Mittwoch, 19. Juni 2013

Gedichte vom Wanderer

Meine ersten lyrischen Gehversuche in einem für mich neuem Metier. Als ich sechszehn Jahre alt war, hatte mich der Reimvirus gepackt, und ich, der ich vormals modern und ungereimt schrieb, versuchte mich an Traditionellerem. Die Gedichte vom Wanderer waren erste Versuche. Heute lese ich sie mit einer gewissen Wehmut im Herzen. Wie unschuldig ich da noch war, und doch, wie oft schon so melancholisch. Noch war alles Phantasie und Idee, dass ich in späteren Jahren selbst Wanderer sein sollte, lange Zeit unterwegs, das wusste ich da noch nicht. Auch nicht, dass es in meinem Leben einmal einen alten Bauern geben sollte, der mich das Sensen lehrte und mich zu meiner Wanderung wirklich verabschieden sollte. Da hatte das Leben dann die Lyrik eingeholt.

Am 21. Juli im Salon Wunderland im Atelier Laubenpiep möchte ich einiges von diesen Gedichten als "Dingefinders gesammelte Alterthümer" lesen. Als kleine Verbeugung vor dem jungen Mann, der ich einmal war.

Hier eine Auswahl aus meinem ersten selbstgefertigten Gedichtebändchen "Auf dem Pfade":

           Wanderer

Der Regen ist vorbei,
Natur blüht in der Stille auf,
Träume bunter Regenbogen
Begrüßen froh der Sonne Lauf.

Über allen weiten Blicken
Liegt des Einen weiter Blick.
Wanderer schaut alle Wunder,
Wunder von der Erde Glück.

Leises Wanken, schauend Auge
Möchte sich nicht wenden.
Ein letztes Zögern.
Schicksal hält er in den Händen.

Grüßend noch den alten Bauern
Setzt er leise Fuß vor Fuß
Und der Bauer nickt gemächlich
Zu dem allerletzten Gruß.

 
In der Ferne

Ein Hauch
des Himmels

Wie
die Sehnsucht
mit zwei Händen
aus klarem Bache
klares Wasser trinken,

Wie
die Sehnsucht
zartes Streicheln
Deiner zarten Hände
auf der Haut zu spüren,

Wie
die Sehnsucht
endlich wieder
unter warmer Sonne
heimatwärts zu ziehen.


Heimweh 

Zu fern oft
ist mir diese Welt,
es blüht in mir
auch eine andere.
Wenn mich diese Sehnsucht
überfällt,
dann steh ich auf
und wandere.

Zu fern oft
ist mir diese Welt,
ich weiß, sie stirbt  -
demnächst,
dann, wenn die letzte
Hoffnung fällt.

Auch ich  -  ich gehe bald
zurück
ins Dorf
am Pfirsichblütenwald.



 
     Es ist nicht...


Es ist nicht,
dass ich einsam wär,
und auch nicht,
dass ich leide.
Es ist nur,
dass ich dann und wann
die Menschen einfach meide.


Ich geh so für mich hin
und träum die Tage in die Worte,
ich weiß nicht, was und wo ich bin,
ich wander durch die wehen Orte
und geh so für mich hin  -


Es ist nicht,
dass ich traurig wär,
und auch nicht,
dass ich weine,
es ist nur,
dass ich dann und wann
die Welt in mir vereine.

 
          Einfachheit


         Des Morgens
        die stille Hütte
            am Berge.

            Berglilien
      stehn in der Sonne,
        tropfenbehangen.



 
                Unterwegs


Es wird kühler schon  -
September ists, und Sommers Ende naht,
und weiter, weiter, weiter
dreht sich das große Weltenrad

Bleiche Morgensonne
scheint durch Tannen auf den Weg.
O Herr, sag mir,
wohin mein Haupt ich morgen leg!




 Ein Wanderer in der Nacht


Stille ist  -
des Sommers Singen
verloderte im Kalt.
Nur Schritte hör ich,
meine,
auf nächtlichem Asphalt.


Die Wege führen heimwärts
in den Winter,
kühl streicht ein Wind mir
durch das Haar.
Ich seh nur Nacht,
kein Licht dahinter,
und Äste raunen klirrend
von Gefahr. . .


Stille ist  -
des Sommers Singen
verloderte im Kalt.
Keinen Schritt mehr höre ich  -
Nur Eis glänzt auf Asphalt. . .



 
Am Ende einer Zeit


Tief ist meine Trauer  -
dunkel wie ein Traum,
unnahbar wie eine Nachtwolke.

Ich ziel nach meines
Herzens Ungewiss
und treff ins
Schwarze meiner Trauer.

Mein Traumland liegt zerstört
und blutet,
wir nahmen Abschied
voneinander.



 
   Berg und Meer


Ich will ans Meer, und weinen,
und geh doch immer nur bergauf  -
durch Dorngestrüpp, das reißt mir an den Beinen,
und Ranken ribbeln den Pullover auf.

So hält mich eins ums andre fest,
ich bin ein Sternschnuppenkönig  -
Ein Adler, nur in Träumen, der lässt
mich wünschen was, ein wenig.

Von unten bellen Hunde rauf: kläff  -  kläff!
Es dringt von irgendher Musik in meine Einsamkeit.
Ich geh zurück!  -  So schreib ich in mein Heft,
und pendle zwischen Ideal und Wirklichkeit.


 
           Eine Bitte


Neidet doch nicht den Tieren,
ihnen ist das Leben noch
       Glanz und Spiel;
verfolgt nicht ihr Sein
mit Augen voll Habgier,
       sperrt sie nicht ein
       in die Käfige
Eurer gebrochenen Sehnsucht.


Neidet doch nicht den Kindern,
ihnen ist das Leben noch
       Wunder und Spiel;
verfolgt nicht ihr Sein
mit neidvollen Blicken,
        sperrt sie nicht ein
        hinter die Gitter
Eures zwanghaften Tuns.


Lasset sie schweifen,
        ungebunden.
Lasset sie das leben,
was man Euch verwehrte,
        gebt ihnen Schutz
Liebe und Behutsamkeit
        und segnende Blicke.



 
Ich sehe  eine Zeit


Ich sehe eine Zeit
da lebt der Mensch
als Kind der Blumen
und der Früchte,
die Bäume sind ihm wieder Freund
und bleiben uralt stehen,
sie schenken ihm die Weisheit wieder.

Ich sehe eine Zeit,
da lebt der Mensch
als Kind des Meeres
und des Windes,
die Vögel singen ihm die Lieder,
zahme Sänger auf der Hand,
sie schenken ihm die Weisheit wieder.

Ich sehe eine Zeit,
da lebt der Mensch
mit sich in Einigkeit,
er lebt als Kind
der Ewigkeit, die Sterne sind
ihm wieder Freund
und schenken ihm die Weisheit wieder.











Und hier mehr zum Salon Wunderland am 21. Juli im Atelier Laubenpiep:

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