Eichhäslein im Walde. . . |
Wilde Küche -
Pilzextrakt
Zwei Fundstücke kamen zusammen -
eines aus dem Walde, ein Eichhase, ein Pilz aus der Familie der
Porlinge, und ein Vermerk in dem Buch „Pilzwanderungen - Eine
Pilzkunde für Jedermann“ von Fritz Engel (aus dem A. Ziemsen – Verlag, Wittenberg
Lutherstadt 1967) über die Herstellung von Pilzextrakt.
Der Eichhase ist eine seltene und seltsame Erscheinung: Eine
große Menge Pilzhütchen wachsen aus einem dicken Strunk heraus, und er kann
sehr groß werden. Mein Exemplar wog 2,75 kg, dabei hatte ich nur die Hälfte des
Pilzes mit genommen. Letztes Jahr fanden wir schon an der gleichen Stelle
Eichhasen, und wir ließen einen der beiden stehen. Dieser Hase ist
standorttreu, und erscheint jedes Jahr wieder am gleichen Ort.
Letztes Jahr hatte ich das meiste getrocknet, und dabei fest
gestellt, dass dieser Pilz ein ausgezeichneter Würzpilz ist. Auch die
Weiterverarbeitung zu Pilzmehl (im oben erwähnten Buch empfohlen), erwies sich
als gute Idee. Damit lassen sich wohlschmeckende Saucen und Brotaufstriche
herstellen.
Heuer habe ich wieder damit begonnen, die Pilzteile zu
trocknen, da las ich in den „Pilzwanderungen“ folgendes: „Pilzextrakt wird aus sauberen Pilzabfällen, Massenpilzen,
geringwertigen und vor allem stark aromatischen Arten gewonnen. Die
zerschnittenen und gesalzenen Pilze werden anhaltend gekocht. Der Saft wird von
Zeit zu Zeit abgeschöpft. Zuletzt lässt man den Brei durch ein Tuch antropfen.
Der Saft wird bis Sirupdicke eingekocht und in weithalsigen Glasflaschen, am
besten mit eingeschliffenem Glasstöpsel, gut verschlossen aufbewahrt. Gewürzt
wird der Saft erst vor der Verwendung. Gut aufbewahrt, halten sich Pilzmehl und
Pilzextrakt unbegrenzt.“
Solcherart Rezepte machen mich neugierig, und nun hatte ich
einen „stark aromatischen Massenpilz“. Vorsichtig, wie ich bin, wurde ein Teil
des Pilzes in das Dörrgerät verbracht. So habe ich auf alle Fälle getrockneten
Eichhasen. Die größere Menge salzte ich und setzte sie mit Wasser auf (Meiner
Neigung folgend, für solche Sachen das gute Quellwasser aus dem Kapellenbrunnen
in Fredelsloh zu verwenden). Ich begann gleich mit einem Fehler, hatte das
Rezept zu ungenau gelesen. „Gekocht“ bedeutet für mich, in Wasser gekocht, und
das tat ich denn auch. Nur war mein „Schwapp“ Wasser recht groß, und die
Pilzstückchen schwammen. Das war im obigen Rezept wohl nicht so gemeint. Das
verwendete Wasser muss ja auch wieder verschwinden, wenn das Ganze auf
„Sirupdicke“ eingekocht werden soll. Das nächste Mal füge ich nur wenig Wasser
hinzu, und lasse die Pilzstückchen eher „ausschwitzen“, Pilze verfügen ja über
genug eigenes Wasser, und das geben sie beim Erhitzen ab. Daher steht in dem
Rezept auch: „Der Saft wird von Zeit zu Zeit abgeschöpft“. Im Zweifelsfalle
lieber etwas Wasser nachgießen.
Bei der Salzmenge ist das Rezept recht ungenau, jetzt weiß
ich, dass ich zu Beginn nicht allzu sehr salzen werde, denn beim Einkochen
bleibt das Salz erhalten, die Menge wird aber geringer. Kann also passieren,
dass der Extrakt stark salzig ist (was als Würze für Suppen nicht unbedingt von
Nachteil ist). Dann musste ich noch etwas korrigieren: Ich hatte den Pilz vor
dem Kochen zu grob zerkleinert. Je kleiner die Teile sind, um so effektiver ist
das Auskochen. Bei mir half der Pürierstab nach, mit dem ich die kochenden
Pilze im Sud so zerkleinerte, dass die einzelnen Stücke ca. 1 cm stark waren.
