Freitag, 31. März 2023

Aus der Wortwerkstatt: Märzsturm

 


Märzsturm

Sturm treibt Regentropfen wie Gischt an meine Fensterscheiben,
der Wetterfrosch verdrückte sich, er zog die Jalousien hoch,
draußen biegen sich die Äste und die Balken, und immernoch
bin ernstlich ich dabei, diesen Tag sattsam zu vergeigen.

Das Lotterbett schwankt wie ein Schoner in Novemberdünung,
draußen fliegt ´ne Kuh vorbei, ein Storchennest mit einem Krokodil darin,
es raschelt in den Zimmerecken wie von großen Mäusen, und ich bin
noch gar nicht wirklich aufgewacht, schwebe zwischen Sünd und Sühnung

all meiner Sünden, halb schuldbewusst, halb traumverloren.
Noch einmal kuschle ich die Decke, bin noch nicht ganz geboren,
mittlerweile flatschen draußen dicke Flocken Schneematschbrei,

Ende März, April April, noch einmal dreh ich mich anders rum,
hin zu der Wand, in meine Höhle, und ich stell mich schlaf und stumm,
was heut auch in der Welt geschieht, ich bin heute nicht dabei.


Das Bild „Märzsturm (Schneeschmelze)" ist von Otto Modersohn (1865 - 1946)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen