Montag, 7. April 2025

Küche durch das Jahr - Eingelegte Rettiche und Veilchenblüteneis

 

Eingelegte Rettiche 


Jeden Dienstag von 15:00 bis 18:00 Uhr in der Alten Schule Fredelsloh: Küche durch das Jahr. Es sollen keine Mahlzeiten zum Auftischen produziert werden (was trotzdem durchaus passieren darf), sondern Grundrezepte ausprobiert, dabei wird darauf geachtet, was gerade Saison hat.

Letzten Dienstag gab es ein Pesto, außerdem wurden Veilchenblüten verarbeitet und Rettich eingelegt.

Zum Pesto: Wir hatten eine Mischung aus Walnuss- und Sonnenblumenkernen genommen. Walnüsse hatte ich noch, doch fehlte mir die Zeit, weitere zu knacken. Beide Sorten hatten wir in einer Pfanne trocken angeröstet, hierfür habe ich eine eiserne Pfanne, die ich nur dafür benutze. Das Grünzeug bestand etwa zur Hälfte aus Bärlauch und einer Giersch-Ruccula-Mischung. Als Öl kam ein Olivenöl dazu.

Wir waren faul und benutzten meine Küchenmaschine, doch das Pesto lässt sich durchaus auch im Mörser zubereiten. Hier ein link zu einem Gierschpesto mit Haselnüssen im Mörser bereitet: Gierschpesto


Veilchensirup 

Die Duftveilchen (Viola odorata), auch Wohlriechendes Veilchen oder Märzveilchen betitelt, entstammen im Ursprung dem Mittelmeergebiet bis hin zum Iran und zum Kaukasus. Seit der Antike werden sie kultiviert. Bereits seit dem Mittelalter etablierten sich Duftveilchen als Zier- und Heilpflanze in weiten Teilen Europas.

Das kontinuierliche Ernten der Blüten verlängert die Blütezeit der Duftveilchen. So nehme ich den Hummeln und Bienen zwar einiges an Blüten weg, sorge jedoch dafür, dass immer wieder welche nachwachsen. Veilchensirup ist des Alkaloids Violin wegen besonders wirksam gegen Husten, Katarrhe der oberen Luftwege und Bronchitis. Veilchenblütentees wirken darüber hinaus heilsam bei Schlafstörungen, Kopfschmerzen und Verschleimungen. Doch ist der Veilchenblütensirup auch lecker. Da wir diesen zu Eis weiterverarbeiten wollten, gelierten wir ihn mit Pektin. Für die Eisbereitung ist das günstiger, da die Eismasse dann nicht so flüssig ist.

Die Blüten wurden lagenweise in einer Porzellanschüssel eingezuckert und mindestens einen Tag stehen gelassen. Ich habe festgestellt, dass sie ruhig 48 Stunden ziehen dürfen, und dass der Sirup dadurch noch intensiver wird. Selbstverständlich hat ich von den Tagen davor schon eingezuckerte Blüten, so dass wir alle Arbeitsschritte an einem Tag nachvollziehen konnten. Diese eingezuckerten Veilchenblüten wurden schließlich aufgekocht, mitsamt dem Zucker. Wir nahmen in etwa so viel Wasser, dass sie knapp bedeckt waren. (Bei unserer Menge war das ein halber Liter). Erst einmal sah das Ergebnis scheußlich aus, eher bräunlich denn farbig. Doch als wir 100 ml Zitronensaft (frisch gepresst) dazu gaben, wurde das wirklich bunt.

Für das Veilchenblüteneis brauchen wir etwa 300 - 400 g Veilchenblütengelee, 300 g Joghurt und 2 EL Sahne (darf gerne auch etwas mehr sein). Eventuell nachsüßen mit Puderzucker (meistens nicht notwendig). Das wird alles gut verrührt und in die Eismaschine gegeben. Da noch Veilchenblüten zur Verfügung standen, haben wir noch einige Blütenblätter dazugegeben. Das sah sehr hübsch aus.

Veilchenblüten werden auch erwähnt im Abschnitt „Pflanzenkost“ bei „Fünf Bücher deutscher Haudaltertümer - von den ältesten geschichtlichen Zeiten bis zum 16. Jahrhundert“, ein Lehrbuch von Moriz Heyne, Leipzig 1899, ein Buch das uns von Sylvia Hathazy empfohlen wurde:

„Von der Zubereitung der Möhren und Pastinaken erfahren wir wenig; ein Möhrenmus mit Wein, stark gewürzt und mit Veilchenblüten gefärbt, wird als Luxusgericht erwähnt.“ (Buch von guter Speise, 79)

Das Buch von guter Speise oder Bůch von gůter spîse – nach dem mittelhochdeutschen Textbeginn „diz buoch (sagt) von guoter spise“ benannt – und auch Würzburger Kochbuch genannt, ist das erste (um 1350) in deutscher Sprache verfasste „Kochbuch“. Es ist Teil des Hausbuchs des Michael de Leone.

Die Möhre, die hier gemeint ist, wird nicht unsere heutige „moderne“ orangefarbige Möhre gewesen sein, da hätte man auch nicht zu färben brauchen. In Europa kam die Möhre ursprünglich in fast allen Ländern bis auf Island und Finnland vor. Das war wohl eine weiße Wurzel, und da macht das Färben dann Sinn.

Die unterschiedlich gefärbten Karotten stammen von verschiedenen Ursprungssippen ab: die weißen stammen aus dem Mittelmeergebiet, die gelben aus Afghanistan, ebenso die rotvioletten Formen. Die Kulturform dürfte letztlich durch Kreuzung aller drei Formen wahrscheinlich in deren Überschneidungsgebiet in Kleinasien entstanden sein. Orangefarbene Karotten dürften in den Niederlanden entstanden sein. Jedenfalls sind die ersten Nachweise dafür niederländische Gemälde vom Ende des 17. Jahrhunderts.

Zurück zu den Veilchen: Letzten Dienstag war dann die letzte Ernte dieses Jahres, sie haben uns gut einen Monat begleitet und erfreut, jetzt wechselt die Blütenpracht. Am morgigen Dienstag werden wir uns den Löwenzahnblüten widmen, um Löwenzahnhonig herzustellen.


Dann hatten wir einige große weiße Rettiche geliefert bekommen, und auch ein paar Radieschen. Mehr als ad hoc verbraucht werden konnten, so dass wir welche einlegen konnten:

Rettich einlegen, Basisrezept:

500 g Rettich
500 ml Weißweinessig
375 ml Wasser
2 ½ EL Salz
5 EL Zucker
1,5 TL Senfsaat
Einige Körner Piment

Der Rettich wurde geschält und anschließend in Scheiben geschnitten, die lagenweise zusammen mit ein paar Radieschenscheiben in Weckgläser gelegt wurden. In ein Glas legten wir zusätzlich ein paar Scheiben frischen Ingwer.

