Ich empfinde Gärtnern wortwörtlich als einen intensiven Kommunikationsprozess mit Pflanzen, Boden, Umgebung. So, wie unsere Körperzellen z. B. in einer chemischen Sprache miteinander kommunizieren.
Die Sprache, in der ich mit meinen Mitwesen im Garten kommuniziere, bezieht alle Sinne mit ein: Düfte, Geräusche, Texturen, die ich fühlen kann, Färbungen der Pflanzen sprechen mit mir. Alles lässt sich für mich übersetzen, wenn ich die Sinne öffne und lerne, den verschiedenen Sprachen "zuzuhören".
Es ist immer wieder bedrückend zu sehen, wie Gärten "den Bach runtergehen", "verwildern", wenn die ursprünglichen Besitzer und Besitzerinnen diesen aufgeben oder wenn sie sterben. Die Seele des Gartens besteht aus beidem: den Menschen und ihrer Umgebung. Der Garten ist nicht nur Spiegel seiner Gestalterinnen und Gestalter, er und sie sind eines. So empfinde ich es.
Vorgestern
hatte ich die Kohlpflänzchen gepflanzt, Schnur ziehen, mit dem
50-cm-Maßstab die erste Reihe auslegen, pflanzen, Schnur ziehen, die
zweite Reihe auf Lücke auslegen, pflanzen, Schnur ziehen. . .
Diese einfachen Arbeiten sind Erdung und Meditation für mich, nicht umsonst (und wie weise!) werden sie in der deutschen Sprache ein-tönig genannt. Was alles in einem Ton verborgen sein kan, lernte ich in den Obertonseminaren, ein Kosmos an Klängen tut sich auf, wird der eine Ton in einer bestimmten Weise gesungen. . . Manchmal (wenn ich ganz für mich bin), richte ich mich von der Arbeit auf und singe meine ein-tönige Weise, und die Atmosphäre um mich her wird klarer, durchlässiger, und dann beschleicht mich das Gefühl, von Irgendwaswerwem belauscht zu werden. . . und dieses Irgendwaswerwem freut sich. . .
. . . Schnur ziehen, dritte Reihe auf Lücke legen, pflanzen. . .
Diese einfachen Arbeiten sind Erdung und Meditation für mich, nicht umsonst (und wie weise!) werden sie in der deutschen Sprache ein-tönig genannt. Was alles in einem Ton verborgen sein kan, lernte ich in den Obertonseminaren, ein Kosmos an Klängen tut sich auf, wird der eine Ton in einer bestimmten Weise gesungen. . . Manchmal (wenn ich ganz für mich bin), richte ich mich von der Arbeit auf und singe meine ein-tönige Weise, und die Atmosphäre um mich her wird klarer, durchlässiger, und dann beschleicht mich das Gefühl, von Irgendwaswerwem belauscht zu werden. . . und dieses Irgendwaswerwem freut sich. . .
. . . Schnur ziehen, dritte Reihe auf Lücke legen, pflanzen. . .
Es
ist schon beeindruckend, wie produktiv der Garten ist! Wenn ich nicht
so blöd wäre, und ihm abverlangen würde das zu produzieren, was
ich meine zu brauchen, dann hätte ich im Überfluss: Melde,
Franzosenkraut, Echte Kamille, Vogelmiere, Postelein, Hirtentäschel,
Saatmohn, Ackerspörgel und anderes. Dafür ist Spinat heuer eine
Saatgut-Fehlinvestition. Erst war es so lange kalt, dass er im
Keimstadium lange stockte, und jetzt wurde es kurzerhand so warm,
dass er gleich schoss, selbst so eine schossfeste Sorte wie
"Matador". Der Spinat kann nur noch als Mulchmaterial
geerntet werden. Melde ist wirklich ein leckeres, spinatähnliches
Gemüse, als "Guter Heinrich" wurde es früher sogar
angebaut. Sie schmeckt zwar etwas anders als Spinat (ein
Oxalsäuregehalt), aber ich muss sie ja auch nicht statt Spinat
essen, sondern als Meldegemüse. Ähnlich ist es mit vielem, was der
Garten mir freiwillig schenkt, und das ich unwillig entferne.
