Samstag, 27. April 2013

Aus Dingefinders Lesebuch: Zwei Gedichte zu Frühling und Garten von Hugo Ball

               

      Frühling


So hast du in Behutsamkeit
Mit Lauben und mit Ranken
Den Garten meiner Nacht umsäumt
Jetzt lächeln die Gedanken.

Nun singen mir im Gitterwerk
Die süßen Nachtigallen
Und wo ich immer lauschen mag
Will mir ein Lied einfallen.

Die Sonne scheint in deinem Blick
Und geht in meinem unter.
So schenkst du mir den schönen Tag
Ein mildes Sternenwunder.

So hast du meinen dunklen Traum
Durchleuchtet aller Enden
Und wo ich immer schreiten mag,
Begegne ich deinen Händen.




 
    Frohes Erwachen


Ach, wo war ich in den Nächten
Und wie flog ich in den Träumen,
Dass ich kaum mich wiederfinde
Unter Veilchen, unter Bäumen.

Als ein rechter Schnitter hab ich
In den Garten mich begeben
Schaue nach den jungen Trieben
Und beschneide meine Reben.

Froh in allen Adern regt sich
Neues Blut und neue Blüte
Aus den alten Tiefen steigt es
Und verzweigt sich im Gemüte.

Blaue Blumen will ich säen
Und die roten Rosen binden
Eine Laube will ich flechten
Für die Stare und die Finken.

In die Ruhe will ich tauchen
Mit den kleinen Echsen spielen,
Will den Regenbogen bauen
Und die liebe Sonne fühlen.


Hugo Ball  (1886 - 1927)



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