Der Sud wird aus Wasser, Essig und den Gewürzen zubereitet. Das wurde alles einige Minuten gekochen, bis Salz und Zucker sich komplett aufgelöst hatten. Der heiße Sud wurde über die Rettichscheiben gegossen, bis sie vollständig bedeckt waren. Die Gläser wurden mit Klammern verschlossen. Sie haben jetzt im Vorratskeller Ruhe und Zeit zum reifen. In zwei Wochen können sie das erste Mal probiert werden. Die rosa Farbe in den Gläsern kommt der roten Schale der Radieschen, das Rot wurde durch den Essig gelöst.


Für den morgigen Dienstag haben wir neben Löwenzahnhonig noch Pappelknospen auf dem Programm. Die werden gesammelt und eingelegt, nicht für die Küche, sondern um eine Wundsalbe daraus herzustellen. (Die man ab und zu doch auch in der Küche gebrauchen kann: wenn man sich wieder einmal wegen Unachtsamkeit in den Finger geschnitten hat). Also gibt es morgen Nachmittag auch einen Spaziergang. Und es sind Aussaaten dran für unseren Küchenkräutergarten: In den Kästen auf der Treppe vor der Alten Schule können wir Kerbel aussäen und drinnen sind die Basilikumarten dran, außerdem Gewürztagetes und andere Kräuter.

Wer dabei sein möchte: Anmeldung unter 05555 / 522 (AB Alte Schule) oder dingefinder@gmx.de. Kinder dürfen mitgebracht werden. Kosten: Lebensmittelumlage, eine Spende für die Alte Schule wäre nett.

p. s. Die Vase und die bunten Eier am Osterstrauch auf den Fotos sind Filzarbeiten von Judith. Nach den Osterferien bietet sie dienstags von 18:00 - 21:00 Uhr in der Alten Schule einen Filzkurs an. Darüber in Kürze Weiteres. 

Montag, 31. März 2025

Küche durch das Jahr - Veilchenblüten, Giersch und Bärlauch

 



Küche durch das Jahr - Veilchenblüten, Giersch und Bärlauch

Jeden Dienstag von 15:00 bis 18:00 Uhr in der Alten Schule Fredelsloh: Küche durch das Jahr. Es sollen keine Mahlzeiten zum Auftischen produziert werden (was trotzdem durchaus passieren darf), sondern Grundrezepte ausprobiert, dabei wird darauf geachtet, was gerade Saison hat.

Am morgigen Dienstag werden wir einiges mit Veilchenblüten ausprobieren (noch blühen sie hier reichlich): Veilchensirup, -gelee, und -essig. Auch können wir Veilchenblütengummibärchen herstellen.

Des weiteren sind Giersch und Bärlauch da. Hier wird es vor allen Dingen um Pesto aus diesen beiden Pflanzen gehen.

Und dann haben wir noch die Abteilung Essperimente. Meint, wir probieren gemeinsam Neues aus, auch Sachen, die auch mir neu sind. Wir haben zwei große weiße Rettiche zur Verfügung, die sollen süßsauer eingelegt werden. Dafür habe ich einige Anleitungen herausgekramt, denen wir uns widmen können. Auch für mich ist das Neuland, doch es klingt vielversprechend.

Die Rezepte zu unseren Unternehmungen werden bis nächsten Dienstag hier veröffentlicht (sofern sie nicht sowieso auf diesem Blog zu finden sind, wie jenes für die Veilchenblütengummibären): Holunderbären und Veilchenblau



Wer dabei sein möchte: Anmeldung unter 05555 / 522 (AB Alte Schule) oder dingefinder@gmx.de. Kinder dürfen mitgebracht werden. Kosten: Lebensmittelumlage, eine Spende für die Alte Schule wäre nett.

Der letzte Grünkohl der Saison (oder der erste des Jahres)

 

Grünkohl, blanchiert


Der letzte Grünkohl der Saison (oder der erste des Jahres)

Wir hatten am Donnerstag für unsere Gemeinschaftsküche in der Alten Schule zwei Kisten Grünkohl geliefert bekommen. Eigentlich hatte ich mir den gesamten Winter Grünkohl gewünscht, und nun, eine Woche nach Frühlingsanfang bekommen. Die Spitzen der Grünkohlstauden hatten schon eine maigrüne Farbe angenommen und kleine Triebe ausgebildet. In Ostfriesland wird der Grünkohl, die ostfriesische Palme in den Hausgärten im Winter nicht komplett abgeerntet, sondern die Strunken stehen gelassen, bis sie Blütenstiele treiben, und diese dann als leckerer Sprossenkohl geerntet. Daran erinnerte mich das, was ich da vor mir hatte.

Also, Kohl und Pinkel, oder, wie hier in meiner Wahlheimat, mit Bregenwurst, kam nicht in Frage. So entschieden wir uns für diesen Grünkohlauflauf, der leicht und frühlingshaft daher kam (und allen ausgezeichnet mundete):

Grünkohlauflauf

Zutaten (für vier Personen):

800 g Kartoffeln, festkochend
600 g Grünkohl
Eine kleine Stange Lauch
200 g Feta
150 g Schmand
1 EL Senf, mittelscharf
3 Eier
2 TL Thymian, gerebbelt (oder eine mediterrane Kräutermischung)
50 g getrocknete Tomaten (optional)
40 g Hartkäse, gerieben
Olivenöl
Eine Knoblauchzehe, optional Bärlauch

Kartoffeln schälen, in etwa 1 cm große Würfel schneiden, salzen, und in einer Pfanne in reichlich Olivenöl braten, bis sie eine leichte Kruste bekommen

Grünkohl putzen, gründlich waschen, gut abtropfen lassen. Von dem gewaschenen Grünkohl mit einem scharfen Messer den Strunk entfernen. Von den einzelnen Blättern die Blattrippen herausschneiden. Die Blätter kleinschneiden (oder rupfen), in kochendem Salzwasser drei Minuten blanchieren.

Die Kartoffeln aus der Pfanne nehmen, eventuell etwas Olivenöl nachgeben, den in Ringe geschnittenen Lauch kurz andünsten und den blanchierten Grünkohl dazugeben. Solange garen, bis der Grünkohl zusammen fällt.(Etwa 15 Minuten).  Eventuell nachsalzen.

Eine passende Auflaufform einfetten und die Gemüsemasse einfüllen, den Feta in etwa 1 cm große Würfel schneiden und zusammen mit den Kartoffelwürfeln mit dem Grünkohl vermengen. Falls getrocknete Tomaten dazu kommen sollen, sind diese vorher etwa eine halbe Stunde in lauwarmen Wasser eingeweicht worden, dann gut abgetropft und in Streifen geschnitten.

Schmand, Senf, Thymian, Eier, Salz und Pfeffer, die feingeschnittene Knoblauchzehe (oder eventuell den feingeschnittenen Bärlauch) in eine Schüssel geben und gut verquirlen. Die Mischung gleichmäßig über dem Auflauf verteilen.

