Donnerstag, 11. Januar 2024

Winterruhe

 



Winterruhe

Ehe man sich versieht, ist der Jahreswechsel schon wieder vorüber, und es ist fast schon Mitte Januar. Doch ich denke, für nachgeschobene Neujahreswünsche ist es noch nicht zu spät. Somit für Euch: Ein frohes neues Ja!

Bei mir ist gerade Winterruhe eingekehrt, noch bin ich dabei, zu sondieren, was ich dem neuen Jahr so zumuten möchte. Alles braucht seine Zeit, und so lasse ich mir auch die Zeit, die Dingen, die da kommen wollen, vorzubereiten.

Einiges läuft ja so weiter wie gehabt: Das Brotbacken in Espol, die Gemeinschaftsküche jeden Donnerstag in der Alten Schule Fredelsloh. In der Küche der Alten Schule halte ich mich gerade öfters auf, nicht nur am Donnerstag. Zum Beispiel ist gerade die hohe Zeit der Orangen, es gibt sie günstig, und sie kommen von nicht so weit her, in Spanien sind sie reif und aromatisch. So habe ich eine Kiste Bioorangen bestellt und anderthalb Tage in der Küche verbracht, um den Jahresvorrat an Orangenmarmelade einzukochen. Wir brauchen diese hier weniger, um sie auf das morgendliche Toastbrot zu schmieren, sondern eher als fast unentbehrliche Zugabe zu Salat- und anderen Saucen.


Ein Karton voll mit aromatischen Orangen



Die Zesten sind abgestreift

Die Arbeit ist eher meditativ, Zesten schneiden, Orangen schälen, die weiße Haut entfernen da bitter, kleinschneiden, einzuckern. Rezepte brauche ich nicht mehr dazu zu schreiben, die gibt es hier auf diesem Blog, die links dazu:

Zeit für Citrusmarmeladen

Orangenmarmelade mixed, oder: A Tännchen please

Citrusmarmeladen - Aller guten Dinge sind drei

Im letzten Jahr hatten wir (der Enkel meiner Liebsten, vier Jahre alt, der mich Opa nennt, und ich) eine ordentliche Portion Haselnüsse gesammelt. Davon wurden jetzt die meisten geknackt, um davon sogenannte Energiebällchen zu formen. Die sind nämlich ein guter Proviant für Wanderer, und wir wollen dieses Jahr vermehrt die Gegend erkunden. Die Nüsse stammen von der rotblättrigen Hasel, die vor der Alten Schule wächst, das sind die größeren, und von einer Wildhasel hier im Ort. Die sind zwar kleiner, doch waren sie letztes Jahr in großer Menge zu finden. 


Die Nusskerne werden trocken in einer Pfanne angeröstet und kommen dann in eine Küchenmaschine, wo sie fein zermahlen werden. Dazu kommen Honig, Rosinen, Haferflocken, etwas Vanilleschote, und vielleicht noch etwas Rohrzucker, der zu Puderzucker vermahlen wird, falls es den Schleckermäulern noch nicht süß genug ist. Die Masse sollte so klebrig sein, dass sie sich leicht zu mundgerechten Kugeln rollen lässt. Diese werden zum Abschluss noch in gemahlene Haferflocken gewälzt, damit sie beim Lagern nicht aneinander kleben bleiben.




Manchmal mache ich beim Einkochen und Kugelnrollen eine Pause und schaue mich in der Küche der Alten Schule um. Dabei gibt es so einiges zu entdecken, und so habe ich einige Impressionen fotografiert. Das Foto oben, die bunte Friedenstaube, ist ein Fensterbild, dass seit der Zeit, als in der Alten Schule ukrainische Flüchtlinge bis zur endgültigen Unterbringung wohnten, angebracht wurde. Dazu ein Gedicht, dass uns ins neue Jahr geleiten kann:

Gesang des Friedens

Dass wir einziehen in das Du der rauschenden Bäume,
Dahingehen in der Allee der wartenden Pflanzen.

Hoffnung, dass der Böse sich mit Schlaf wäscht über Nacht,
Dass der Kranke sich bis zur Seele kleidet in ein Hemd von Schlaf über Nacht.

Hoffnung, dass der Wucherer verzichtet auf Gewinn und in Reinheit ruht,
Und dass zu einer Stunde Gott nach seinem Gefallen zwischen uns lebt,

Gott lebt nach seinem Gefallen zwischen uns, die Erde trägt und wie Steine
Die Luft über uns spielt auf unserem Frieden wie der Schatten der Platane auf dem gefallenem Laub.

Ernst Weiß, aus: Die Botschaft, Neue Gedichte aus Österreich, gesammelt und eingeleitet von E. A. Reinhardt, Verlag Ed. Strache, Wien, Prag, Leipzig, 1920

Ernst Weiß, geboren am 28. August 1882 in Brünn, Österreich-Ungarn; gestorben am 15. Juni 1940 in Paris, Arzt, Schriftstelle und literarischer Übersetzer.



Ein Blick aus dem Fenster auf die winterliche Klosterkirche



Der Küchenwächter auf dem Regal 



Ein Wahlspruch in der Küche 





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