Montag, 16. September 2024

Ein sehr persönlicher Nachruf - Barbara Naziri ist gestorben

 



Ein sehr persönlicher Nachruf - Vor Kurzem ist die Dichterin und Menschenrechtsaktivistin Barbara Naziri, die sich als Lyrikerin auch Aramesh nannte, verstorben. Wenn ich lese, dass dieser oder jene Dichter, Dichterin, Musiker, Musikerin verstarb, dann fühle ich eine gewisse Trauer, und gedenke indem ich die Werke nachvollziehe, und auch, auf welchen Stationen in meinem Lebensweg sie mich begleiteten.

In diesem Fall ist es nun anders, und ich trage den ganzen Morgen Tränen in den Augen. Barbara war nicht nur eine begnadete Dichterin, sondern auch eine sehr geliebte Freundin. Als persische Jüdin, nach schmachvollen Erlebnissen in iranischen Gefängnissen, von denen sie immer wieder einmal erzählte, nach Deutschland emigriert und in Hamburg ansässig geworden, so sehr, dass sie sich als Hamburgerin mit persischen Wurzeln fühlte, engagierte sie sich vor allem für die Rechte der Iranischen Frauen. Hier war sie unerbittlich in ihrem Urteil und ihre tiefe Verachtung der frauenfeindlichen Islamisten ließ sie deutliche Worte finden.

Doch das alles, auch ihr Engagement für Amnesty International, ist für uns hier in Fredelsloh, die um sie trauern, nur ein Teil dessen, an das wir uns erinnern. Ich lernte Barbara etwa 2012 in Internetforen über Lyrik kennen, und schnell merkten wir, dass wir in verschiedener Hinsicht gemeinsam ticken, so dass ich sie zu einer Lesung nach Bremen einladen wollte. Dazu ist es nicht mehr gekommen, doch zu meiner Abschlusslesung mit Musik im März 2014, die ich im Lokal Quadrat in Bremen gab, um mich nach Fredelsloh zu verabschieden, reiste sie mit ihrem Mann extra aus Hamburg an. So lernten wir uns persönlich kennen.

Im Mai 2015 war es dann so weit, wir bestritten unsere erste gemeinsame Lesung, in Fredelsloh. Es wurde ein Baumgepflanzt, eine Esskastanie, zum Gedächtnis an das Kriegsende 1945, ein Friedensbaum. Sie hielt eine bewegende Rede anlässlich dieses Ereignissen, mit dem Tenor, alle Kriege zu ächten. Dieser Baum ist mittlerweile zu beachtlicher Größe herangewachsen, und heut morgen schaute ich ihn noch einmal mit ganz anderen Augen an. Irgendwie mein persönlicher Barbara-Naziri-Gedächtnisbaum.

Vor meinem inneren Auge ziehen Bilder vorbei, und auch Erinnerungen, die mich schmunzeln lassen. Seit 2015 war sie oft in Fredelsloh, und sozusagen ein fester Bestandteil von Texte und Töne in Fredelsloh. Und so gibt es viele Facetten ihrer Persönlichkeit, die wir hier erleben durften, insgesamt war sie fünf Mal hier.

Die eine Facette ist ihre „Schnodderschnut“, die ihr hamburgerisches Temperament zeigte, zum Beispiel, wenn sie mal eben ihren Liebsten, den sie wirklich sehr liebte und schätzte, „Du Wurstgesicht“ nannte. Judith und ich amüsierten uns noch Jahre später darüber. Sie hatte eine gesunde Art von Ironie und Humor, doch sie konnte auch anders, etwa wenn sie mich einmal wieder ins Gebet nahm, da meine Organisation von Veranstaltungen eine chaotische Komponente hatte.

Und auch feiern konnte sie, unvergessen für mich und uns, der Samstagabend nach der Texte und Töne Veranstaltung auf dem Glockenborn nahe Fredelsloh, 2018, als es nach offener Bühne in eine Art Bacchanal überging, wie sie da tanzen und trommeln konnte. Noch eine andere Erinnerung, bei einer gemeinsamen Lesung 2015 hier im Ort sagte ich während des Geschehens, dass sie einen Text singen solle. Ich begleitete sie zur Gitarre, und sie sang. Später sagte sie mir, dass es das erste Mal für sie gewesen sei, dass sie vor Publikum gesungen hätte.

Meine letzte Erinnerung an sie ist aus dem letzten Jahr, wo sie für eine Veranstaltung in der Klosterkirche Fredelsloh zu uns kam. Ich durfte sie auf ihrer Lesung musikalisch begleiten. Im Anschluss hatten wir noch zu viert, Barbara, Darioush, Judith und ich einen dermaßen heiteren Abend, gefüllt mit Anekdoten, Geschichtchen und spannenden Erlebnisberichten, der so lustig war, dass ich einmal fast mein Gebiss vor Lachen verlor. Was selbstverständlich für weitere Erheiterung sorgte.

