Letztens bezeichnete jemand eine gute Freundin von mir als "Esoterikerin". Ich verstand zuerst gar nicht, was er meinte. Dann meinte ich, dass dem nicht so sei: diese Freundin ist keine "Esoterikerin" (Und ich bin kein Esoteriker). Ich kann diesem Begriff nichts abgewinnen, und er löst keinerlei Resonanz in mir aus. Doch wenn mich ein Jemand oder eine Jemandin fragt, was ich eigentlich bin, wie ich meine Erlebniswelt definiere, dann antworte ich manchmal: "Ich bin im weitesten Sinne spirituell". (Oder auch, je nach Gesprächspartnerin oder -partner: "Im weitesten Sinne `links`")
Was ist das eigentlich, "spirituell"? Ich denke darüber nach, und komme zu keiner griffigen Antwort. Dass ich mich als einen verbindlichen Teil eines Weltganzen fühle? Dass ich manchmal seltsame Worte an eine Göttin richte, die ich mir als eine dreigestaltige vorstelle? Dass ich manchmal zu meinem Kindergott bete, manchmal aus Dankbarkeit, manchmal aus tiefer Not? Dass ich trotzalledem nicht "gläubig" bin?
Eigentlich bräuchte ich für mein Selbstverständnis keinerlei Etikettierungen. Und dass irgendein Mensch nicht "spirituell" sein könnte, kann ich mir auch nicht vorstellen. Für mich ist ein Mensch per se spirituell. So, wie diese Welt eine spirituelle ist.
Aber wenn ich gefragt werde, was das nun sei, da tu ich mich schwer mit der Antwort. Eine Antwort ist für mich schwer, so, als müsste ich jemanden das Gefühl für meine eigene Mundhöhle vermitteln. Sie gehört ganz zu mir, ich kenne sie in- und auswendig, aber ich kann niemanden mitfühlen lassen, wie sie sich anfühlt.
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