"Ein gutes Leben leben" - das könnte mein Motto sein. Ich berichte hier von meinem Leben als Dichter, Dingefinder und Gärtner im schönen Töpferdorf Fredelsloh von Garten, Topf und Magen und von der Kunst, den Alltag alltäglich zu genießen. Das geschieht auch immer mal wieder in Reimform. Manchmal lasse ich auch andere life durch Lesungen und Kräuterwanderungen an meinen Erfahrungen teilhaben. Viel Spaß auf diesem Blog wünscht: Jörg Krüger
Sonntag, 24. Januar 2016
Fundstücke: Baumgestalten, Baumgeister und Baumgesichter
Einen Reiz des Winters macht es aus, auf Spaziergängen Baumgestalten, Baumgeister und Baumgesichter im so kahlen Walde zu entdecken. Hier einige Beispiele aus Wäldern und Forsten rund um Fredelsloh und Syke. .. Was seht Ihr?
Dienstag, 12. Januar 2016
Eines stillen Wintertages
Eines stillen Wintertages
hielt die Welt den Atem an.
Alle Äste, alle Zweige
hatten sich
ein Kleid aus Schneekristallen
umgetan.
Es glimmerte, es schimmerte
im frühen Sonnenlicht.
Menschen gingen sanften Schrittes
durch ein Märchenland.
Pärchen legten unwillkürlich
kleine Hand in große Hand.
Sie blieben stehen wie im Zauber
und standen staunend unverwandt.
Eines stillen Wintertages
hielt die Welt den Atem an.
Erst als die Sonne wärmend
die Traumgebilde schmolz,
löste sich der Bann.
Sonntag, 10. Januar 2016
Dienstagstönen in Fredelsloh
Ab dem kommenden Dienstag immer dienstags: Texte und Töne in der Alten Schule in Fredelsloh. Ab 19:00 Uhr ist der Klangtisch aufgebaut, die Instrumente stehen bereit, und wer Lust und Spaß am gemeinsamen tönen hat, ist herzlich willkommen.
Ihr bringt Euer Lieblingsinstrument mit, Eure Lieblingstexte, eigene oder fremde, und wir treffen uns zum . . . zu dem, was aus uns entsteht. Open minded. Nur zuhören? Nur tönen? Nur texten? Alleine präsentieren? Gemeinsam entwickeln? Wir werden hören. . .
Es gibt einige Interessentinnen hier aus Fredelsloh, Gäste von außerhalb gerne, es ist in der Regel auch möglich, auf Wunsch hier zu übernachten.
Für alle Wünsche frei. Einige wollen frei improvisieren, andere Mantren singen, wieder andere Lieder vor tragen. Was jeweils geschieht, das entscheiden wir Anwesenden. Keine Scheu vor "Nichtkönnen", gibt es nicht!
Instrumente sind vorhanden: Gitarren, Flöten aller Art, Mandoline, Ocean Drum, Percussioninstrumente, Selbstgebautes, Merkwürdiges, ein Gong. . .
Ich freue mich auf Euch und uns. . .
Bildungswerk Leben und Umwelt e. V.
Alte Schule Fredelsloh
37 186 Moringen
Tel. 05555 522
Montag, 4. Januar 2016
Zuckerschoten für alle
Zuckererbsen für jedermann
Ja, Zuckererbsen für jedermann,
Sobald die Schoten platzen!
Das schrieb Heinrich Heine 1844 in seinem Gedicht
„Das alte und das neue Lied“, veröffentlicht in „Deutschland, ein
Wintermärchen“.
Nun ist es Winter, vierter Januar, im Deutschen
Wintermärchen 2016 erfüllt sich endlich der Wunsch nach Zuckerschoten, nicht
nur für alle, sondern auch jederzeit. Das neue Paradies auf Erden heißt
Supermarkt, und sobald man dort eintritt, sind Landesgrenzen und Jahreszeiten
auf einem Schlag vergessen. Die bunten Früchte liegen dort: Mango, Ananas,
Papaya, Sharon, Kaktusfeigen usw. aus aller Herren Länder, Litschi aus
Madagaskar, Erdbeeren aus Ägypten oder eben Zuckerschoten („Kaiserschoten“)
aus - Äthiopien. Ja, guter Heinrich, endlich ward dein Traum war,
zwar ist das Zeug frisch recht teuer, es kommt ja von weit her, doch was nicht
subito verkauft wird, wird dann nach unten an die Tafeln weitergereicht, also
doch: Alles für jedermann.