Heute morgen habe ich für sie eine Kerze in der Klosterkirche entzündet. Ich und wir gedenken ihrer mit Wärme im Herzen. Hier noch ein Gedicht von ihr, das wir mit ihrem Einverständnis vertont haben. Auch da trifft mich wieder die Erinnerung, denn auf meine Bitte hin, dem Werk doch noch eine positive Wendung zu geben, änderte sie die letzten vier Zeilen. Wir werden es als Lied einspielen, versprochen.

Freiheit, goldener Vogel

Ach, ich hör Dein Weinen
hinter Eisengittern,
nichts kann uns mehr einen,
muss nun um Dich zittern.

Freiheit, goldener Vogel,
man nahm Dich gefangen,
stahl Dir Deine Lieder,
muss nun um Dich bangen.

Müde starr ich im Verzicht
auf gebundene Hände,
schon erlischt das letzte Licht,
nur noch nackte Wände.

Freiheit, goldener Vogel,
bist mir treu ergeben,
doch nun kämpfst Du selber
um das Überleben.

Dunkelheit in Ewigkeit,
wenn der letzte Vorhang fällt,
dann stirbt mit Dir,
Freiheit, unsere schöne Welt.

Freiheit, goldener Vogel,
hast gestutzte Schwingen,
Blut und Hass bedecken Dich,
kannst vom Licht nicht singen.

Freiheit, goldener Vogel,
hilf, das Blatt zu wenden,
um mein Lied der Freiheit
in die Welt zu senden.


Das Foto zeigt uns bei einer gemeinsamen Lesung in Fredelsloh im Mai 2015

Sonntag, 8. September 2024

24. 9. - 26. 9. 2024 Workshop Musikimprovisation mit Klaus der Geiger

 



Dienstag 23. 9. bis Donnerstag 26. 9 2024:
Workshop Musikimprovisation mit Klaus der Geiger
in der Alten Schule Fredelsloh


Es ist wieder einmal soweit: Wir haben einen Termin gefunden, an dem Klaus der Geiger wieder zu einem Workshop nach Fredelsloh kommt. Am Dienstag Vormittag wird er anreisen, so dass wir zwei Tage Zeit haben, uns dem freien Musizieren zu widmen. Für diejenigen, welche keine Instrumente mitbringen wollen oder können, wir haben hier in der Alten Schule einiges zur Verfügung, von Perkussioninstrumenten, Gitarren, Handharmonium, Flöten bis hin zu Gamben und einer Ventilposaune. Vorkenntnisse sind nicht vonnöten, die Bereitschaft einfach loszulegen ist jedoch hilfreich.

Verpflegen werden wir uns selbst, es ist eine gut ausgestattete Küche zur Verfügung, auch Übernachtungsplätze sind da. Kosten? Einjede und Einjeder gibt in das dicke fette Sparschwein, was es ihr oder ihm wert ist.

Da am Donnerstag immer in der Alten Schule unsere Gemeinschaftsküche ist, werden wir den Workshop mit einem guten Essen ausklingen lassen, und im Anschluss noch in der Bibliothek der Alten Schule präsentieren, was wir uns erarbeitet haben. So dass der Wahlspruch der Gemeinschaftsküche "Cibo, Vino, Musica, Incontri", in etwa "Essen, Wein, Musik, Tagungen" mit Gehalt erfüllt wird.

Im Video oben ist Musik zu hören, die wir auf einem Workshop mit Klaus 2020 spielten.

Donnerstag, 5. September 2024

Café Klett: Ausstellung mit Bildern von Martin Veit

 



Café Klett: Ausstellung mit Bildern von Martin Veit

Starke, farbintensive neue Bilder im Café der Kunsttöpferei Klett!

Noch bis zum 6. Oktober können die Bilder des Künstlers Martin Veit im Café der Kunsttöpferei Klett in Fredelsloh täglich von 13-18 Uhr betrachtet werden.

Die Bilder des in Leipzig geborenen Malers verkörpern eine dynamische und kraftvolle Form der abstrakten Kunst. Die Werke zeichnen sich durch den intensiven Einsatz von Farbe und Textur aus, wobei kräftige Pinselstriche und tropfende Elemente eine energetische und lebendige Atmosphäre schaffen. Die Bilder scheinen verschiedene Emotionen und Stimmungen auszudrücken, während sie gleichzeitig eine gewisse Unberechenbarkeit und Spontanität vermitteln. Die kräftigen Kontraste zwischen den Farben und die ausdrucksstarken Formen lassen Raum für Interpretation und laden den Betrachter ein, sich in die Tiefe der Kompositionen hineinzuversetzen.

Veits Kunst fängt die Essenz des Abstrakten ein und präsentiert eine visuelle Reise, die sowohl faszinierend als auch herausfordernd ist. Das obige Bild trägt den Titel "Fuchs"

Wir freuen uns sehr, zur Finissage der Ausstellung am 5. Oktober um 19 Uhr ein Konzert des Pianisten Sven Panne mit Rock-Chansons am Klavier ankündigen zu können! Sven Panne wird im Rahmen der Aktionswochen der Partnerschaft für Demokratie im Landkreis Northeim Lieder gegen Hass, Diskriminierung und für die Liebe singen. Selbstverständlich wird auch Martin Veit anwesend sein.