Montag, 11. Juli 2016

Fünferlei Kräuter

Eisenkraut, Odermennig, Echter Steinklee, Apfelminze in der Küche der Alten Schule Fredelsloh (Auf dem Tisch Doros Blüten und Kräuter ausgebreitet)




Fünferlei Kräuter

Nun habe ich sie beisammen, meine Lieblingskräuter: Bachminze, Mädesüß, Odermennig, Johanniskraut und zu meiner großen Freude das Eisenkraut dazu. Schon im ersten Jahr meines Hierseins im schönen Dorf Fredelsloh fand ich in der Umgebung eine Pflanze der Verbena officinalis, wie das Eisenkraut botanisch genannt wird. Dann war es verschwunden, nun habe ich an einem anderen Ort es wieder entdeckt. Sei bedankt. . . Selbstverständlich habe ich nicht die ganze Pflanze herausgerupft, sondern mir nur ein paar blühende Stängel mit genommen.

Eisenkraut
Jetzt kann ich meinen Fünfkräutertee für den Winter zusammen stellen. Die Bachminze mit ihrem Aroma empfinde ich als klärend für Seele, Geist und Atmosphäre. Das macht sich schon beim Trocknen der Kräuterbüschel bemerkbar. Zusammen mit dem Mädesüß und dem Eisenkraut zählt sie zu den „Druidenpflanzen“, sie wurden von diesen verehrt und genutzt. Das Mädesüß gibt dem Tee eine duftige Note, da ich davon fast nur die Blüten sammle. Es gilt als eine Art „Naturaspirin“, doch darum geht es mir nicht als Zusatz für meine Teemischung.

Ich habe meinen eigenen Zugang zu den Kräutern, und Aufzählungen von Inhaltsstoffen langweiligen mich. Ich bin kein Heiler, der für andere Menschen die Kräuter erntet, es geht mir um mein eigenes Wohlbefinden, und so sammle ich die Kräuter, mit denen ich mich wohl fühle. Auch vom Odermennig, der ebenso wie das Mädesüß zur Familie der Rosengewächse gehört, nehme ich das blühende Kraut, mit wenig Blattwerk daran. Der Odermennig mit seinen kleinen gelben Blüten riecht schon etwas herber, bitterer. Er stärkt den Körper über die Leber, mit der unser Leben erhalten wird.

Das Johanniskraut, Hypericum perforatum,  ist eigentlich ein Johanniskraut, denn es gibt derer mehrere, die zu Johanni, zur Sommersonnenwende, zum Räuchern genutzt werden. Auch Artemisia vulgaris, der Beifuß, gehört dazu. Doch Sammeln für meinen Tee tu ich den nicht, er ist mir zu bitter. Allenfalls zum Räuchern trockne ich mir ein paar Zweige. Das gelbblühende Johanniskraut hingegen ist mir sehr wertvoll. Es ist ganz Sonne, und es bringt Sonne ins Herz, und Sommerlicht. Das ist für die dunkle Jahreszeit passend. Es „photosesibilsiert“ die Haut, und während einer Johanniskrautteekur sollte man sich nicht zu sehr der Sonne aussetzen, da man leichter einen Sonnenbrand bekommen kann.

Nun noch das Eisenkraut. Die wissenschaftliche Medizin nutzt es nicht mehr, doch früher hatte es einen hohen Rang im Arzneischatz, worauf schon der botanische Artname „officinalis“ hinweist. Im Offizium der Apotheke wurden früher die Kräuter über den Tresen gereicht. Es ist für mich ein unspezifisches Stärkungsmittel, früher wurde es in der Gesundungsphase nach schweren Krankheiten verabreicht.

Odermennig
Wie schon erwähnt, sind das meine fünf mir liebsten Kräuter, ich habe zu jeder Art eine eigene Beziehung. Sie sind eher zu mir gekommen, als ich zu ihnen. Am längsten begleitet mich das Johanniskraut, welches ich schon lange Zeit jedes Jahr wieder sammele. Einmal sah ich in dieser Pflanze wahrlich die Elfen tanzen. Eine Aura von Hellig- und Heiligkeit hatte sie um sich. Ausgerechnet in der Nähe des Bremer Flughafens fand ich diesen Elfentanzplatz.