Äthiopien gilt als eines der ärmsten Länder der Welt:
Von jeweils 100 Menschen müssen 31 - also ungefähr jeder 3. Äthiopier -
mit weniger als 1 Euro am Tag auskommen. Zahlen: Vereinte
Nationen 2007-2011. Der SPIEGEL schrieb 2005 über dieses Land: Die
ständige Verfügbarkeit von Almosen macht im ärmsten Land der Welt alle
Initiativen platt. Ein gut geölter Samariterapparat trainiert den Äthiopiern
die Fähigkeit ab, sich selbst zu ernähren. Ein Land am Tropf der
Welthungerhilfe.
Das wiederum weiß das Internetportal „Germany Trade
& Invest“ (Gefördert durch das Bundesministerium für Wirtschaft und
Energie) am 12. 3. 2015 über Äthiopien zu berichten: „Die Landwirtschaft ist
die wichtigste Einkommensquelle für die etwa 85% der Bevölkerung, die auf dem
Land leben. Ihre Zahl wächst jährlich um etwa 2,4% bzw. 1,5 Mio. Menschen und
damit deutlich schneller als die Migration in die städtischen Ballungsräume
(Quelle: Weltbank). Die äthiopische Landwirtschaftserzeugung ist bislang nahezu
ausschließlich auf günstige Niederschläge angewiesen und wird von Subsistenz-
und Kleinfarmern dominiert. Letztere sind trotz ihrer geringen Größe die
Hauptquelle der gehandelten und exportierten Agrarerzeugnisse.“
Und: „Anspruch und Wirklichkeit liegen noch weit
auseinander - Nach den Vorstellungen der Regierung wird sich das allerdings
sehr schnell ändern: Ausländische Investoren sollen in großem Stil und auf
riesigen Ländereinen - von der Regierung zu einem Spottpreis geleast - Nahrungsmittel
für den Export anbauen. Nach den Planvorgaben sollen 3,3 Mio. Hektar Land urbar
gemacht und schon 2015 rund 6,6 Mrd. US$ mit dem Export von
landwirtschaftlichen Erzeugnissen verdient werden. Solche Vorgaben entbehren
zwar jeglicher Realität, das Potenzial ist aber grundsätzlich da und das
Konzept zielt durchaus in die richtige Richtung.“
Am 23. 4. 2015 berichtete die ZEIT: 90
Prozent der Flüchtlinge kämen aus Nigeria, Äthiopien und Somalia –
"Orten, wo sie um ihr Leben fürchten. Wir können sie nicht abhalten",
ihre Heimat zu verlassen, sagte die Ministerin. (Roberta Pinotti, Italiens
Verteidigungsministerin).
Es werden für unser Paradies Früchte eingeflogen, die
aus einem Land stammen, in dem die Welthungerhilfe aktiv ist, und aus dem
Menschen aufgrund der wirtschaftlichen, sozialen und politischen Situation
flüchten, sofern sie die Mittel dazu haben. Angesichts dieser Tatsachen versagt
mir die Sprache. Nur manchmal blitzt etwas wie verzweifelter Zynismus in mir
auf, und ich denke, „Nun gut, wenn die äthiopischen Zuckerschoten endlich kurz
vor dem Verfallsdatum nach unten von den Tafeln durchgereicht worden sind, dann
können sich die äthiopischen Flüchtlinge an Früchten ihrer Heimat erfreuen.“
Ob das Heinrich Heine mit „Zuckerschoten für
jedermann“ gemeint hat? Vielleicht sollten wir alle zusammen an einem neuen,
einem besseren Lied dichten:
Ein neues Lied, ein besseres Lied,
O Freunde, will ich euch dichten!
