Mittwoch, 26. Juni 2013

Exoten

Liebstöckel
Es ist schon eine Zeit her, da wurde ich gefragt, was ich denn von Exoten im Garten hielte. Ob es nicht sinnfälliger wäre, einheimische Pflanzen zu hegen. Nun, ich konnte die Fragestellerin dann doch etwas zum Schmunzeln bringen, als ich fragte, ob sie damit meine Petersilie und meinen Liebstöckel meinte, also das "Maggikraut", welches von der deutschesten aller Würzen seinen Namen bekam. Schließlich kommen beide ursprünglich aus Kleinasien, wo sich auch die Heimat unserer Kulturmöhre findet. 

Wenn ich dann heute am Morgen meinen Garten durchstreife, da wandele ich durch ein kleines multikulturelles Paradies, aus allen Enden der Welt haben sich hier die Besucher zusammen gefunden. Da sind die mediterranen Kräuter wie Thymian, Salbei, Majoran und Rosmarin, letztere noch nicht ganz akklimatisiert, so dass sie entweder einjährig oder in Töpfen gezogen werden müssen, ersterer schon so gut hier angekommen, dass es eine Sorte gibt, die "Deutscher Winter" heißt. Dazu das Bohnenkraut und der Dill, gerade der Dill verfeinert den "urdeutschen" Gurkensalat (dessen Hauptbestandteil, die Gurke, auch nicht ursprünglich hier heimisch ist).

Marokkanische Minze
Wenn dann zwischen meinen Dicken Bohnen, die auch ursprünglich weiter südlich beheimatet waren, sich ein Blaumohn zeigt, dann gibt es eine wahrhaft lange Reisegeschichte zu erzählen. Dieser Mohn kommt ursprünglich aus China und wurde schon zur Bronzezeit nachweislich diesseits der Alpen angebaut. Heute ist die Pflanze etwas in Verruf gekommen, und ich muss sie aus meinem Beet entfernen, so will es das Gesetz. Oder ein langwieriges Verfahren eingehen, und eine gewisse Anzahl genehmigen lassen, damit ich Mohnkuchen genießen kann, der Bestandteile aus dem eigenen Garten hat.

Nicht minder exotisch wird es auf dem Beet, welches Mais, Bohnen und Kürbis vereint, den drei Schwestern der nordamerikanischen Indianer. Begleitet von Kartoffeln, Tomaten, Topinambur und Paprika, welche auch ursprünglich aus Mittelamerika zu uns kamen. Ihnen merkt man fast allen ihre Herkunft aus wärmeren Zonen an, sie wollen nicht zu früh gesät werden, müssen teilweise vorgezogen werden, um hier auszureifen. Der Kürbis, den ich wählte, hat sogar noch einen größeren Umweg hinter sich, es ist der Hokkaidokürbis, dessen Name besagt, dass er von Mittelamerika nach Japan kam, um dort zu der benannten Sorte gezüchtet zu werden. 

Damaszenerrose
Garten ist das Refugium für Exoten an sich. Durch die Kulurmaßnahmen entsteht ein eigenes Kleinklima und eine eigene Bodenstruktur, der gare Gartenboden, den es so nur in dem von Menschen gehegten Gebiet gibt. Forscher können anhand der Bodenstruktur noch nach Jahrhunderten feststellen, wo einst ein Garten gewesen sein muss. 

Zu den Maßnahmen, einen Garten anzulegen gehört auch die Hecke oder der Zaun, im Deutschen gab dieser sogar den Namen des Gebildes: Garten  -  Der mit Gerten abgesteckte Raum. Das alles und die menschliche Zuwendung hat dazu geführt, dass die Neuankömmlinge hier nach und nach heimisch wurden. So heimisch, dass einige, wie die Sonnenblume, ein Symbol für grünes Erleben auch im politischen Sinne abgeben.

Dann stehe ich manchmal im Garten und stelle mir vor, wie einfach es doch wäre, mit ein bisschen Einsicht in die Bedürfnisse der Einzelnen, aus dieser Welt einen Ort zu schaffen, wo sich jede/r gerade dort wohlfühlt, wo sie oder er gerade ist. Nicht umsonst wurde das Paradies ein Garten genannt  -  Garten Eden.

 

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