Den Backofen auf 200 Grad Ober-/Unterhitze (Umluft 180 Grad) vorheizen.

Den Auflauf im Backofen 20 Minuten backen. Geriebenen Käse darüber streuen und weitere 15-20 Minuten backen, bis die Oberfläche leicht gebräunt ist. Ich verwendete Cheddar, der passt nicht nur geschmacklich, sondern auch farblich ausgezeichnet.

Dies ist ein Circa-Rezept. Die angegebenen Mengen dürfen gerne als Richtlinien verstanden werden. Statt Thymian verwendete ich eine mediterrane Gewürzmischung aus zu gleichen Teilen getrocknetem Thymian, Oregano und Rosmarin.

Statt Feta verwendete ich diesmal einen selbst hergestellten Bärlauchfrischkäse. Ein Dorf weiter gibt es eine so genannte Milchtankstelle, wo sich direkt ab Hof Vorzugsmilch erwerben lässt. Aus dieser bereite ich gerne meinen Frischkäse zu. Hier ein einfaches Rezept für einen Liter Milch. Dazu benötige ich:

Einen Liter Vorzugsmilch
250 ml Buttermilch, Dickmilch oder Joghurt
2 EL Zitronensaft
¼ TL (oder etwas mehr) Salz, dieses mahle ich in eine Kaffeemühle vorher fein.
Kräuter nach Geschmack, in diesem Fall zwei Handvoll Bärlauchblätter, fein geschnitten.

Die Milch erhitze ich langsam auf achtzig Grad (ich benutze hier ein Fleischthermometer, die genaue Temperatur ist wichtig). Dabei muss öfter umgerührt werden, damit die Milch keine Haut bildet, und sie auch nicht anbrennt. Wenn diese Temperatur erreicht ist, werden die gesäuerte Milch und der Zitronensaft vollständig untergerührt. Dann wird der Topf vom Herd genommen und etwa fünf Minuten stehen gelassen. Danach sollte eine deutliche Trennung zwischen Käsebruch und Molke sichtbar sein. Vorher hatte ich ein Küchensieb mit einem feinmaschigen Seihtuch (zum Beispiel Babywindel aus Stoff) ausgelegt und auf eine Schüssel drapiert. Darein wird jetzt die Masse gegossen.

Den Käsebruch abtropfen lassen, bis er die von mir gewünschte Konsistenz hat, in eine Schüssel umfüllen und mit dem Salz und dem Bärlauch vermischen. Anschließend in ein mit (Oliven-)Öl ausgepinseltes Schälchen umfüllen und etwas andrücken. Falls beim Andrücken noch Molke austritt, diese abgießen. Wenn der Käse abgekühlt ist, lässt er sich stürzen. Es ergibt etwa 150 - 175 Gramm Käse.

Sonntag, 30. März 2025

Froh in Fredelsloh

 




Ich bin so froh in Fredelsloh,
froh wie ein Spatz auf Haferstroh,
Hey, was sind London Paris und Tokio?
Ich bin so froh in Fredelsloh!

Ich bin so froh in Fredelsoh,
hier liebt man ohne Risiko,
in dubio pro libido,
so liebt man hier in Fredelsloh!

Ich bin so froh in Fredelsloh,
froh wie ein Spatz auf Haferstroh,
und bin ich einmal anderswo,
dann sehn´ ich mich nach Fredelsloh!

Rosenduft und Rosenblätter,
Sonnenwetter, Regenwetter,
Kirschen beim Pastor stibitzen,
und dann hinter Hecken flitzen,
im Herbstwind durch die Pfützen springen,
dabei freche Lieder singen - - -

Ich bin so froh. . .

Tortenschlachten und Gelage,
Lieben, lieben alle Tage,
durch die Nächte lachend tanzen,
um am Ende von dem Ganzen,
wenn die Seele sanft nach oben schwebt,
zu sagen: Ja, ich hab gelebt!

Ich bin so froh. . .


Text und Musik: Dingefinder

Gespielt live am 23. 3. 25 im Café Klett, Fredelsloh, mit dem Workshoporchester unter der Leitung von Klaus der Geiger

Donnerstag, 27. Februar 2025

Eröffnung der Bilderausstellung zum Fotowettbewerb „Fredelsloh“ am 06. März 2025

 

Gabriele Astfalk-List: Erste Sonnenstrahlen


Eröffnung der Bilderausstellung zum Fotowettbewerb „Fredelsloh“ am 06. März 2025

Am 06. März 2025 eröffnet die lang erwartete Bilderausstellung des vom Ortsrat Fredelsloh veranstalteten Fotowettbewerbs „Fredelsloh“, der im vergangenen Jahr von Juni bis August stattfand. Über 60 spannende Aufnahmen von 26 regionalen Fotograf:innen wurden eingesendet und spiegeln die Vielfalt und Schönheit des Ortes und der Region rund um Fredelsloh wieder.

Das Organisations-Team zeigt sich begeistert vom großen Zuspruch und betrachten den Wettbewerb als vollen Erfolg.

Auf dem Klostertag 2024 hatten um die 100 Besucher:innen die Möglichkeit, ihre Favoriten zu wählen, ergänzend dazu nahm eine Fachjury die Bilder unter die Lupe. Gemeinsam wurden 42 herausragende Bilder ausgewählt, die nun in der Ausstellung in Groß auf Leinwand gedruckt präsentiert werden. Außerdem wurden vier Siegerbilder gekürt, die besondere Blickwinkel präsentieren.

Kathrin Henne: Fredelsloh mit dem Mohnfeld 

Zwei Standorte – Eine Eröffnung

Die Vernissage startet um 17:00 Uhr im Café Klett, mit einem kleinen Empfang und einer Laudatio. Im Café Klett wird die erste Hälfte der ausgewählten Bilder zu sehen sein, im Anschluss geht es gemeinsam zum Kaffeelino, wo die zweite Hälfte der Fotografien präsentiert wird.

Bis zum 21. April werden die Bilder ausgestellt sein. Im Café Klett täglich von 13 bis 18 Uhr mit Ausnahme von Karfreitag und im Kaffeelino Mittwoch bis Freitag von 9 bis 18.00 Uhr und Samstag & Sonntag von 11 bis 18 Uhr.


Alexander Hoffmann Schöttel: Kloster bei Nacht 

Dank an die Unterstützer:

Eine Veranstaltung in dieser Größenordnung wäre ohne tatkräftige Unterstützung nicht möglich. Das Organisationsteam (Bernd Henne, Janne Klett-Drechsel, Till Pahmeier und Kathleen Römmer) bedankt sich herzlich bei den beiden Cafés für die logistische Hilfe sowie bei der Hedi Kupfer Stiftung und der Kreissparkasse Northeim für die finanzielle Unterstützung.

Ganz besonderer Dank geht natürlich an die Mitglieder der Fachjury, namentlich Bernd Sommer, Ulrich Paeslack, Nico Weppner, Zsuzsanna und Peter Bényei-Büttner, Roland Schrader und Oona Brinkhoff.