Wir wollen hier auf Erden schon
Das Himmelreich errichten.
Wir wollen auf Erden glücklich sein
Und wollen nicht mehr darben;
Verschlemmen soll nicht der faule Bauch,
Was fleißige Hände erwarben,
Es wächst hienieden Brot genug
Für alle Menschenkinder,
Auch Rosen und Myrten, Schönheit und Lust
Und Zuckererbsen nicht minder.
Ja, Zuckererbsen für jedermann,
Sobald die Schoten platzen!
Den Himmel überlassen wir
Den Engeln und den Spatzen.
- Die anderen
Seiten IV / 2 -
Sonntag, 3. Januar 2016
Dingefinderrätsel: Baumfreuden
Neujahrsspaziergang: Bei freundlichem Winter(?)wetter die entblätterten Baumsilhouetten betrachten, und dabei einige interessante Entdeckungen machen dürfen. Schön geformte Fruchtstände lassen sich finden. Rätselgebilde. Daher auch mein heutiges Dingefinderrätsel: Wer weiß, von welchen Baumarten die Früchte stammen?
Nummer 1: Wenn die Früchte "mürbegefrostet" sind, dann sollen sie sogar genießbar sein. Doch allein wegen der schönen großen Blüten lohnt eine Pflanzung. |
Nummer 2: Wenn die Witterung mitspielt, dann ist eine echte Blütenpracht zu bestaunen. Leider etwas frostempfindlich, besonders im Jugendstadium. |
Nummer 3: Leider sind die aparten Blüten oft verborgen. Doch schon die eigenartig geformten Blätter lohnen das Anschauen. |
Samstag, 2. Januar 2016
Ich verbe
Calvin:
Ich verbe gern Wörter
Hobbes:
Was?
Calvin:
Ich nehm Substantive und Adjektive und mach Verben aus ihnen.
Weißt du noch, als „Jet“ nur ein
Hauptwort war?
Jetzt ist es auch eine Tätigkeit.
Es ist geverbt worden.
Verben skurrilt die Sprache
Hobbes:
Vielleicht schaffen wir es ja eines Tages, aus der Sprache
ein totales Hindernis für die
Verständigung zu machen
Aus: Bill Waterson: Calvin und Hobbes - Tiger und andere Monster
Es autot mir zu sehr in
dieser Welt,
ich fussgängere lieber,
ich bin nicht gerne tankgestellt,
es ist die klare Luft
mir viel zu sehr
ausgepufft,
ich möchte fliegen,
nicht flugzeugen,
um mich nicht vor dem
Zwange zu verbeugen,
die Landschaft zu verflugplatzen,
nicht nur an Oberflächen
kratzen,
als lässige Gebärde,
dass ich umwelte, nicht
gefährde
bunt belebte
Lebensräume,
unsrer Kinder
Lebensträume.
Doch bin ich schon mal nächtens
bei der Tanke,
dann kühlschranke
ich die dort gekauften
Biere,
um später dann zu bieren
oder, um bei der Kälte
nicht zu frieren
mit den durchgefrornen
Beinen,
zu glühweinen.
Und so wahrhaft
durchgeglüht
von der Weisheit wahrer
Weine
vermögliche ich die
Gedanken
hinter schrankenlosen
Schranken
und utopiste mir die
Welt
bis sie mir auf´s
rosigste gefällt.
So wundere ich mich über
Wunder,
dass jenseits allem
diesen Plunder,
der für uns fabrikt
wird,
sich noch so viel
Schönheit finden lässt,
so viel Leben, und
dieses Leben wird zum Fest,
wenn wir einfach mal
komplett verwildern. . .
gedichtet lässt sich das
kaum schildern.
Zurück zum Ausgangspunkt
dieser Gedanken,
oder besser: lasst uns
ausgangspunkten,
ich will ja nicht unken,
doch es autot mir zu
sehr in dieser Welt,
ich bin nicht gerne tankgestellt.
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