Mittwoch, 3. Juli 2013

Die Was-passiert-wenn-Maschine

Mein Lehrmeister, der Herr K. war für mich der Erfinder der „Was-passiert-wenn-Maschine“. Er gab uns Auszubildenden eindrucksvolle Demonstrationen vorausschauender Planung. Der Betrieb, in dem ich lernte war ein Topfpflanzenbetrieb, die Anzucht fand fast vollständig in im Herbst und Winter geheizten Gewächshäusern statt. In so einem Betrieb sind die Energiekosten ein sehr wichtiger Faktor.

Die verschiedenen Pflanzenarten, die wir anbauten, hatten verschiedene Bedürfnisse, auch bezüglich der Wärme. Außerdem gab es Sämlinge, Jungpflanzen und ausgereifte Pflanzen, die auch verschieden behandelt werden mussten. So stand denn häufig des morgens unser Meister, ganz in sich versunken, mit seiner Shagpfeife im Mund, und überlegte: Er setzte seine „Was-passiert-wenn-Maschine“ in Gang.

Die eine Art Pflanzen braucht als Blühimpuls sechs Wochen Temperaturen um die fünfzehn Grad, sie kann mit denen zusammengestellt werden, die es kühler brauchen, damit sie nicht so schnell verblühen. Um zu diesem oder jenem Zeitpunkt wieder Pflanzen zur Verfügung zu haben, muss mit einigen Arten mit der Anzucht begonnen werden. Sind die Stecklinge im Anzuchthaus schon bewurzelt? Dann können sie in 9 – cm – Töpfe gesetzt werden und in Haus X, um weiter zu wachsen. Damit wird dieser Platz frei, und wir können Stecklinge schneiden von. . . Nun ist der Platz für die 9er – Töpfe im Haus X noch belegt, die Pflanzen dort können nach. . . undsoweiter.

Erst wenn vor dem inneren Auge des Meisters alle Arbeitsabläufe für die nächste Zeit geklärt waren, wurden an uns Arbeitsaufträge gegeben. Die Zeit, in welcher der gesamte Betrieb stockte, weil die „Was-passiert-wenn-Maschine“ rotierte, wurde allemal wieder aufgeholt. Nur ein fauler Gärtner ist ein guter Gärtner. Und natürlich waren die Gewächshäuser immer optimal genutzt.

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