Alle Interessierten sind herzlich eingeladen, die Ausstellung zu besuchen und sich von den faszinierenden Aufnahmen inspirieren zu lassen.


Florian Schröder: Fredelsloher Auenland

Sonntag, 16. Februar 2025

Die Freude am Selbstgemachten in der Küche

 


Die Freude am Selbstgemachten in der Küche

Küche durch das Jahr

Von Apfelkraut bis Zitronenkonfitüre - Selber machen mit haushaltsüblichen Geräten

Ab 11. 3. 25 jeden Dienstag treffen wir uns von 15:00 bis 18:00 Uhr in der Küche der Alten Schule Fredelsloh, um neue und alte Rezepturen auszuprobieren. Ob es um Brotbacken mit Natursauerteig oder selbst gemachter Wildhefe geht, um einfache Käseherstellung, um das milchsaure Haltbarmachen von Gemüse, um Sammeln und Verarbeiten von Wildkräutern, Marmeladen und Fruchtaufstriche herstellen, Nussnougatcreme selber machen oder auf althergebrachte Weise einwecken - bei unseren Treffen geht es sowohl um Basics als auch um Ungewöhnliches. Dabei werden wir jahreszeitlich abgestimmt werken, schauen, was Saison, Natur und Garten bieten. Gemeinsam macht es mehr Spaß!

Geplant sind auch Spaziergänge in der Umgebung von Fredelsloh um zu schauen, was je nach Jahreszeit dort wächst. Doch auch die Anzucht von Kräutern für die Fensterbank sind Thema. Kinder können gerne mit gebracht werden.


Alte Schule Fredelsloh, Am Kapellenbrunnen 4, 37186 Fredelsloh, Anmeldung unter 05555 / 522 (AB) oder dingefinder@gmx. de

Kosten: Umlage für die Lebensmittel, Spende für die Alte Schule nach Selbsteinschätzung

Ansprechpartner und Leitung: Jörg Krüger

Samstag, 8. Februar 2025

Aus Dingefinders Büchergarten: Heimekenbrinks Engelchristine

 



"Heimekenbrinks Engelchristine" - Das war meine Lektüre die letzten Tage, die Geschichte der Kindheit und Jugend einer Bauerntochter aus dem Solling, von 1922. Ein anrührender Blick in eine vergangene Welt. Engelchristine (eigentlich Friederike von Ohlen, geb. Hagedorn) lebte von 1838 bis 1923 in dem kleinen Dorf Fredelsloh im Solling. Wenige Jahre vor ihrem Tod hielt ihr jüngster Sohn August (Pseudonym: Hanshenderk Solljer) die Lebenserinnerungen seiner Mutter fest. So tauche ich auch in die Vergangenheit meiner Wahlheimat ein.

Engelchristine erzählt:

Als ich noch klein war und von meiner Mutter zum erstenmal das Märchen von Frau Holle gehört hatte, bin ich heimlich zu unserm Hausborn geschlichen und habe trotz strengsten Verbot über den Rand in die Tiefe gelugt und - denkt euch - auch richtig das Spinnemädchen mit dem Flachshaar und den großen Augen gesehen. Auch der blaue Himmel war da und von der Blumenwiese ein paar Grasbüschel und grüne Zweige.

Ich habe mich zuerst ein wenig erschrocken, nickte dann aber dem armen Kinde einladend zu, es solle doch herauskommen und mit mir spielen. Da winkte es ebenso freundlich wieder, kam aber nicht und verschwand, als ich mich zurückzog.

„Nun wird es bei unserm `Säutjebaum` sein und die reifen Äpfel schütteln“, dachte ich und lief in den Garten.

Wie ich aber auch wartete, das Mädchen ließ sich nicht blicken, und der Apfelbaum tat auch seinen Mund nicht auf.

Unterwegs konnte das Mädchen unmöglich mehr sein, dazu war der Brunnen zu nahe. „Also,“ folgerte ich, „waren die Äpfel noch nicht alle miteinander reif, oder der Baum ist überhaupt noch nicht geschüttelt.“ In diesem Falle war die im Born nicht die Fleißige, sondern die Faule gewesen.

Das musste ich rauskriegen! Ich grapschte also geschwind einen „Säutjen“ unter dem Baume auf und lief, in den Apfel beißend, spornstreichs zu unserm Backofen, der weitab vom Hause unter allerhand Obstbäumen im Garten stand und gerade den würzigen Geruch frischbackenen Brotes verbreitete. Aber ich erlebte eine neue Enttäuschung. Statt eines jungen Mädchens zog eine gebückte Greisin dort Brote heraus.

„O, Frau Holle!“ rief ich erschreckt aus und blieb wie angewurzelt auf der Schwelle stehen.

„Nä, Duiwels Lottewase!“ erwiderte die Alte mit feiner Beberstimme und wandte ihr Gesicht der hellen Tür zu. Da erkannte ich denn auch die alte Freundin unseres Hauses und schämte mich meiner Dummmheit.

Aber die Lottewase, die bei uns Kindern manchen Winterabend auf der Ofenbank und zur Sommerzeit manche Schummerstunde vor der Tür gesessen und mit ihrer dünnen, weinerlichen Stimme schöne Geschichten erzählt hat, zog mich freundlich zu sich ins Backhaus und hatte bald heraus, was mich bewegte und hertrieb.

„Die Spinnerinnen suchst du, Engelstine?“ sagte sie teilnahmsvoll. „Da bist du wohl zu spät gekommen, die sind schon längst bei der Frau Holle in der Drakenhöhle.“

Damit brach sie mir ein Stück von ihrem Brotkuchen ab und führte mich vor das Backhaus, zeigte nach einer tiefen dornbewachsenen Schlucht hinten an der Wakelburg, wo im Frühjahr der Schnee immer solange liegen blieb, und sagte: „Dort wohnt sie.“

Ich schaute angestrengt nach dem geheimnisvollen Orte und fragte dann: „Da, wo es so glitzert?“

„Glitzert es dort, Kind?“ fragte Duiwels Lottewase zurück. „Meine Augen reichen nicht mehr so weit, aber,“ setzte sie, bedeutsam den Finger hebend, hinzu, „wenn es da blinkert und glitzert, dann sind die Hänselmännchen wieder mal dabei und sonnen der Frau Holle ihr vieles, vieles Gold.“

Ich lief hinten ans Ende unseres Gartens, um von dort aus die gesonnten Schätze zu sehen. Aber da waren sie verschwunden. Nun zwängte ich mich durch eine schadhafte Stelle der Hecke. Dabei riß ich mir ein Loch ins Kleid und die Hände blutig, achtete es aber nicht sonderlich, sondern lief querfeldein immer geradeaus auf die Drachenhöhle zu. Da meine Augen und Gedanken aber den Füßen voraneilten, stolperte ich einige Male und füllte mir obendrein in einem schlammigen Graben die Schuhe voll.

