Montag, 2. September 2013

Entscheidungen

Eines der wichtigen Dinge, welche ein Mensch  mitbringen sollte, um in der Gesellschaft ernst genommen zu werden, ist die "Entscheidungsfähigkeit".  -  "Nun entscheide Dich doch"  -  Wohlfeile Ermahnung an die Unentschiedenen. Als läge im Entscheiden das Wunder der Tatkraft.  Dass kluge Entscheidungen Zeit brauchen, dass sie reifen wollen, dass wird zwar behauptet, jedoch nicht praktiziert. Doch was ist, wenn kluge Entscheidungen nicht nur ihre Zeit brauchen, sondern auch ihre Zeit haben?

Es mag schwer auszuhalten sein für die so tatkräftigen Menschen, wenn jemand "Entscheidungen vor sich her schiebt". "Den Weg des leichtesten Wiederstandes gehen" ist noch die mildeste Kritik. "Macher" sollen wir sein, oder "Macherinnen". So ein Mensch wie Laotse wird als "Weiser" dann vielleicht anerkannt, doch auch milde belächelt. Schrieb er doch im Tao Te King: "Auf der ganzen Welt  gibt es nichts Weicheres und Schwächeres als das Wasser. Und doch in der Art, wie es dem Harten zusetzt, kommt ihm nichts gleich."

Politische Entscheidungen nach Art des Wassers - Die Irokesische Nation mit ihren Ohwachira-Frauenräten machte es vor: "Der Ohwachira - Frauenrat regelte in offener Abstimmung alle Großfamilienangelegenheiten. Ein Beschluss hatte nur bei Einstimmigkeit Gültigkeit und war deshalb das Ergebnis umfassender Kompromisse. Fraktionelle Meinungsbildung von Gruppen gab es nicht. Übereinstimmungen der Abgeordneten ergaben sich zufällig und wechselten von Problem zu Problem." (Aus: Heinz J. Stammel  -  Die Apotheke Manitous, Kapitel: "Die Sozialphilosophie der Indianer")

Komme einer in der Diskussion von Gesellschaftsformen und Wünschen an eine gerechte gesellschaftliche Organisation mit dem Wort "Konsensdemokratie". Oh, wie schnell hört man dann ein Aufstöhnen, selbst in den virtuellen Welten der Diskussionsforen ist es spürbar. "Nicht machbar". "Damit wären wir noch in der Steinzeit."

Nun, die Irokesen mit ihrer Konsendemokratie waren noch in der Steinzeit, als die Weißen kamen und sie mit Feuer und Schwert in die Moderne entschieden. Deutlicher lassen sich kaum die Unterschiede zeigen, welche im Entscheiden liegen. Sind wir doch (fast) alle in der Moderne angekommen, und manchmal fühlen wir uns unbehaglich. Fremd. Weil wieder etwas über unsere Köpfe hinweg entschieden wurde. 

Konsensdemokratie, das ist echtes "Ent-Scheiden". Ein Zusammenfügen dessen, was vorher unentschieden war, was die Gemüter geschieden und entzweit hatte. Das braucht seine Zeit, kann jedoch durchaus heilsam sein. Wie heißt es so schön? "Wenn Du etwas ändern möchtest, dann beginne bei Dir selbst". Ja: Ich höre auf meine inneren Stimmen, auf den Rat von Freundinnen und Freunden, und ent-scheide mich erst, wenn es so weit ist. Wenn die Zeit für das Zusammenfügen reif ist. Das ist meine Wahl. 

Zeit ist das kostbarste Gut, welches wir zur Zeit haben.





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