Jeden Dienstag von 15:00 bis 18:00 Uhr in der Alten Schule Fredelsloh: Küche durch das Jahr. Es sollen keine Mahlzeiten zum Auftischen produziert werden (was trotzdem durchaus passieren darf), sondern Grundrezepte ausprobiert, dabei wird darauf geachtet, was gerade Saison hat.
Immer noch ist Walderdbeerenzeit, und wir waren noch einmal sammeln. Das war übrigens früher im Solling eine typische Kinderarbeit, ebenso wie das Sammeln von Blaubeeren, später im Sommer. Teilweise waren die kleinen Dinger für den Verkauf bestimmt, und tagsüber wurde gesammelt, und in den sehr frühen Morgenstunden darauf gingen die Frauen dann mit der Ausbeute zum Markt von Fredelsloh nach Northeim. Einmal, so las ich in einem Heimatbuch, waren die Preisangebote für die Northeim so ungenügend, dass die Frauen noch weiter nach Göttingen wanderten, um ein besseren Erlös zu erzielen. Und zurück mussten sie ja auch noch. Das also war die gute alte Zeit. Das Bild „Wilde Erdbeeren“ ist von dem finnischen Maler Albert Edelfelt (1854 - 1905), der sich vor allem Szenen aus dem finnischen Volksleben widmete. Sieht doch ganz idyllisch aus. . .
Ich selber empfinde das Sammeln der kleinen Dinger eher als eine Art Meditation und ich sammle sie um des Genusses willen. Fruchtmus von Walderdbeeren ist aber auch zu lecker. Und auf dem Rückweg vom Wald konnten noch an einem Feldweg Kamillenblüten gesammelt werden.
Um diesem Fruchtmus zum Frühstück die richtige Begleitung zu geben, möchte ich Toastbrot selber Backen, und zwar mit Wildhefe, denn durch die langen Gehzeiten wird das Brot bekömmlicher als mit der käuflich zu erwerbenden Turbohefe.
Für ein Brot brauche ich 500 g Weizenmehl, Type 405 oder 550, das es in unserem Dorfladen auch in Bioqualität gibt. Dazu kommen 275 ml Milch, 75 g Butter, 1 Esslöffel Zucker und Salz. Doch weiche ich jetzt von dem Gewohnten ab, da ich keinen halben Würfel Hefe benutze. So mache ich mir am Vortag einen Vorteig mit der Hälfte des Mehles, das ich mit meinem flüssigen Hefeansatz zu einem glatten Teig verrühre. Das bleibt erst einmal bis zum Abend stehen, dann nehme vermenge ich den Teig mit weiterem Mehl und forme es zu einer festen Kugel. Diese wandert für eine Nacht in den Kühlschrank.
Am nächsten Tag nehme ich davon die Hälfte ab, die ich mir weiterhin im Kühlschrank aufbewahre. Wenn ich einmal die Woche backe, kann ich diesen Teig ähnlich wie Sauerteig als Starter benutzen. Funktioniert. Zu dem Rest kommt wieder Mehl hinzu, und die Milch, die ich zusammen mit der gewürfelten Butter in einem Topf erwärmt habe, so dass sich die Butter auflöst. Zucker und Salz dazugeben und zu einem glatten Teig kneten. Dieser darf dann noch einmal mindestens eine halbe Stunde ruhen.
Dann fette ich meine Kastenform ein, knete meinen Hefeteig auf einer leicht bemehlten Arbeitsfläche noch einmal durch und gebe ihn dann in die Form, wo er noch einmal eine Stunde bei Zimmertemperatur gehen darf. Dann wird er bei 180 Grad im vorgeheizten Backofen etwa 30 Minuten gebacken. Vorher bestreiche ich die Oberfläche mit Wasser. Auch im Ofen habe ich vor dem Anschalten eine Schüssel mit Wasser hineingestellt. Dadurch entsteht eine feuchte Hitze, das Brot wird saftiger und die Kruste trocknet nicht so sehr aus.
Mein erster Versuch mit diesem Rezept verlief noch nicht zur vollsten Zufriedenheit. Das Brot sah zwar aus wie Toastbrot (von außen), und schmeckte auch so, war aber noch nicht so fluffig, wie ich mir es gewünscht hätte. Also werde ich in Zukunft die Ruhezeiten etwas ausdehnen. Derweil bin ich im Geiste schon dabei, von der Rohmilch aus der Milchtankstelle ein Dorf weiter die Sahne abzuschöpfen, nachdem sie eine Nacht bei mir im Kühlschrank verbracht hat, um daraus Butter in der Küchenmaschine herzustellen. Dann hat ich in allem „meine Finger drin“, dem Toast, der Butter und dem Fruchtaufstrich.
Derweil zieht das Jahr weiter, am morgigen Dienstag sind einmal nicht Walderdbeeren dran, sondern welche vom Feld, denn ich habe bei unserem Obstlieferanten des Vertrauens für morgen eine Stiege Erdbeeren vorbestellt, um den Jahresvorrat an Erdbeermarmelade einzukochen. Davon kann man eigentlich nie genug haben.
Auch sind noch einmal Lindenblätter dran, zum Einlegen; außerdem sind Lindenblüten zu ernten. Die Blüten der Sommerlinde sind schon „durch“, bei der Wärme der letzten Tage ging das Verblühen sehr schnell, doch die Winterlinde beginnt gerade aufzublühen, so dass es doch noch möglich ist, einen Wintervorrat anzulegen. Außerdem wird das Toastbrotexperiment fortgesetzt, der Vorteig ist schon angesetzt.
Damit beginnen wir wieder um 15:00 Uhr. Wir haben für alles bis 18:00 Uhr Zeit, dann kommt Judith wieder zum Filzen.
Peter Pateter und die Waldlilli in den Walderdbeeren |
Wer dabei sein möchte: Anmeldung unter 05555 / 522 (AB Alte Schule) oder dingefinder@gmx.de. Kinder dürfen mitgebracht werden. Kosten: Lebensmittelumlage, eine Spende für die Alte Schule wäre nett. Für das Filzen: Nach Absprache.