Ganz erhitzt und matt stand ich endlich vor der Drachenhöhle, von dem Gold und feinen Hütern war nichts zu sehen. Nur ein paar blanke Topfscherben fielen mir in die Augen.

Es jackert eben jeder einmal und mancher sein ganzes Leben hinter Glanz und Golde her; und was findet er schließlich? Nichts als wertlose Scherben.

Mir ist es mein Lebtag mit allen Geschichten so ergangen wie damals mit dem Märchen von Frau Holle. Meine Gedanken hatten stets nichts Eiligeres zu tun, als die Begebenheiten an mir bekannte und vertraute Örtlichkeiten in oder um Dießeloh zu verlegen, selbst wenn hundertemal andere Orte in der Erzählung genannt wurden. Denn Dießeloh ist mir zeitlebens mein Ein und Alles gewesen, und in diesen lieben Erdenwinkel stelle und rahme ich in meiner Einfalt die ganze Welt und ihre Geschehnisse ein.

Dienstag, 4. Februar 2025

Kartoffelpizza mit Petersilienpesto

 


Kartoffelpizza? Ja, Kartoffelpizza - Wird das gegoogelt, dann kommen viele Rezepte mit einem Boden aus einer Art Kartoffelbrei und einer Auflage, die so von Pizza bekannt ist, Tomatensauce, irgendeine Salami, Käse und so weiter.
Die originale italienische Kartoffelpizza gibt es übrigens, auch wenn sie nicht so bekannt ist wie beispielsweise Pizza margherita, doch in Italien durchaus üblich, wie ich von einer Italienerin erfuhr, die in Deutschland lebt, und seinerzeit die Vorsitzende von Slow Food Bremen war.

Also, die Kartoffelpizza, die ich meine, ist eine Pizza mit Teigboden und Kartoffelauflage, wobei der Pfiff an der Sache an der Würzung liegt.

Am Vortag habe ich einen Pizzateig zubereitet, mit Wildhefe und einem Schuss Olivenöl. Der übernachtete im Kühlschrank und wurde kurz vor der Zubereitung noch ein- zweimal durchgeknetet und gehen lassen.

Stampfkartoffeln (Kartoffelbrei mag ich das nicht nennen, es ist etwas gröber): Für ein Blech etwa 1kg (darf ruhig etwas mehr sein) mehlig kochende (etwa Agria) oder vorwiegend festkochende (ich bevorzuge die rotschalige Laura) Kartoffeln nehmen, schälen, kochen. Abdampfen lassen auf der noch heißen Platte, Milch, Sahne zufügen. Eigentlich würde jetzt noch Butter dazukommen, doch für dieses Rezept Olivenöl. Den Topf von der Herdplatte nehmen, noch ein bis zwei Eier, Salz und etwas frisch geriebene Muskatnuss beigeben, und mit dem Kartoffelstampfer zu einem Brei zerstampfen. Die Mengen von Milch, Sahne, Öl richten sich nach der gewünschten Konsistenz, klein anfangen und bei Bedarf weiteres zufügen.

Nun reibe ich 200 g Cheddar (die gröbere Seite der Reibe), gebe sie in die Kartoffelmasse, dazu Knoblauchzehen, durchgedrückt (nach Bedarf, kann ruhig viel sein, ich nahm sechs Zehen), und Gewürze, mediterran: Thymian, Oregano, Rosmarin. Das alles wird untergerührt.

Diesen Kartoffelbrei verstreiche ich auf dem auf einem eingeölten Backblech ausgerollten Pizzateig. ich hatte noch von irgendwoher eine Zucchini, die habe ich in feine Scheiben geschnitten, diese dann so auf der Pizza verteilt, dass auf jedem späteren Stück Pizza eine Scheibe platziert war. Die Scheiben wurden leicht gesalzen und mit Olivenöl eingepinselt.

Bei 250 Grad etwa 20 Minuten im Backofen backen, nach dem Herausnehmen bekommt jede Zucchinischeibe einen Klecks Petersilienpesto obenauf. Letzteres stellte ich aus frischer Petersilie, angerösteten Walnusskernen, Knoblauch, Rapsöl und Salz in der Küchenmaschine her. (Mörser wäre auch gegangen, doch es waren Gäste da, und so brauchte ich eine größere Menge davon, da war ich dann der Bequemlichkeit erlegen). Auch hier richten sich die Mengen nach Geschmack und Belieben. Ich bin kein großer Freund von genauen Mengenangaben bei solchen Sachen, ich selber nahm recht viele Walnusskerne, so dass das Pesto etwas heller wurde. Ich hätte auch noch Parmesan hineinreiben können, leider hatte ich gerade keinen zur Hand, doch es schmeckte auch in der veganen Variante ausgezeichnet.


Freitag, 31. Januar 2025

Die zweite Ernte des Jahres

 


Heute, am letzten Tag des Januar, lockte mich die Sonne heraus. Sie schien gar zu verlockend durch die Fenster meines Zimmers. Ich lenkte meine Schritte in Richtung Solling und ging einen Weg am Waldrand ab, klar, auch um zu schauen, was der Winter so zu bieten hat. Mich fragte einmal jemand, mit dem ich auf Waldspaziergang war, vorwurfsvoll, ob ich denn nicht einmal zweckfrei durch den Wald gehen könne, und nur die Schönheit genießen. Also so ganz romantisch-verschwärmte Waldeslust in etwa.

Ich bin von Kindesbeinen an mit Eltern und Großeltern im Wald, sie zeigten mir Pilze, Beeren, Kräuter, und wie sie gesammelt und verwertet werden. Bei meiner Großmutter lernte ich die Taubnesselblüten auszuzupfen, da ich so feine Finger hatte, mein Großvater zog mit seinem Spazierstock Lindenzweige herab, damit ich an die Blüten kam; Blaubeeren waren ein Teil unseres Wintervorrates, wenn es Pfannkuchen gab, gab es vorher eine Blaubeerensuppe (mit Grießklößchen); und an den Duft gebratener Pfifferlinge und Maronen erinnere ich mich gerne; tief in meinem Gedächtnis verankert sind auch die Gerüche auf Großmutters Dachboden, wo Weißdornblüten, Heidekrautblüten und Lindenblüten beim Trocknen miteinander wetteiferten, meine Nase als erste zu erreichen. Ist doch das olfaktorische Gedächtnis das prägenste, das, mit dem sich Erinnerungen quasi automatisch wiederherstellen lassen.

Später wurde ich Gärtner, Pädagoge und Dichter, doch das Sammeln wilder Kräuter, Beeren, Nüsse, Pilze war immer Teil meines Lebens, und ich lernte dazu, genügend, um später selbst Kräuterwanderungen und Kochkurse anzubieten. Das ist Teil meines Wesens, und wenn ich im Wald bin, auch in einem mir unbekannten, dann geht es mir so, dass, wenn sich die Vegetation verändert, der Graswuchs unter den Bäumen ein anderer wird, die Moosbänke andere Farben annehmen; dass sich ohne dass ich das willentlich zu steuern vermag, mein Blick ändert - ich bekomme den Pilzblick.

