Samstag, 4. Januar 2025

Die erste Ernte des Jahres

 


Heute war alles genau richtig um hinauszugehen und Schlehen zu ernten: Temperaturen um den Nullpunkt, dazu Sonne, windstill, ruhig. Schlehen, das sind bekanntlich diese kleinen herben wilden Pfläumchen, die erst nach den ersten Frösten geerntet werden sollen, da dann die den Gaumen zusammen ziehen lassenden Gerbstoffe merklich abgebaut sind, welche den Schlehengenuss deutlich mindern. 

Nun wird immer wieder empfohlen, dass die Früchte doch durchaus vor den Frösten zu ernten seien, es genüge ja, ihnen ihre Portion Kälte in der Gefriertruhe zu geben. Auch sei dies vorteilhafter, um den Vögeln zuvorzukommen. 

Ich persönlich bin kein Freund davon, da ich der Überzeugung bin, dass der natürliche Wechsel von leichten Frösten in der Nacht, dann wieder das Auftauen am Tage, das Erwärmen in der Wintersonne, dass diese gleichsam rhythmische Behandlung der Früchte die Inhaltsstoffe wesentlich besser aufschließt, als das mechanische Einfrieren. Und was die Vögel angeht: Hier sind heuer solche Mengen in den Feldhecken, dass sowohl für unsere gefiederten Freunde als auch für mich genügend da ist. Die Natur ist großzügig. 

Ich wurde gefragt, ob mir denn die Finger nicht einfrieren würden beim Sammeln. Nun, es ist heute mild (für Winter), und es reicht daher, die Hände ab und zu in der Hosentasche aufzuwärmen. Auch brauche ich ja keine Riesenmengen, also sammle ich, solange die Finger es zulassen. Mit Handschuhen sind die Dinger nämlich einfach nicht zu fassen. 

Ich kenne da Schlimmeres. Zum Beispiel als ich eine Zeit in einer biologisch anbauenden Gemüsegärtnerei arbeitete, und ich ich eines Wintermorgens fünfzehn Kisten a ein Kilo Feldsalat ernten durfte. Die Temperaturen waren unter zehn Grad minus, der Feldsalat zwar durch Fliese geschützt, aber nichtsdestotrotz steifgefroren. Und: Er war nur mit bloßen Händen zu fassen, mit Handschuhen bekam ich die kleinen Rosetten nicht in den Griff. Da waren meine Finger am Ende wirklich steif, und es dauerte eine Zeit, bis sie unter kaltem Wasser (wichtig, keine warmes nehmen!) aus dem Hahn wieder auftauten. Und weh tat es auch noch. 

Meine heutige Ausbeute möchte ich zu Fruchtmus verarbeiten. Dazu möchte ich einen mir nicht geläufigen Trick ausprobieren. Normalerweise zucker ich die Früchte ein und lasse sie über Nacht stehen. Nun las ich, dass man statt Zucker auch Apfelsaft nehmen könne, und den haben wir reichlich, von unserer Streuobstwiese. 

Also: Die Dinger mit Apfelsaft bedeckt über Nacht ziehen lassen, am nächsten Tag etwa zehn Minuten köcheln lassen und durch ein Sieb passieren. Dann Zucker nach Bedarf zufügen. Es ließe sich auch mit Gewürzen experimentieren, Zimtstangen, Sternanis und / oder Kardamom kämen hier infrage (alles nicht gemahlen in meinen Beständen vorhanden). Das werde ich morgen spontan entscheiden, es wird wohl darauf hinauslaufen, dass ich eine Partie mit und eine ohne Gewürze zubereite. 

Die Schlehen enthalten natürliche Pektine, sollten also von selbst gelieren. Ich mache trotzdem eine Gelierprobe im Kühlschrank, um eventuell noch Pektin hinzu zu fügen. Zum Abschluss heiß in gut sterilisierte Twist-off-Gläser abfüllen. Schließen, fertig. 


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