschen in die Klosterkirche Fredelsloh und legten sie dort auf den
Altar. Zwar wurden sie nicht geweiht, unser Pastor ist sowieso gerade in
Urlaub, doch so konnten sie etwas von der Atmosphäre dieses Kraftortes
aufnehmen. Am frühen Abend holten wir sie dann ins Haus und teilten sie auf:
Doro flocht ein Sträußlein für ihre Mutter, zwei weitere wurden in der Alten
Schule zum Trocknen aufgehängt, ich band mir zwei Buschen, jeweils mit einem
Stengel Königskerze in der Mitte, wovon der eine in unserem Zimmer am Fenster
seinen Platz fand, der andere auch in der Küche der Alten Schule.
Die Kräuterbuschen dienen für sich als „Glückszauber“, sie
schaffen eine wohltuende Atmosphäre. In besonderen Fällen können Kräuter davon
auch zum Räuchern genommen werden, zum Beispiel, wenn Krankheiten auftreten.
Die Kräuter für Heiltees können wir noch bis zum 12. September sammeln, so
lange dauert der „Frauendreißiger“, der sich Mariä Himmelfahrt anschließt, in
dieser Zeit sind die gesammelten Kräuter besonders heilkräftig.
Dass Doro und ich zum Abschluss des Tages, bei einem
Rundgang auf der Weper, noch Birnen und Pflaumen einsammeln konnten, und etwas
Quendel, und dass Doro dann bei einer Nachbarin noch einige der Birnen gegen
Augustäpfel und eine Flasche Holunderblütensirup eintauschen konnte, rundete
den Tag ab. Er hatte auch eine feierliche Note für mich, so, als würde etwas
Neues beginnen.
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