Dienstag, 3. April 2012

Geschichten vom Transzendentalen Dachboden

Nach den gestrigen Aktivitäten im Stadteil, überhaupt, nach dem stürmischen Frühlingsbeginn mit dem Start des Naschgartenprojektes, geradezu aus der Hüfte, den ersten Aktivitäten dazu, Presseterminen, Gesprächsrunden, Planungsrunden, Besucher, nach dem Beginn des Gartenjahres mit Obstbaumschnitt und Aussaaten, dazu noch der Besuch des Sohnes, die Tätigkeit an zwei Abenden im Nachbarschaftshaus, die gedankliche Vorbereitung auf die Fischereiprüfung, das Schreiben von Dingen wie diesem für die liebgewordenen Netze. . . 

. . . so viel, wie es sich liest, war es denn auch. So habe ich heut den Regen und die feuchte Kälte als Anlass gesehen, heute einmal einfach nichts zu tun. Nicht einfach nur "nichts" im nützlichem Sinne, der Regeneration dienend, oder einem anderen Zweck, nein, einfach nichts. Faulenzen bis an die Grenze zur Langeweile. 

Erstaunlich: Es geht. Das Nichtstun nur manchesmal unterbrochen, um für das leibliche Wohl zu sorgen, nichts kochen, wohlgemerkt, aber dem Impuls folgend einen Obst- Gemüsemixdrink herzustellen, verfeinert mit einem Schuss Rosenwasser. Dann, zum Durstlöschen, einen leicht gesalzenen Joghurt-Gurke-Mineralwasserdrink. Das war es denn schon wieder.

Nein, ich habe nicht meditiert. Ich habe ansatzweise damit begonnen, ein Gedicht zu schreiben, ich war eine Runde spazieren, ich habe Musik gehört, fünfziger-Jahre-Jazz, hab. . . ja, was eigentlich?

Ich habe mich auf meinem Transzendentalen Dachboden eingemummelt und war einfach glücklich. Das ist alles. . . 

Doch, etwas gab es noch: Ich hab ein bisserl in meinem Lesebuch geblättert. Und erfreut habe ich mich daran (und für morgen freue ich mich wieder auf den Schreibtisch):


 
     Prolog



Ich sitze hier am Schreibtisch
Und schreibe hier Gedichte,
Indem ich in die Tinte wisch
Und mein Gebet verrichte.

So gibt sich spiegelnd Vers an Vers
In ölgemalter Glätte,
Nur selten fragt man sich: Wie wär´s,
Wenn es mehr Seele hätte?

Die Seele tut mir garnich weh.
Sie ist ganz unbeteiligt.
Nackt liegt sie auf dem Kanapee
Und durch sich selbst geheiligt.

Des Abends geh ich mit ihr aus,
Im Knopfloch eine Dahlie.
Ich selber heiße Stanislaus,
Sie aber heißt Amalie.


Klabund (1890 - 1928)

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