Wolkenohrpilze auf Holunder |
„Die stille Jagd“ nennt Antonio Carluccio in seinem kurz „Pilze“
betitelten Buch die Pilzpirsch. „Jedes Jahr warte ich ungeduldig wie ein Kind
auf den Beginn der Pilzsaison“, heißt es da im Kapitel „Pilze sammeln“. Oh, wie
kommt mir das bekannt vor. Wenn es im März wieder los geht, um an warmen Tagen
die Morchelplätze abzusuchen, dann die Vorfreude auf den Mai auszukosten,
wenn die Mairitterlinge allerorten „blühen“. Es ist wirklich eine „stille Jagd“,
durch das Gehölz zu streifen und nach den Pilzen Ausschau zu halten.
Als ich vor ein paar Tagen am Straßenrand, leider sehr
dicht an der Straße, daher unsammelbar, Winterrüblinge entdeckte, diese
leckeren Winzlinge, von denen nur die Hüte genommen werden, entschloss ich mich
heute am Tag des Herrn meinen Sonntagsspaziergang in das nahe Augebüsch aus
Erlen, Birken, Pappeln und Holunder zu verlegen. Heuer ist der Dezember
ausgesprochen mild, und so packte ich in weiser Voraussicht Stoffbeutel und
Gartenmesser ein.
Austernseitlinge |
Zuerst wurde ich dann bei den abgestorbenen Holunderästen
fündig: Wolkenohren, auch Chinesische Morcheln genannt, in wunderbar frischer
Qualität zu Hauf. Glatt und kalt und etwas glibberig fühlten sie sich in den
Händen an beim Sammeln. Es kam eine erkleckliche Portion zustande, die nun für
eine chinesisch angehauchte Pilzsuppe an Sylvester gedacht sind.
Doch es sollte nicht dabei bleiben. An einem Baumstamm
wurde ich dann fündig: Austernseitlinge, etwas weiter dann noch andere
Seitlinge und wieder Stockschwämmchen. Der Leinenbeutel wurde schwerer und
schwerer und die Pilzsuppe nahm beim Heimgang vor den inneren Augen Form an.
Ingwer werde ich dazu tun und Zwiebeln, Porree und Sellerie aus dem Suppengrün,
vielleicht eine kleine nicht zu scharfe Chilischote und eine gute Portion
glatte Petersilie. Und dazu die Pilze. Nicht angebraten sollen sie in der Brühe
mitköcheln und sie winterlich gehaltvoller machen. Zum Schluss wird mit etwas
Sojasauce abgeschmeckt.
Winterrübling |
Die Wolkenohrpilze sollte man frisch übrigens besser
nicht nicht in heißem Fett braten, schreibt Antonio Carluccio, denn: „Vorsichtig
müssen sie sein, wenn sie die Pilze in heißem Öl braten, denn sie können
buchstäblich explodieren, dadurch spritzt das heiße Fett und kann zu brennen
beginnen:“ Eine Küche mit Knalleffekt, das wäre zu Sylvester ja mal etwas.
Weiter: „Ich koche die Pilze meist in Brühe, um ihnen Geschmack zu verleihen,
und verwende sie zusammen mit anderen Pilzen in Eintöpfen und Suppen. Man kann
sie auch in feine Streifen schneiden und über Salate streuen“.
Nun, ich habe mich für die Suppenvariante entschieden. Eine exotische Vorsuppe für einen guten Jahresabschluss.
Doch nicht alles an Pilzen, was gefunden werden kann, wird auch gesammelt. Manche schaue ich "nur" an und staune über diese Gebilde. Daher noch einige Pilzimpressionen:
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