Wir hatten uns letzten Dienstag dann der Kirschpflaumen angenommen. Es waren etwas mehr als drei Kilo. Die meiste Zeit ging dafür drauf, die Dinger zu entsteinen, das ließ sich zwar leicht bewerkstelligen mit dem klassischen Kirschkernentsteiner, doch es dauerte halt.
Die eine Hälfte davon wanderte gleich in einen Topf und wurde aufgekocht und dann köcheln gelassen, bis die Pfläumchen zerfielen. Dann wurde abgeschmeckt und Zucker dazu gegeben, so viel, dass es nicht mehr einfach nur sauer war, und weiterhin bei kleiner Flamme köcheln gelassen. So lange, bis es die Konsistenz der klassischen Latwerge aus Zwetschgen hatte. Diese werden wir in größeren Mengen herstellen, wenn es so weit ist. Teilweise mit den dazu gehörigen Gewürzen. Die Latwerge aus den Kirschpflaumen schmeckt lieblicher als die aus den Zwetschgen. Das hat sich schon mal gelohnt.
Die andere Hälfte war für Tkemali vorgesehen, das ist eine Sauce aus Kirschpflaumen, die in Georgien ihren Ursprung hat. Dort werden besonders unreife grüne Früchte dafür genommen. Auch das können wir ausprobieren, denn gestern kam noch ein Schwung Mirabellen rein, davon eine Menge noch unreifer.
Die Kirschpflaumen werden mit Knoblauch, Chili, Paprika, Essig und Zucker eingekocht. Vor dem Servieren kommen dann noch frische Kräuter dazu, und zwar Minze und Blattkoriander. Und eventuell Zitronensaft zum abrunden des Geschmacks. Gereicht wird sie zu Grillgut und Käse, sie eignet sich auch zum Verfeinern von Dressings.
500 g Kirschpflaumen
3 Knoblauchzehen
Eine Prise Salz
50 ml Himbeer- oder Apfelessig
Etwas roter Pfeffer
Eine kleine Chili
2 TL Paprika rosenscharf
25 g (oder mehr) Zucker
Die Pfläumchen werden gewaschen und entsteint, der Knoblauch geschält und fein gehackt. Die Chilischote wird von den Kernen befreit und fein gewürfelt. Dann kommen alle Zutaten in einen Topf, werden aufgekocht und dann auf kleiner Flamme eingekocht, bis eine sämige Konsistenz erreicht ist. Es muss immer wieder umgerührt werden, damit das Ganze nicht anbrennt. Ich habe das Grundrezept insofern abgewandelt, indem ich noch ein paar Lorbeerblätter und etwas geriebenen frischen Ingwer mit hinein gab.
Der fertigen Sauce haben wir dann noch jeweils ein Bund Blattkoriander und Minze fein gehackt untergerührt. Zitronensaft brauchte es nicht mehr. Gereicht haben wir sie am Donnerstag bei der Gemeinschaftsküche zu frittierten Blumenkohlröschen. Dazu gab es übrigens einen Kartoffelbrei, den wir etwas anders gestalteten als sonst: Stampfkartoffeln mit Salbei und Sahneschichtkäse. Dafür brauche ich:
750 g große mehlige Kartoffeln
Salz
2 Knoblauchzehen
3 Stiele Salbei (wir hatten hier eine großblättrige, sehr ergiebige Sorte)
40 g Butter
200 g Sahneschichtkäse
Etwas frisch geriebene Muskatnuss
Die Kartoffeln werden geschält und in Salzwasser gegart, dann das Wasser abgießen und die Kartoffeln auf der noch warmen Herdplatte ausdampfen lassen.
In der Zwischenzeit wurde der Knoblauch gepellt und in feine Scheiben geschnitten, und die Salbeiblätter von den Stielen gezupft und fein geschnitten. Die Butter wurde in einem Topf ausgelassen und beides kam in die warme flüssige Butter.
Die ausgedämpften Kartoffeln wurden gestampft, der Schichtkäse darunter gehoben und eventuell noch etwas nach gesalzen. Zum Schluss wurde Muskatnuss darüber gerieben und die Kräuterbutter kam dazu und wurde leicht untergerührt.
Die Pflaumensoße hält sich im Kühlschrank etwa einen Monat. Sofern im Sommer nicht allzu häufig gegrillt wird. Dann ist sie nämlich schnell alle, so lecker wie sie ist.
Die Juninüsse mussten auf ihre Verarbeitung noch etwas warten, weil wieder einmal etwas dazwischen kam. Das hieß, es wurde weiterhin das Wasser einmal täglich gewechselt. Ihnen geht es nun morgen an den Kragen. Was dazwischen kam waren frische grüne Samen vom Wiesenbärenklau. Mit einem großen „W“, also nicht (!) Riesenbärenklau.
Die sammelte ich bei einem Rundgang durch „mein“ Revier. Daraus wurde eine Sauce aus grünen Wiesenbärenklau-Samen, Distelöl, Cashewkernen und Ahornsirup zusammengebraut, das Ganze kam in die Küchenmaschine und wurde darin zu einer Paste verarbeitet, dann mit etwas Zitronensaft und -schale abgeschmeckt. Etwas herbe, aber sehr lecker.
Morgen ist die Weiterverarbeitung von den am Sonntag gesammelten Aroniabeeren dran. Die kamen zusammen mit Klaräpfeln in den Dampfentsafter, das geht heute noch weiter. Und der Mirabellen kommen noch dran: Einen Teil möchten wir einwecken, einen Teil zur oben genannten Georgischen Pflaumensauce verarbeiten, die unreifen, und einen kleinen Teil, auch unreife, möchte ich versuchen milchsauer einzulegen, wie es in Japan mit Umeboshi gemacht wird. Mal wieder ein Essperiment. Ach ja, und Frühzwetschgen haben wir auch noch bekommen. Für die habe ich ein ganz besonders ausgefeiltes Rezept: Einfach aufessen. Lecker.
Das erinnert mich an das Gedicht von William Carlos Williams (1883 - 1963), hier in der Übersetzung von Hans Magnus Enzensberger:
Nur damit du Bescheid weißt
Ich habe die Pflaumen
gegessen
die im Eisschrank
waren
du wolltest
sie sicher
fürs Frühstück
aufheben
Verzeih mir
sie waren herrlich
so süß
und so kalt
Wer dabei sein möchte (auch beim Pflaumenessen): Anmeldung unter 05555 / 522 (AB Alte Schule) oder dingefinder@gmx.de. Kinder dürfen mitgebracht werden. Kosten: Lebensmittelumlage, eine Spende für die Alte Schule wäre nett. Das Filzen mit Judith im Anschluss geht zur Zeit in die Sommerpause, und beginnt in vier Wochen wieder. (Dann sind auch Peter Pateter und die Waldlilli wieder dabei)