Der Odermennig kam zu mir als eine Karte, die ich aus einem Kartenset mit den Bachblüten zog. „Agrimony“. Nun wächst er in meiner neuen Wahlheimat in den Hügeln ringsum, und ich darf ihn sammeln. Mädesüß und Bachminze habe ich für mich entdeckt, als ich mein KleinHäuschen in einer Kleingartenanlage am Rande von Bremen zur Verfügung hatte. Sie wuchsen dort in und an den Gräben ringsum. Bachminzebüschel habe ich auch gerne einfach nur im Zimmer hängen. Sie vertreiben „böse Geister“, ebenso wie das Johanniskraut. Nun kommt noch das Eisenkraut hinzu.

Ich habe noch eine zweite Teemischung, den „Tee der Landschaft und der Jahreszeiten“, da kommt hinein, was das Jahr so mit sich bringt: Es beginnt im Vorfrühling mit den Märzveilchen, dann kommen Schlüsselblumen hinzu, Minzen verschiedener Art aus dem Garten, Melisse, Zitronenkatzenminze, Thymian und Quendel, Kornblumen- und Malvenblüten, und später im Jahr getrocknete Apfelschalen, die bei der Herstellung von Apfelmus anfallen. Daraus entsteht eine Art „Tagestee“, während ich den Fünfkräutertee eher für besondere Zeiten vorbehalte.

Für spezifische Heilzwecke habe ich dann noch Kamilleblüten und Salbei aus dem Garten getrocknet, letzteren auch zum Räuchern. Leider habe ich dieses Jahr einmal wieder die Ernte der Weißdornblüten verpasst, sonst habe ich die auch im Repertoire, ebenso wie Lindenblüten. Diese Tees werden jedes Jahr erneuert.

Odermennig und Mädesüß
Das für mich wichtigste jedoch ist, dass ich mich meinen Kräutern annähere, sie „zu mir nehme“, und es müssen nicht die eurigen sein. Jede/r hat die Kräuter für sich, die ihm oder ihr behagen. Ich weise bei meinen Kräuterwanderungen immer wieder auf diesen Punkt hin. Das Wissen um die Inhaltstoffe nutzt uns im Umgang mit Kräutern nur wenig. Sicher ist es gut, die für mich giftigen Pflanzen zu kennen, doch damit hat es sich auch. Das Gelb des Johanniskrautes weist auf die Sonne hin, das Gelb der Blüten des Odermennig auf die gelbe Galle, wenn ich hingegen die Blüten des Johanniskrautes zerreibe zwischen den Fingern, bekomme ich eine purpurrote Farbe. Purpur als Farbe ist die Farbe der Herrscher gewesen, so zeigt mir diese Pflanze in ihrer Gestalt, in ihren Unformungsprozessen, wobei sie mir hilft. Das Luftige, Duftige des Mädesüß hat einen Bezug zu den Lungen, und das etwas steife, starre der Gestalt des Eisenkrautes zeigt die Zähigkeit zum Leben, die es unterstützt. Die Bachminze wiederum hat etwas freundliches, venusisches, etwas anmutiges in ihrer Duftgestalt. Das alles „nehme ich zu mir“, wenn ich mich diesen Pflanzen anvertraue.

Zuguterletzt möchte ich den Chippewa-Heiler Sun Bear zitieren: „Das einzige, was die Menschen wird schützen können, ist eine Annäherung an das Land und die Ausgewogenheit mit den Naturkräften. Es gibt überall Kräuter innerhalb eines Umkreises von achtzig Kilometern gegen nahezu jede Erkrankung, die vorkommen kann. Wenn die Zeit kommt, dass man Kräuter nicht mehr über weite Entfernungen erhalten kann, wird es gut sein, jene zu kennen, die in der Umgebung wachsen.  . . .  Kräuter wirken sowohl auf unsere geistige als auch auf unsere körperliche Verfassung ein. In alten Zeiten gaben Medizinmänner nicht immer dasselbe Kraut für dieselbe Erkrankung, auch wenn es so aussah, als ob es sich um die gleichen Symptome handelte.  . . .  Die meisten Leute werden sich darauf besinnen müssen, wirkliche Erfahrung zu sammeln und die Lehren zu beachten, wie ein Kraut tatsächlich wirkt. . . . Aber wenn man in harmonische Ausgewogenheit zurückkehrt und Pflanzen wieder zu schätzen beginnt und sie in guter Art und Weise verwendet, dann werden sie euch auch wieder dienen.  (Zitiert nach Heinz J. Stammel  -  Die Apotheke Manitous – Das Heilwissen der Indianer)

Und welches sind „Deine“ Kräuter?