Doch auch der Krautwuchs am Wegrand interessiert mich, und die meisten kenne ich mit Namen (und Anwendung). Was jedoch nicht heißt, dass ich die Schönheit des Waldes, der Landschaft, der Sonneneinstrahlung durch die Baumwipfel, dass ich das Smaragdgrün der bemoosten Stämme, das leise Singen von scheuen Vögeln nicht wahrnehme und mich daran erfreue. Denn beides gehört zu meinem Wesen. Jener Kritiker übrigens redete die ganze Zeit irgendetwas Wichtiges und Salbungsvolles, dass ich ganz abgelenkt wurde von der mich umgebenden Schönheit.

Heute war ich allein unterwegs, und ich wurde, wie erhofft, fündig. Oben auf dem Foto der Holunderschwamm (Auricularia auricula), einer seiner vielen deutschen Namen, die ich nicht alle hübsch finde. Am besten gefällt mir die chinesische Bezeichnung Wolkenohrpilz. Als Chinesische Morchel oder Mu-Err getrocknet zu kaufen, ist er in China sehr beliebt in der Küche.

Der Geruch ist mild - erdig, und der Geschmack sanft pilzig, manche sagen, er wäre geschmacklos. Auch gilt er als Heilpilz, unter anderem bei Bluthochdruck und zur Vorbeugung eines Herzinfarktes angewendet. Meine heute von mir gefundenen Exemplare kommen morgen mit in meine Wurzelsuppe, eine Brühe, bestehend aus Porree, Sellerie, Karotten und Petersilienwurzeln, abgeschmeckt mit Miso, der japanischen Sojapaste.


Manche verwechseln den Holunderschwamm mit einem der Drüslinge, zum Beispiel den hier abgebildeten Abgestutzten Drüsling (Exida truncata), einem Gallertpilz, der auch gerne im Winter wächst. Dieser soll geschmacklich und geruchlich neutral und ungenießbar sein. Er gilt als ungiftig, also eine Verwechslung wird sich überleben lassen.



Ein weiterer Gallertpilz, nur weitaus auffälliger, ist der Goldgelbe Zitterling (Tremella mesenterica), auch er häufig im Winter zu finden, geschmacklich und geruchlich neutral, auch er soll essbar sein, aber keine kulinarische Offenbarung. Also erfreue ich mich an der erfrischenden Farbe und lasse ihn im Wald.




Ein paar Austernseitlinge fand ich auch noch - drum sage mir niemand, dass der Winter außer Schönheit nichts zu bieten hätte.


(Wild-) Hefe selber machen

 



(Wild-) Hefe selber machen

Es gibt nicht die eine Hefe, sondern verschiedene Hefestämme. Am häufigsten wird der Hefestamm Saccharomyces cerevisiae genutzt, der auch als Back- oder Bierhefe bekannt ist. Doch in der Natur kommen Hefen an sehr vielen Orten vor, unter anderem auch auf den meisten Obstsorten. Für den Wildhefeansatz lassen sich unter anderem Trockenfrüchte wie Pflaumen, Datteln oder Aprikosen nutzen. Hauptsache ist, dass sie ungeschwefelt sind.

Um Hefe selber zu machen, werden lediglich diese drei Zutaten gebraucht:

Ca. 500 ml lauwarmes Wasser
2 - 3 getrocknete und ungeschwefelte Trockenfrüchte
1 EL Honig (Zucker ginge auch)

Als Gefäß nutze ich eine Milchflasche, die einen Liter fasst. Dahinein kommt mein Trockenobst, ich hatte mich für Datteln (entsteint) entschieden, auch, da sie gerade zu Hand waren. Drei Stück davon habe ich halbiert und in die Flasche getan. Dann habe ich einen halben Liter Wasser erhitzt und den Honig darin aufgelöst, dann mit kaltem Wasser auf handwarm herabgekühlt und zu den Datteln ab in die Flasche. Die Flasche darf nicht randvoll sein.

Die kommt jetzt an einen warmen Ort (bei mir steht sie auf einem Schieferbrett auf der Heizung, jetzt im Winter), dabei darauf achten, dass der Deckel nur aufgelegt ist und nicht zu geschraubt, damit die entstehenden Gase entweichen können. Zwei- bis dreimal am Tag wird das jetzt geschüttelt (dafür den Deckel selbstverständlich verschließen), ich selber schüttle immer so lange im Kreis, bis eine Trichterspirale entsteht. Das sieht hübsch aus, finde ich.

Nach etwa fünf bis zehn Tagen ist die wilde Hefe fertig zur Verwendung. Die genaue Dauer hängt von vielen Faktoren ab – unter anderem von der Temperatur. Dass die Hefe fertig ist, lässt sich am typischen Hefegeruch feststellen. Außerdem sollten viele kleine Blasen im Gefäß aufsteigen. Wenn das Hefewasser verdorben riecht oder Schimmel angesetzt hat, dann weg damit. Das ist mir aber noch nicht passiert.

Wenn die wilde Hefe soweit ist, lässt sie sich wie die gekaufte Hefe verwenden, ich ersetzte einfach die für den Teig nötige Flüssigkeit durch meinen Ansatz. Dafür die Flasche noch einmal kräftig schütteln, da sich die meiste Hefe am Boden abgesetzt hat. Sie lässt sich für jedes gängige Hefeteigrezept verwenden. Die eingeweichten Datteln werden jetzt entfernt. Ich lasse übrigens immer einen Teil meines Hefewassers in der Flasche, für die Weitervermehrung.

Die selbst gemachte Hefe hat eine geringere Triebkraft als industrielle Hefe. Daher lasse ich meine Teige besonders lange gehen, was auch den Vorteil hat, das die Inhaltsstoffe des Getreides besser aufgeschlossen werden, ähnlich wie bei Natursauerteig. Das macht das entstandene Brot oder Pizza oder anderes wesentlich bekömmlicher. Viele Menschen, die keine normalen mit Hefe gebackenen Brote vertragen, können diese Backwaren ohne Beschwerden verzehren.

Ich selber bereite am Vortag einen Vorteig zu, nur mit der Wildhefe und dem Mehl, Weizen oder Dinkel. Den Vorteig lasse ich eine Weile an einem warmen Ort gehen, etwa eine Stunde, dann knete ich ihn durch, und er verschwindet im Kühlschrank, um am nächsten Tag weiter verwendet zu werden. Am nächsten Tag nehme ich einen kleinen Teil meines Vorteiges ab, der verschwindet auch wieder im Kühlschrank. Den kann ich für den nächsten Vorteig verwenden, ohne meine Wildhefe erneut anzurühren.