Vielleicht sollte ich meine Küche zum Teil dem Garten anpassen. . .
Ich
bleibe trotz aller Versuche der kaschierenden Sprachregelung bei dem
schönen deutschen Wort Unkraut. Eine Pflanze, die dort wächst, wo
ich sie in meinem Garten nicht haben möchte, ist bei mir Unkraut.
Alternativbezeichnungen? Beikraut? Nein - wenn es ein Beikraut wäre,
würde ich es wachsen lassen, zum Beispiel sind der Gundermann und
die Taubnessel in meinem Garten Beikräuter der Johannisbeeren und es
Rhababers. Im Möhrenbeet sind sie Unkraut. Wildkraut? Nein - Das
Johanniskraut, die Kamille, der Klatschmohn und die Kornblumen in
meinem Garten sind Wildkräuter, die ich bewusst und wissentlich in
meinem Garten ansiedle, während der Winterpostelein, aus einer
Baumschule eingeschleppt, an vielen Stellen unerwünschtes Unkraut
ist. Giersch ist dort, wo er bei uns wächst, unter und vor einer
Stechpalme, kein Unkraut, sondern ein beliebtes Wildkraut für
Heiltees und für die Küche.
Ich habe mich immer über die Gärtner amüsiert, die von Beikräutern sprechen, political correct, und diese dann mit "Basta" wegspritzen. (Solche Gärtner und Bauern gibt es wirklich, und nicht zu knapp).
Da bin ich doch lieber un-korrekt, sage Un-kraut und benutze solche Mordinstrumente wie Hacke und Grabegabel.
Ich habe mich immer über die Gärtner amüsiert, die von Beikräutern sprechen, political correct, und diese dann mit "Basta" wegspritzen. (Solche Gärtner und Bauern gibt es wirklich, und nicht zu knapp).
Da bin ich doch lieber un-korrekt, sage Un-kraut und benutze solche Mordinstrumente wie Hacke und Grabegabel.
Gestern
war endlich einmal ein Gartentag, der seinen Namen verdiente. Ich
durfte beim Unkrautjäten mir viele Gedanken machen, zum Beispiel,
wie produktiv das Fleckchen Erde ist, welches ich bewirtschafte. Es
ist schon erstaunlich, was da alles wächst und in welcher
Geschwindigkeit, wenn es denn darf. Und ich sitze dann stundenlang
da, und entferne die ganze Pracht wieder, zugunsten einiger
störrischer Gewächse, wie die Möhren, die immer noch beleidigt
sind über den Witterungsverlauf in diesem Jahr. Ein bisschen fühle
ich mich dann so, wie die besorgten Eltern, die ihrem Kind sagen:
Toll, was Du alles machst und kannst, aber Musiker hat doch keine
Zukunft, werde lieber Bauingenieur.
In unseren Breiten würde irgendwann Wald entstehen, wenn ich denn zuließe, und die wilden Kräuter bereiten den Boden darauf vor, dass das irgendwann geschehen könnte. Das kann eine Sicht auf die Dinge sein. Die andere wäre, dass die invasiven kleinen Biester möglichst schnell eine ökologische Nische besetzen, bevor es andere tun. Sie wachsen einfach alles zu, weil sie die schnellsten sind und die "breitesten Schultern" haben.
In unseren Breiten würde irgendwann Wald entstehen, wenn ich denn zuließe, und die wilden Kräuter bereiten den Boden darauf vor, dass das irgendwann geschehen könnte. Das kann eine Sicht auf die Dinge sein. Die andere wäre, dass die invasiven kleinen Biester möglichst schnell eine ökologische Nische besetzen, bevor es andere tun. Sie wachsen einfach alles zu, weil sie die schnellsten sind und die "breitesten Schultern" haben.
Fotos: Frederike Herrlich
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