Dienstag, 21. März 2023

Aus der Wortwerkstatt: Was gilt

 



Was gilt

Erbsen zählen, Bohne, Linse,
diese Weisheit ist ´ne Binse,
willst du sie verstehen
musst du in die Binsen gehen.

Manche alte Weisheit hat was Schales,
verloren ist da Malz und Hopf,
da schenk ich meine: Wenn ein Brett vorm Kopf
dann wenigstens kein schmales.

Wie man(n) in den Wald schallt
ruft´s heraus: Coitus interruptus auch im Hirn,
ach wie schön es im eigenen Wald hallt,
das wirft keine Wellen hinter der Stirn.

In der Birne sanfte Leere,
und das Leichte ist gewiss das Schwere,
man(n) sollte Äpfel und Birnen nicht vergleichen,
doch für Pflaumen sollt´ es reichen.

Weit ins Weite eröffnen sich die Räume,
im Wald, da gibt es viele Bäume,
ein Rabe rabt, erquickliches Geräusch,
an manchen Tagen leb ich keusch.

Mancher träumt von Konzerten
in den richtig großen Hallen,
versucht dafür auch Diktatoren zu gefallen.
Ach, leck mich doch am Werten.

So bin ich jener, der an nichts mehr glaubt,
den Glauben hat mir der Vogel „Namenlos“ geraubt
und in seinem Schnabel mitgenommen in sein Nest,
damit füttert er jetzt seine Brut und lässt

dafür Gesang und Kot auf diese Erde fallen,
das eine, um den Frühling zu beschallen,
das andre ist der Dung für bunte Pflanzen,
für Blüten, die im Lichte tanzen.

Ich such auch nicht nach neuen Reichen,
drei Reiche haben wohl gereicht,
mir Reiche und die Reichen aus dem Geist zu streichen,
weil Reich um Reich dem andren gleicht.

Es murmeln die Bäche die alte Weise,
es singen kleine Vögel ganz ganz leise
von der Ahnung eines Frühlings, so mild
ist der Tag: Das ist es, was gilt.


Das Bild ist von Felix Vallotton (1865 - 1925)

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