Dienstag, 10. April 2012

Der große Weg hat kein Tor. . .

. . . so hieß das Buch, welches ich von einer guten Freundin anlässlich unseres Einzugs in ein Bauernhaus zusammen mit Freundinnen und Freunden geschenkt bekam. Das war Mitte der achtziger in Ostfriesland, unser Landprojekt sollte später den Namen "Arbeitsgemeinschaft Moorhof" bekommen.

Der Autor dieses Buches ist ein Japaner namens Masanobu Fukuoka, und schildert den Weg dieses Bauernsohnes hin zu einer Landbaumethode, die er "Nicht-Tun-Anbau" nennt. In seiner Schlichtheit und Geradlinigkeit war diese Anbaumethode für mich sehr inspirierend, besonders da ich selbst stark von Laotses Schiften beeinflusst war, und vieles davon, praktisch angewendet, bei Fukuoka wiederfand.

So machten wir geborenen Stadtkinder uns auf den Weg, Getreideanbau zu erlernen. Wir wollten auch eine ähnliche Anbauweise entwickeln wie unser japanisches Vorbild, ohne Pflügen und in Handarbeit. Experimentieren konnten wir auf einem Hektar Acker und einem Stück Land nahe einem Waldstreifen, wo wir eine mehrjähige Roggenart anbauten, den Jöhannis- oder Waldstaudenroggen.

Als ich einen Bauern sah, der noch in althergebrachter Weise sein Korn mit der Sense erntete, war ich Feuer und Flamme und bot mich an, ihm zu helfen. Erstaunt und erfreut wurde mein Ansinnen aufgenommen, und das Erlernen der Getreideernte von Hand machte mich selbstbewusster. Nun ging das Vorbereiten des Ackers nicht ohne Pflügen ab, wir hatten einen kleinen, leichten Traktor, der auf dem Moorboden, den wir bewirtschafteten, nicht einsank, und an den wir einen Einschar-Gestellpflug hängten, mit dem wir unseren neuen Acker vorbereiteten. Das Einsäen ließen wir uns wieder von dem alten Bauern zeigen, es dauerte etwas, bis der richtige Schwung da war und die Körner gleichmäßig fielen.

Doch wir konnten im darauf folgenden Jahr unseren Roggen ernten. Ich hatte mir mittlerweile eine Windfege, "Stovmöhl", besorgt, mit der wir nach dem Dreschen das Korn reinigen konnten, und es gab erstes eigenes Roggenbrot. nach diesem Erfolg wollten wir uns tiefer in Fukuokas Anbauweise einarbeiten, doch leider mussten wir im Folgejahr den Hof abgeben. Der Besitzer war verstorben und die Erbengemeinschaft kündigte den Pachtvertrag. Uns verteilte es in alle Winde.

Später, nach einer Zeit als wandernder Gärtner, die mich durch Höfe und Projekte im In- und Ausland führte, lernte ich, dass Fuluokas Methode eben. . . Fukuokas Methode war. Dass der große Weg eben wirklich kein Tor hat, und Nachahmen kein Weg ist, der für mich beschreitbar war. Ich musste und ich durfte meinen eigenen Weg in den Garten finden, und der ist entschieden ein gärtnerischer. Von Fukuokas Methode ist da wenig zu finden. Von Fukuokas Geist sehr viel. Und so hat auch mein Gartenweg kein Tor. . . 

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