Freitag, 24. Februar 2023

Aus der Wortwerkstatt: Agape

 



Aus der Wortwerkstatt, vor etwa einem Jahr geschrieben:

Agape

Nicht einverstanden mit dem Lauf der Dinge.
Mein Ruf verhallt, wie immer, ungehört.
Ich back mein Brot noch selber, und ich singe
mein Lied für wenige, die ähnlich sind wie ich: verstört.

Ein Grünspecht streift, und lacht auf seine Weise,
die Haselkätzchen baumeln wieder rum.
Sonne schickt erste Blüten auf die Reise,
Schneeglöckchen klingeln stumm.

Es treibt der Krokus Knospen, blau, gelb, bunt,
im Osten, hört man, wird es wieder kälter,
sein Winterfell verliert des Nachbars Hund:
Jahr und Winter werden langsam älter.

Das Tagwerk ruft: Fruchtbäume harren eines Schnittes,
Aussaaten für den Garten, so wie jedes Jahr,
ich schaue mir die Beete an, und ruhigen Schrittes
biete ich mich dem Garten und der Erde dar.

In etwa drei Minuten brauchts zum Lesen des Gedichts,
drei Minuten, in denen zig Kinder grad an Hunger sterben,
in denen Bomben fallen, Städte fallen, Menschen angesichts
des Kriegs, der gar nicht fern, im Untergang verderben.

Liebe liebt einfach - und hofft doch immer nur.
Die Weisheit hat noch eine Gnadenfrist,
so hoffe ich. Im Garten verlor sich meine Spur,
wo meine Melodie gerade am verklingen ist.

Das Bild „Der Gärtner“ ist von Georges Seurat (1859 - 1891)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen