Donnerstag, 22. August 2013

Die Segnungen eines Tages. . .

Der kleine brave Rasenmäher




„Kann du deine Kraft einheitlich machen,                                                                              
 und die Weichheit erreichen,                                                                                                  
dass du wie ein Kindlein wirst?                                                                                            
Kannst du dein geheimes Schauen so reinigen,                                                                     
dass es frei von Flecken wird?“                                                                                              
Aus: Laotse – Tao Te King (In der Übersetzung von Richard Wilhelm)

Manchmal wünsche ich mir, ich wäre mehr in der heutigen Zeit angekommen, und meine Indianerseele, meine Sammler-  und Jägernatur wüsste nicht nur um die Geheimnisse der Kräuter ringsum, würde nicht nur Beeren, Nüsse und Pilze kennen und das Wissen um deren Zubereitung in sich tragen, sondern könne sich auch so etwas einfachen widmen, wie zum Beispiel einem streikenden Rasenmäher.

Heute war wieder so ein Tag. Ich holte mir den großen, gelben Rasenmäher vom Verein, um die wildwuchernde Wiese des Gemeinschaftsgartens zu bändigen, und schon nach kurzer Zeit gab der keinen Mucks mehr von sich. Ratlos stand ich vor der Maschine, und mir wurde gewahr, dass ich daran nicht einmal eine Zündkerze wechseln könne, so unbedarft, wie ich bin.
Also brachte ich das Gerät zurück, wohlgemerkt, schon um einiges frustriert, dass ich einmal mehr meiner Unfähigkeit gewahr wurde, gewissen Dingen gegenüber. Ich machte mich dann mit dem kleinen Rasenmäher ans Werk, von dessen Zuverlässigkeit ich überzeugt bin. Wahrscheinlich mag der mich.

Doch nicht sofort konnte ich mich wieder dem Rasen widmen, denn ich musste noch den Text für eine Einladung zu einem Gartenfest schreiben, der dann möglichst zügig über die Internetkanäle verbreitet werden sollte, damit es ein Fest mit vielen netten Leuten würde.
Tja, was passierte? Der Bildschirm blieb weiß. Nicht über FireFox, nicht über den Internet-Explorer kam ich ins www, die Technik hatte sich heut wohl gegen mich verschworen. Mehr als eine halbe Stunde laborierte ich herum, nichts ging. Meine Laune besserte sich dadurch nicht im Geringsten.

Jetzt, wo alles wieder einigermaßen zur Zufriedenheit funktioniert, der kleine Rasenmäher brav ist, und die ersten Einladungen verschickt, schau ich auf den bisherigen Tag zurück und muss über mich schmunzeln: Da schreibe ich doch allenthalben über die zu deutenden Zeichen, über das Annehmen der Gegenwart, über das Üben in Gelassenheit den Dingen gegenüber, darüber, das Schauen nicht zu versäumen und darüber, nicht vorschnell zu Urteilen und zu Handeln; und dann bringt mich so ein bisschen Technik an den Rand der Rage. 

Jetzt, mit ein etwas Abstand zu den kleinen Weigerungen der Geräte in meinem Alltag, sehe ich, dass das schon sein Gutes hatte. Dass in meiner Seele noch einiges brodelte und angeschaut werden wollte in Ruhe, dass es richtig war, wie es passierte. Ich brauchte die Zeit, um im Inneren etwas geschehen zu lassen und zur Ruhe zu kommen. Wenn ich das sehe, empfinde ich mit einem Male so etwas wie Dankbarkeit der Störrigkeit der Technik gegenüber. Und dem Leben im Allgemeinen. . .




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