8 Kommentare:

  1. Ich liebe den Duft von trocknenden Kräutern. Meine Kräuter sind Brombeerblätter die ich fermentiere . Sehr gut für Nachmittags und Abends .
    Von Eisenkraut kenne ich eine Stelle die allerdings weiter weg liegt. Ich überlege ob ich nicht Samen davon woanders ausstreuen soll. Diese Stelle wird vom Jakob-Kreuzkraut bald überwuchert sein.

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  2. Eisenkraut ist hier wirklich rar, ich freue mich immer, wenn ich eines sehe. Ich bin zur Zeit noch am Blüten sammeln, Kamille, die letzten Lindenblüten, Klatschmohn. Dazu noch die Ernte der Früchte. . . Mein Zitronenthymiangelee ist übrigens wieder lecker geworden. Leider nur drei Gläser. Für gaaanz liebe Gäste. . .

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  3. Kamille und Klatschmohn kann ich hier nicht sammeln.Zitronenthymian habe ich draußen in einem Pott , aber dieses Jahr ist mir nicht nach Gelee, ich habe noch vom vorigem Jahr soviel. Aber Gelee aus Lindenblüten machte ich, so zur Vorbeugung gegen Erkältung. Ist sehr lecker.
    Heute war ich 4 Stunden unterwegs und suchte Himbeeren, hab nicht viel mehr als eine Handvoll mitgebracht. Soll Himbeeressig werden.

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  4. Himbeeressig ist gut. Den mag ich. Heute war ich auch noch in Sammellaune, am frühen Nachmittag noch einmal raus, Walderdbeeren (wohl erst einmal die letzten) und Waldhimbeeren (für Marmelade, Lieblingsmarmelade meines 15 Jahre alten Sohnes). Auf dem Rückweg noch einen Eichhasen gefunden, das ist ein essbarer Pilz, der eine gute Größe erreichen kann. Meiner wog 2,75 kg, und ich hab nur den halben mit genommen. . .

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  5. Hier gibt es noch keine Pilze, danach schau ich auch immer, aber nix.Eichhase würde ich erkennen. Himbeeren fangen gerade erst an reif zu werden, ich habe noch nicht viele finden können und wenn, dann sind die größeren Bestände weit weg.
    Walderdbeeren gibt es hier am Wegrändern, die kann man aber wegen den vielen Hunden nicht sammeln.
    Gesten brachte ich auch junge Blätter von Pastinaken mit. Die sollen trocknen und werden mit Salz vermischt als Gewürz. Ob das schmeckt weiß ich nicht , habe ich noch nie gemacht.

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  6. so etwas ähnliches habe ich mit den Blättern von Sellerie gemacht, damit funktioniert es gut.

    Hier ist auch noch nicht wirklich Pilzzeit, doch gibt es vereinzelte Funde. eichhase ist eher selten, dafür aber standorttreu.

    Bei den Walderdbeeren habe ich wirklich Glück, ich habe eine gute Stelle weit weg von Hunden, und die Waldhimbeeren beginnen hier gerade, heut gibts die ersten Gläser. . .

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  7. Ich kann erst nächste Woche wieder raus in den Wald, bis dahin gibt es sicherlich mehr Himbeeren die reif sind.
    Heute habe ich Obst und Gemüse zum einkochen gekauft, das muß ich gleich verarbeiten.

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  8. Jetzt sind auch noch mit dem Gemüse für die heutige Gemeinschaftsküche jeweils zwei Kilo rote Johannisbeeren und rote Stachelbeeren hereingekommen. Dabei gibt es draußen noch so viel zu Ernten. . . tststs

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