Nun kann ich die weiteren erwünschten Zutaten beigeben, Mehl, Butter, Öl, Ei, Salz usw., was eben so gebraucht wird. Teig wieder durchkneten, und weiterhin gehen lassen, so lange, bis er beginnt Fäden zu ziehen, Zwischen durch ruhig noch einmal durchkneten. Am Schluss das gewünschte Gebäck fertigstellen, noch einmal gehen lassen, bis das Backwerk sichtlich gegangen ist und dann ab in den vorgeheizten Ofen damit.

Mit wenigen Schritten kann die wilde Hefe weiter vermehrt werden. Ein Teil des angesetzten Hefewassers wird zurück gelassen und die Trockenfrüchte entfernt, dann können erneut Früchte und Honig zugegeben und mit Wasser aufgefüllt werden.

Ich selber lasse immer einen Teil des Vorteiges zurück und halte ihn im Kühlschrank bereit, dieser lässt sich dann, ähnlich wie Sauerteig, wieder als Starter nutzen. (Der selige Hermann lässt grüßen, wer kennt ihn noch?). Das funktioniert, weil ich regelmäßig backe. Einmal die Woche sollte es schon sein. Sonst lieber auf die Wildhefe aus dem Glas zurück greifen, die länger haltbar ist.

Das Foto zeigt meine ersten mit Wildhefe selbst gebackenen Brötchen.


Die Anregung, mich mit der Herstellung von Wildhefe zu befassen, bekam ich von meiner Partnerin Judith. 

Dienstag, 21. Januar 2025

Ein Salat für den Winter

 


Ein Salat für den Winter

Mein liebster Wintersalat ist der Feldsalat, und der am liebsten aus dem Freiland, doch den gibt es so gut wie nicht mehr zu kaufen. Mit ein bisschen Glück kommt der aus einem unbeheizten Gewächshaus. Das hellgrüne Zeug, das in Berührung mit einem Dressing in sich zusammenfällt, kaufe ich nicht.

Die nächste Alternative wären Endivien, oder Radicchio, beide sehr fest und verhältnismäßig bitter. Endiviensalat hält es sogar aus, mit warmen Speckstückchen, die zusammen mit Zwiebeln in Öl angebraten wurden, übergossen zu werden.

Angeboten wird auch Romansalat, eigentlich sind das recht mächtige, lockere Köpfe, von Struktur und Geschmack kräftiger als andere Salate, die in Österreich sogar wie Spinat oder Grünkohl gekocht werden. Eine andere Variante wären die Kasseler Strünkchen, eine alte Sorte, von der die Blütenstiele geerntet und zubereitet werden. Die habe ich noch nicht auf Märkten gesehen. Die großen Köpfe des Romansalates werden auch selten angeboten, in Supermärkten zu finden sind meistens die Salatherzen, die frischgrüner und zarter sind und nicht so bitter.

Ermangelns anderem kaufte ich letztere für einen Wintersalat. Verlockend waren auch Granatäpfel (aus der Türkei), dabei verhältnismäßig bezahlbar. So kamen davon zwei in den Einkaufskorb.

Zuhause angekommen rupfe ich zwei von den Salatherzen auseinander, ich mach das lieber mit den Händen, statt mit einem Messer. Dann kam einer der beiden Granatäpfel dran. Die können übrigens eine rechte Sauerei in der Küche auslösen, und Granatapfelsaft geht aus der Wäsche kaum wieder heraus. Also wird er in der Spüle zerteilt: Als erstes um den Strunk herum ein wenig einschneiden, der lässt sich dann relativ einfach wie ein Deckel abnehmen. Darunter sind die sechs Kammern erkennbar. Zwischen jeweils zwei Kammern mit Granatapfelkernen ist ein weißes Häutchen. An diesem schneiden wir bis zum Boden entlang. Aber nur die Schale des Granatapfels und nicht in die Frucht hinein. An den Schnittlinien kann man jetzt den Granatapfel aufbrechen und erhält so einzelne Sektoren mit den roten Kernen. Die brauche ich jetzt nur noch vorsichtig herauslösen (wirklich vorsichtig, dass sie nicht spritzen). Die Kerne mit dem Fruchtfleisch kommen zum Salat in die Schüssel.

So haben wir das frische (herzliche) Grün und das aktivierende Rot zusammen. Hellen wir das ganze etwas auf, auch um dem Ganzen eine italienische Note zu geben. Dafür rasple ich von einem Stück Grana padano zwei drei Handvoll Späne.

Zum Dressing: Dafür benötige ich zwei sehr fein gewürfelte Schalotten, einen Teelöffel Senf, ein Esslöffel Orangenmarmelade (oder mehr, nach Belieben), einen Schuss Essig, ich hab einen Holunderblütenessig genommen, etwas Salz, das alles wird mit einer Gabel fein verrührt, dann kommt Öl dazu. Zuerst hatte ich vor, ein mildes Olivenöl zu nehmen, doch schließlich entschied ich mich für das etwas neutralere Distelöl. Das Dressing kommt etwa eine halbe Stunde vor dem Servieren mit den Zutaten für den Salat vermischt.

In der Zwischenzeit habe ich noch Walnusskerne in eine Pfanne gegeben, sie kurz angeröstet und dann Ahornsirup dazu, den so lange erhitzt, bis er karamellisierte und die Nusskerne umschloss. Diese mischte ich dann noch unter. Damit wäre ein Salat fertig, der fröhlich stimmt. Auch an grauen Tagen.

Er trägt mit dem Romansalat, der ja auch Römersalat genannt wird, und seinen Ursprung in den Mittelmeerländern hat, mit dem Grand padano und den Orangen in der Marmelade für das Dressing etwas von mediteraner Leichtigkeit in den Winter; unterstützt durch die Granatapfelkerne, einem Obst, das zuerst in Jordanien und Persien angebaut wurde. Auch die Schalotten für das Dressing haben südöstliche Herkunft, ihr Herkunftsgebiet liegt bei Usbekistan / Tadschikistan / Afghanistan. Der Ahornsirup mit dem ich die Walnüsse karamelisiere wiederum stammt aus Kanada, und er wurde von den Irokesen entdeckt, wie die Legende geht: „Der Überlieferung nach soll einem Jäger der Irokesen bei der Heimkehr der süße und aromatische Duft über der Kochstelle aufgefallen sein. Seine Frau hatte offenbar Regenwasser aus einem ausgehöhlten Stamm unterhalb eines Ahornbaumes verwendet. Als auch die Speise süß schmeckte, erkannte man den Zusammenhang. Fortan hackten die Irokesen ihre Tomahawks in die Rinde der Ahornbäume und fingen den herausrinnenden Saft auf. Sie legten erhitzte Steine (Kochsteine) in den Saft und erzeugten so den dickflüssigen Sirup.“ (Wiki) Hier vereinigen sich dann zwei Kontinente: Plinius berichtet in seiner Naturalis historia, dass die Griechen den Walnussbaum im 7. bis 5. Jahrhundert vor Christus nach Europa brachten. Nach Deutschland gelang sie vermutlich erst durch die Römer.

