Samstag, 18. März 2023

Aus der Wortwerkstatt: Kurz vor Frühling

 



Kurz vor Frühling

Keine großen Worte, keine neuen Manifeste,
einfach das Singen in den Dingen finden,
vor dem Hause sind noch kahl die Linden,
doch singen erste Vögel im Geäste.

Wenn ich hier nun um mich schaue,
dabei erstes Seidenweich der Lüfte spüre,
und diese Zeit zum Frühjahr küre,
dann vermag ich zu vergessen all das Rauhe,

und so bin ich nicht mehr elegisch gestimmt,
auch wenn es für eine Hymne noch nicht reicht,
so doch das Lamentoso dem Allegro weicht,
das Leben ist so, wie man´s nimmt.

Sicher, es ist die Luft noch kühl.
Doch die Tage bleiben wieder länger hell.
Ich verliere schon mein Winterfell
Und verspüre erstes Hochgefühl.

Weidenkätzchen steigen flaumig im Geäst.
Der Himmel ahnt schon des Frühjahrs Überfülle,
Und die Bauern fahren Gülle,
Und ich fahre heut zu dir, wenn du mich lässt.

Das Bild "Vorfrühling, zwei kleine Faune" ist von Pierre Bonard (1867 - 1947)


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