„Anhaltend gekocht“, darüber durfte ich mir auch Gedanken
machen. Ich weiß, dass Fonds, sei es von Knochen und Fleisch, sei es von
Gemüse, sehr lange köcheln müssen. Ich ließ die Pilzteile ca. 2 ½ Stunden
köcheln, wobei ich immer einmal wieder den Sud abschmeckte. Als er mir kräftig
genug erschien, gab ich die Pilzmasse samt Sud durch ein Haarsieb. Den Pilzbrei
drückte ich mit einem hölzernen Kochlöffel aus. Ich setzte die ausgekochten
Pilzreste mit etwas Wasser erneut auf, der Neugierde halber. Doch es ließ sich
nichts mehr an Geschmack gewinnen. Durch das Zufügen des Salzes zum Kochwasser
des ersten Ansatzes waren die Pilze „ausgesogen“.
Nun noch der Akt des Einkochens des Sudes auf
Sirupkonsistenz. Da steht das noch einmal ca. 1 – 2 Stunden auf dem Feuer. Das
sind die Augenblicke, wo ich wieder über ein Sudhaus für Fredelsloh nachdenke.
Eine Scheune oder ähnliches, in dem ein großer Küchenofen steht, der mit
Abfallholz beschickt wird, das nicht für die Kaminöfen taugt, und das es hier
reichlich gibt. Ein Gebäude dafür gibt es. Früher wurde auf den Dörfern im
Solling gemeinsam Zwetschgenmus gekocht, da waren fast alle Dörfler daran
beteiligt, und es war ein Fest. Auch um Apfeldicksaft und anderes, was lange
auf dem Feuer stehen muss, wäre das ein Gewinn. Außerdem kann man im Backofen
währenddessen Brot und Kuchen backen.
Zurück zum eigenen Herd. Zu Anfang dachte ich
„Sirupkonsistenz - das wird nie was!“ Erst
kurz vor Schluss dickt es an, und ab da muss ich gut aufpassen, dass nichts
anbrennt, also immer wieder rühren. Bis das dann wirklich eine Art Sirup
geworden ist, blieb kaum noch etwas übrig. Ein kleines halbes Glas voll wurde
es, ich hätte doch den gesamten Pilz dafür nehmen sollen.
Und das Ergebnis? Eine sehr intensive Würzpaste, die bei mir
leider etwas zu salzig geriet. Sie erinnert in Farbe, Aroma und Konsistenz an
die Hefeextraktpasten, die ich von früher her so gut kenne, und die damals in
keinem „Szene“- Haushalt fehlten. Das zeigt denn auch in etwa die Richtung an,
wie das Extrakt zu verwenden ist, zur aromatischen Anreicherung von Suppen und
Saucen.
Hefe besteht auch aus Pilzen, so dass diese
Geschmacksähnlichkeit wohl kein Zufall ist. Im oben genannten Büchlein heißt
es: „Ihren gesundheitsfördernden Wert und
ihren einzigartigen Geschmack verdanken Pilzgerichte und Speisen, denen Pilze
zugesetzt sind, vor allem der Glutaminsäure, einen in der Medizin und in der
Nahrungsmittelindustrie hochgeschätztem Geschmacksstoff. Pilze sind das
Nahrungsmittel, das die meiste Glutaminsäure enthält² ( ² Urania, Jahrg. 23, Heft 8, August 1960)“
Was von den anderen Wirkstoffen des Eichhasen, er ist ein Vitalpilz, und wird
in der traditionellen chinesischen Medizin verwendet, im Extrakt noch vorhanden
ist, weiß ich nicht.
Fazit: Eine recht aufwändige Methode, doch wenn es große
Mengen an Pilzen gibt, lohnt es sich durchaus, diese Mengen so zu verwenden. Ansonsten
trockne ich für Saucen die Pilze lieber.
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