Auch der Senf für das Dressing wurde durch die Römer hier etabliert, doch entstammt er ursprünglich dem Industal. Und die Färberdistel, aus deren Samen das Öl für das Dressing gewonnen wird? Die Färberdistel kommt heute nirgends mehr ursprünglich vor; sie ist ein Neophyt in Süd-, Mittel- und Osteuropa, in Nordafrika, auf Madeira und den Kanaren, in Syrien, im Libanon, in Armenien und China, in Nord- und Südamerika und in Australien. Ihr Ursprungsgebiet die Türkei und der Iran.

Damit auch das originär Heimische nicht zu kurz kommt, wurde das Dressing mit Holunderblütenessig verfeinert. Die Walnüsse haben wir übrigens hier in der Umgebung gesammelt.

So vereint dieser Salat einige Jahrhunderte Kultivierungsgeschichte und gleichzeitig eine Vielzahl von Kulturen und Herkünften. Mit jedem Mundvoll vereinen wir uns mit verschiedenen Regionen dieser Welt.


Montag, 6. Januar 2025

Vorankündigung: Workshop Musikimprovisation mit Klaus der Geiger, 21. 3. - 23. 3. 25

 



Von Freitag, dem 21. März bis Sonntag dem 23. März, also beginnend pünktlich ein Tag nach Frühlingsanfang, gibt es wieder einen Workshop Musikimprovisation mit Klaus der Geiger.

Klaus der Geiger, deutsche Straßenmusik-Legende, spielt und singt nicht nur bei Demos, auf der Straße und in Konzerten, sondern gibt auch Musik- Workshops, die normalerweise mit einem meist erfolgreichen (öffentlichen) Konzert der Workshop-Teilnehmer enden.

Wir trainieren Improvisation und Zusammenspiel, sowie Songs und Instrumentals, die von den Workshop-Teilnehmern eingebracht werden und die wir in der kurzen Zeit einigermaßen konzertreif hinkriegen! Was Stimmlage und Instrumentarium angeht: Es geht alles! Das Ganze endet mit einem kleinen Konzert.

Der Workshop findet in der Alten Schule Fredelsloh statt

Bildungswerk Leben und Umwelt e. V.
Alte Schule Fredelsloh
37 186 Moringen

Anmeldung erbeten, da wir nur zwölf Plätze haben, unter Telefon 05555 522 (AB) oder unter dingefinder@gmx.de

Für die Auswärtigen: Wir können private Unterbringung organisieren. Wir versorgen uns selbst, eine gut ausgestattete große Wohnküche ist in der Alten Schule vorhanden. Wer möchte, kann schon am Donnerstag, dem 20. März anreisen, und mit uns den Frühlingsbeginn mit einem gemeinsamen Essen begehen, unsere Gemeinschaftsküche tischt um 18:30 Uhr auf. Ansonsten möchten wir am Freitag um 18:00 Uhr mit dem gemeinsamen Musizieren beginnen.

Es wird um eine Kostenbeteiligung für Verpflegung in der Alten Schule gebeten, für den Workshop: Spende nach Selbsteinschätzung.

Samstag, 4. Januar 2025

Die erste Ernte des Jahres

 


Heute war alles genau richtig um hinauszugehen und Schlehen zu ernten: Temperaturen um den Nullpunkt, dazu Sonne, windstill, ruhig. Schlehen, das sind bekanntlich diese kleinen herben wilden Pfläumchen, die erst nach den ersten Frösten geerntet werden sollen, da dann die den Gaumen zusammen ziehen lassenden Gerbstoffe merklich abgebaut sind, welche den Schlehengenuss deutlich mindern. 

Nun wird immer wieder empfohlen, dass die Früchte doch durchaus vor den Frösten zu ernten seien, es genüge ja, ihnen ihre Portion Kälte in der Gefriertruhe zu geben. Auch sei dies vorteilhafter, um den Vögeln zuvorzukommen. 

Ich persönlich bin kein Freund davon, da ich der Überzeugung bin, dass der natürliche Wechsel von leichten Frösten in der Nacht, dann wieder das Auftauen am Tage, das Erwärmen in der Wintersonne, dass diese gleichsam rhythmische Behandlung der Früchte die Inhaltsstoffe wesentlich besser aufschließt, als das mechanische Einfrieren. Und was die Vögel angeht: Hier sind heuer solche Mengen in den Feldhecken, dass sowohl für unsere gefiederten Freunde als auch für mich genügend da ist. Die Natur ist großzügig. 

Ich wurde gefragt, ob mir denn die Finger nicht einfrieren würden beim Sammeln. Nun, es ist heute mild (für Winter), und es reicht daher, die Hände ab und zu in der Hosentasche aufzuwärmen. Auch brauche ich ja keine Riesenmengen, also sammle ich, solange die Finger es zulassen. Mit Handschuhen sind die Dinger nämlich einfach nicht zu fassen. 

Ich kenne da Schlimmeres. Zum Beispiel als ich eine Zeit in einer biologisch anbauenden Gemüsegärtnerei arbeitete, und ich ich eines Wintermorgens fünfzehn Kisten a ein Kilo Feldsalat ernten durfte. Die Temperaturen waren unter zehn Grad minus, der Feldsalat zwar durch Fliese geschützt, aber nichtsdestotrotz steifgefroren. Und: Er war nur mit bloßen Händen zu fassen, mit Handschuhen bekam ich die kleinen Rosetten nicht in den Griff. Da waren meine Finger am Ende wirklich steif, und es dauerte eine Zeit, bis sie unter kaltem Wasser (wichtig, keine warmes nehmen!) aus dem Hahn wieder auftauten. Und weh tat es auch noch. 

Meine heutige Ausbeute möchte ich zu Fruchtmus verarbeiten. Dazu möchte ich einen mir nicht geläufigen Trick ausprobieren. Normalerweise zucker ich die Früchte ein und lasse sie über Nacht stehen. Nun las ich, dass man statt Zucker auch Apfelsaft nehmen könne, und den haben wir reichlich, von unserer Streuobstwiese. 

Also: Die Dinger mit Apfelsaft bedeckt über Nacht ziehen lassen, am nächsten Tag etwa zehn Minuten köcheln lassen und durch ein Sieb passieren. Dann Zucker nach Bedarf zufügen. Es ließe sich auch mit Gewürzen experimentieren, Zimtstangen, Sternanis und / oder Kardamom kämen hier infrage (alles nicht gemahlen in meinen Beständen vorhanden). Das werde ich morgen spontan entscheiden, es wird wohl darauf hinauslaufen, dass ich eine Partie mit und eine ohne Gewürze zubereite. 

Die Schlehen enthalten natürliche Pektine, sollten also von selbst gelieren. Ich mache trotzdem eine Gelierprobe im Kühlschrank, um eventuell noch Pektin hinzu zu fügen. Zum Abschluss heiß in gut sterilisierte Twist-off-Gläser abfüllen. Schließen, fertig.